Bayer sieht neue Konzentrationswelle bei rezeptfreien Mitteln gelassen

17.12.2015 - Deutschland

(dpa-AFX) Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer sieht sich durch den angekündigten milliardenschweren Sparten-Tausch der Konkurrenten Sanofi und Boehringer Ingelheim nicht unter Zugzwang. "Das ändert unsere Strategie nicht", sagte die für das Geschäft mit rezeptfreien Mitteln bei Bayer zuständige Managerin Erica Mann am Dienstag in Basel. Sie rückt zum 1. Januar als erste Frau in den Bayer-Vorstand auf. Mit der jüngsten Konzentrationswelle liefern sich die führenden Anbieter in diesem für Pharmakonzerne zum Risikoausgleich begehrten Geschäft ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die Abstände in der Spitzengruppe sind klein. Die genaue Position ist aus Sicht von Mann dabei nicht das Entscheidende. Wegen Vorteilen etwa bei der Vermarktung sei es aber wichtig, unter den drei Größten der Branche zu sein.

Der Markt für rezeptfreie Mittel bleibe "stark fragmentiert", sagte Mann. Eine weitere Konsolidierung sei abzusehen. Mit den milliardenschweren Käufen des Consumer-Care-Geschäfts von Merck & Co (USA) und Dihon Pharmaceutical (China) hatte Bayer 2014 das Geschäft selbst deutlich ausgebaut. Allein der Zukauf des Merck-Geschäfts war gut 10 Milliarden Euro schwer. Sanofi und GlaxoSmithKline bewegen sich nach den am Vortag angekündigten beziehungsweise bereits vollzogenen milliardenschweren Sparten-Tausch-Aktionen der Briten in ähnlichen Dimensionen. Die Franzosen wollen ihr Tiermedizingeschäft loswerden und dafür die rezeptfreien Mittel von Boehringer bei sich eingliedern. Nach eigenen Angaben hätten sie so die Möglichkeit, Weltmarktführer mit den jeweiligen Sparten zu werden.

Auch Bayer will laut Mann im Geschäft mit rezeptfreien Mitteln weiter sowohl aus eigener Kraft als auch durch strategische Zukäufe wachsen. Im Raum Asien Pazifik sieht sie noch Potenzial. Dort gehöre Bayer noch nicht zu den führenden Anbietern. In China sei Bayer hingegen bereits sehr erfolgreich. Bei den Schwellenländern setzt sie weiterhin auch auf Brasilien und Russland. Die USA seien als größter Markt der Welt auch unglaublich wichtig, betonte Mann. Mit den Merck-Aktivitäten kam Bayer dort zuletzt voran. Die Produktpalette könnte rund um das Schmerzmittel Aspirin oder die Hautpflegesalbe Bepanthen erweitert und das Angebote insgesamt breiter gestreut werden.

Das so gestärkte Geschäft soll laut Mann auch als Risikopuffer im Bayer-Konzern dienen, bei dem sich künftig in den neuen drei Sparten alles um die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze drehen soll. Das Geschäft mit Medikamenten gilt wegen langer Entwicklungszyklen und hoher Kosten als besonders riskant. Der Markt für rezeptfreie Mittel wächst hingegen selbst in Krisenzeiten relativ stetig. Im Schnitt liege das Wachstum des Marktes bei vier bis fünf Prozent pro Jahr. Mann bekräftigte die Ziele. Ihr Geschäft solle weiterhin stärker als der Markt wachsen.

Mit Mitteln etwa gegen Allergien, Schmerzen, Husten und Grippe, Magen-Darm-Beschwerden oder zur Hautpflege und zum Sonnenschutz setzte Bayer im vergangenen Jahr weltweit inklusive des Merck- und Dihon-Geschäfts rund 5,6 Milliarden Euro um. Es ist auch gemessen an der Zahl der Mitarbeiter mit 11.700 die kleinste Sparte des Konzerns. Die konjunkturanfällige Kunststoffsparte Covestro hatte Bayer im laufenden Jahr an die Börse gebracht. Konzernchef Marijn Dekkers gab dem Konzern so ein neues Gesicht und machte ihn binnen weniger Jahre zum wertvollsten Unternehmen im Dax.

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