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Thiamin



Strukturformel
Allgemeines
Trivialname Vitamin B1
Andere Namen
  • Thiaminchlorid
  • Aneurin
  • antineuritisches Vitamin
  • Antiberiberifaktor
  • 3-((4-Amino-2-methyl- 5-pyrimidinyl)methyl)- 5-(2-hydroxyethyl)- 4-methylthiazolium- chlorid
Summenformel C12H18N4OS2+ 2 Cl-
CAS-Nummer 59-43-8
Kurzbeschreibung farbloses Pulver, charakteristischer Geruch
Vorkommen Weizenkeime, Sojabohnen, Schweinefleisch
Physiologie
Funktion Kohlenhydratstoffwechsel, Coenzym bei dehydrierenden Decarboxylierungsreaktionen (z. B. im Pyruvatdehydrogenasekomplex)
Täglicher Bedarf 1,0–1,2 mg
Folgen bei Mangel Muskelatrophie, Herzinsuffizienz, neurologische Störungen, Beriberi, Wernicke-Enzephalopathie
Überdosis nicht bekannt
Eigenschaften
Molare Masse 337,27 g/mol
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 248 °C (Zersetzung)
Löslichkeit sehr gut löslich in Wasser
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Thiamin oder Vitamin B1 ist ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex von schwachem, aber charakteristischem Geruch und ist insbesondere für die Funktion des Nervensystems unentbehrlich. Wird das Vitamin B1 für ca. 14 Tage dem Körper nicht mehr zugeführt, sind die Reserven zu 50 % aufgebraucht. Es wird im Volksmund auch Stimmungsvitamin genannt.

Inhaltsverzeichnis

Aufgabe/Funktion

Vitamin B1 ist für die Verbrennung von Kohlenhydraten unbedingt erforderlich, wobei es sich als Coenzym selbst verbraucht. Da Gehirn und Nervenzellen auf Energie aus Kohlenhydraten angewiesen sind, wirkt sich ein Thiamin-Mangel besonders auf alle Gehirn- und Nervenfunktionen aus. Es ist auch für die Umwandlung von Kohlenhydraten in Fette nötig.

Als Thiamindiphosphat (TDP, Coenzym von Decarboxylasen und Transketolase, auch Thiaminpyrophosphat (TPP) genannt) wirkt es beim Abbau von Kohlenhydraten im Gehirn und in den Muskeln. Auch Kondition und Gedächtnis hängen von diesem Vitamin ab. Es ist für die Produktion von Magensäure notwendig. Es ist ein Coenzym für die Pyruvat-Dehydrogenase, einen Multienzymkomplex, welcher Pyruvat zu Acetyl-CoA umsetzt.

Verluste in Nahrungsmitteln

Thiamin ist hitzeempfindlich, es wird durch Kochen zerstört (zu ca. 40%). Es ist wasserlöslich, dadurch geht beim Kochen in Wasser ein Teil ins Kochwasser verloren. In rohem Fisch und Farnen ist das Enzym Thiaminase enthalten, das Thiamin abbaut und somit vernichtet.

Vorkommen

Pro 100 g der folgenden Lebensmittel sind die angegebenen Mengen Thiamin enthalten:

  • 13,1 mg in Bierhefe
  • 2,2 mg in Sonnenblumenkernen
  • 2 mg in Weizenkeimen
  • 1,1 mg in Macadamianüssen
  • 0,8-1,5 mg in Sesam
  • 1 mg in Sojabohnen
  • 0,90 mg in Schweinefleisch
  • 0,60 mg in Rindfleisch
  • 0,76 mg in Erbsen
  • 0,65 mg in Haferflocken
  • 0,4–0,7 mg in Vollkorngetreiden (Weizen, Gerste, Mais, Reis)
  • 0,50 mg in Weißen Bohnen
  • 0,20 mg in Löwenzahnsalat
  • 0,10 mg in Hühnerfleisch
  • 0,10 mg in Kartoffeln (gekocht)
  • 11,7 mg in Teff

Bedarf

  • Frauen 1,1 mg/Tag
  • Männer 1,3 mg/Tag

Mangelerscheinungen (Hypovitaminose)

Symptome:

Folgen einer Überdosierung (Hypervitaminose)

Thiamin besitzt eine große therapeutische Breite. So zeigen tierexperimentelle Befunde bei Ratten, dass selbst eine 100fach über dem täglichen Bedarf liegende Dosis über drei Generationen ohne Nebenwirkungen vertragen wurde. Nach parenteraler Verabreichung (= Spritzentherapie)in den Muskel bzw. in die Vene wurden allerdings in Einzelfällen teils schwerste Überempfindlichkeits-Reaktionen bis hin zu Atemnot und Schockzuständen beschrieben. Wegen dieser allergischen Reaktionen sollte Vitamin B1 daher nur in Ausnahmefällen parenteral gegeben werden, orale Therapie der Wahl zur Vitamin B1-Substitution ist das fettlösliche und dadurch hervorragend gewebegängige Thiamin-Prodrug Benfotiamin.

Geschichte

  • 1882: erkannte der Japaner Kanehiro Takaki, dass die schon um 2600 vor Chr. in China bekannte Beriberi-Krankheit durch zweckmäßige Ernährung (aus dem Vitamin-B-Bereich) geheilt werden kann.
  • 1897: wies der Nobelpreisträger für Medizin/Physiologie (Nobelpreis 1929) Christiaan Eijkman Vitamin B1-Mangeleffekte durch das Füttern von poliertem Reis nach und zeigte, dass durch die Verfütterung der Silberhäutchen (Kleie) des Reises der Mangel behoben werden kann. Wegen seiner Wirkung auf die Nerven wurde es zunächst Anti-Polyneuritis-Vitamin oder Aneurin (antineuritisches Vitamin) genannt.
  • 1932: erhielt es dann aber von Windaus wegen seines Schwefelgehaltes die Bezeichnung Thiamin, die heute der einzig zulässige Name ist.
  • 1926: wurde das Vitamin erstmalig von Jansen und Donath in kristalliner Form aus Reiskleie isoliert.
  • 1936: wurde die Struktur von Vitamin B1 etwa gleichzeitig von R. R. Williams und Grewe aufgeklärt. Die Synthese erfolgte durch R. R. Williams 1936 und von Andersag und Westphal 1937.
  • 1952: entdeckte die japanische Forschergruppe um Fujiwara das fettlösliche Thiamin-Prodrug Benfotiamin, mit dem sich hohe Thiaminspiegel in den Zielorganen erreichen lassen

Literatur

  • Klaus Oberbeil: Fit durch Vitamine. Südwest-Verlag, 2003, ISBN 3517078247
  • Georg Dallmeier: Kalorien, Nährstoffe, Vitamine. Compakt Verlag, 2003,ISBN 3817455143
  • Harald Friesewinkel: Das Wichtigste über Vitamine. Knauer Verlag, 2004, ISBN 3417247187
  • Karl-Heinz Bässler et al.: Vitamin-Lexikon. Urban & Fischer Verlag, 2002, ISBN 3437211412
  • Hans Konrad Biesalski et al.: Vitamine, Georg Thieme Verlag, 1997, ISBN 3131184019

Siehe auch

  • Portal:Essen & Trinken
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Thiamin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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