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Torsade de pointes



Als Torsade de pointes, Torsade-de-pointes-Tachykardie oder in Anlehnung an die engl. und franz. Schreibweise auch Torsades-de-pointes-Tachykardie wird in der Kardiologie eine Sonderform der ventrikulären Tachykardie bezeichnet, die durch eine wellen- bzw. schraubenförmige Konfiguration der Kammerkomplexe im Elektrokardiogramm (EKG) charakterisiert ist. Da sie rasch zu Kammerflimmern degenerieren kann, handelt es sich grundsätzlich um eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung.

Ursachen

Häufigste Ursachen einer Torsade de pointes sind ein erniedrigter Magnesiumspiegel im Blut (Hypomagnesiämie) und eine Vielzahl von Medikamenten, die besonders bei empfindlichen Personen zu einer verlängerten QT-Dauer im Ruhe-EKG führen und das Auftreten dieser Tachykardien begünstigen können. Hauptangriffsort dieser Medikamente ist meist der HERG Kaliumkanal, der aufgrund seiner Größe und Struktur (große Pore) sehr anfällig für die verschiedensten Substanzen, auch große Moleküle, ist. Durch Blockade desselben wird die Repolarisation der Herzmuskelzelle verzögert, und es kommt zu einer Verlängerung der Plateauphase und somit des Aktionspotentials. Zudem kommt es zu einer intrazellulären Anhäufung von Kalzium-Ionen (durch eine verzögerte Inaktivierung oder Reaktivierung kardialer Ca-Kanäle), was frühe Nachdepolarisationen ("Early After Depolarisations" = EADs) begünstigt. Diese können als pathologische U-Wellen im EKG zutage treten.

Die verspätete Repolarisation kann neben der Entstehung der o.g. EADs auch eine übermäßige, räumliche Dispersion der Repolarisation begünstigen. Beide Mechanismen führen so zur Entstehung einer Torsade de Pointes-Tachykardie.

Weitere begünstigende Faktoren sind Kaliummangel (Hypokaliämie), Sauerstoffmangel (Hypoxämie), Herzinsuffizienz, Herzmuskelverdickung (Hypertrophie), langsamer Puls (Bradykardie), Verlängerung der QT-Dauer im EKG (QT-Syndrom) und weibliches Geschlecht.

Angeborene Veränderungen (Mutationen) der kardialen Ionenkanäle, zum Beispiel im Rahmen eines QT-Syndroms, seien noch als besonders begünstigende Faktoren zu erwähnen.

Therapie

Bei einer anhaltenden Torsade de pointes-Tachykardie besteht meist ein Kreislaufstillstand, so dass eine sofortige Defibrillation notwendig ist. Selbstlimitierende, aber wiederkehrende Torsade de pointes-Tachykardien können oft durch die Zufuhr von Magnesium (meist als Magnesium-bis-hydrogenaspartat) oder Antiarrhythmika unterdrückt werden. Bei medikamentös bedingten Torsade de pointes sind die Identifikation und das Absetzen des auslösenden Agens von entscheidender Bedeutung.

Literatur

  • Dessertenne F: Ventricular tachycardia with two variable opposing foci. Arch Mal Coeur Vaiss (1966) 59:263-72. PMID 4956181.
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