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Rotz (Krankheit)



Der Rotz (lateinisch: Malleus) (auch Mürde, Hautwurm) ist eine Krankheit, die vom Bakterium Burkholderia mallei verursacht wird und üblicherweise Einhufer wie Pferde oder Esel befällt, gelegentlich Kamele, aber selten auch Hunde und Katzen. Auch Menschen können an Rotz erkranken, der Rotz-Erreger wird deshalb als biologischer Kampfstoff eingesetzt. Anton Dilger experimentierte mit dem Erreger bereits während des 1. Weltkrieges. Es gibt keine Schutzimpfung.

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Rotz gilt als eine der ältesten Pferdekrankheiten und fand bereits bei Hippokrates und Aristoteles Erwähnung. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Erkrankung weltweit und besonders unter Armeepferden verbreitet. Nach einer letzten Seuchenspitze im 2. Weltkrieg gelang es mittlerweile, den Rotz durch systematische Test- und Keulungsprogramme in Westeuropa und Nordamerika zu tilgen. Seit den 1990er Jahren steigt die Anzahl rotzkranker Renn-, Militär- und Hobbypferde in Asien und Südamerika jedoch stetig an. Ostasien, Indien, Irak, Iran, Türkei und Brasilien sind als endemisch verseucht anzusehen. In Deutschland trat der letzte Fall 1955 auf. Durch die Globalisierung von Pferdehandel und Reitsport kann es jederzeit zur Neueinschleppung der Seuche kommen.

Ätiologie und Epidemiologie

Die Infektion mit Burkholderia mallei erfolgt meist oral oder durch Hautkontakt – seltener als aerogene Tröpfcheninfektion – durch infizierte Pferde. Die Einschleppung erfolgt durch Einstallung erkrankter oder latent infizierter Tiere, wobei letzteren große epidemiologische Bedeutung beizumessen ist. Eine Ansteckung erfolgt überwiegend über die gemeinsame Nutzung von mit infektiösem Speichel oder Nasenausfluss kontaminierten Krippen und Tränken. Die Haltung auf engem Raum begünstigt eine Infektion, Rotz gehört deshalb zu den echten Stallseuchen.

Klinik

Akuter Rotz tritt meist bei Eseln und Maultieren auf. Zu Beginn tritt hohes Fieber auf, es zeigt sich erst einseitiges, dann beidseitiges Nasensekret und eine Schwellung der Kehlgangslymphknoten. Je nach Lokalisation unterscheidet man verschiedene Typen des Rotzes:

  • Malleus farciminosus (Hautrotz)
  • Malleus humidus (Nasenrotz): diphtheroide Belege, Knötchen und Geschwüre auf den Schleimhäuten der oberen Luftwege
  • Malleuspneumonie (Lungenrotz): Rotzknötchen und Geschwüre in der Lunge

Chronischer Rotz zeigt sich meist beim Pferd: es treten unregelmäßige Fieberschübe, Husten, Atembeschwerden und Schwellung der Kehlgangslymphknoten auf.

Ältere Rotzknötchen und Geschwüre verwandeln sich in die typischen eisblumenförmigen „Rotznarben“.

Diagnostik

Klinisch kann die Diagnose an der typischen Veränderungen im Nasenbereich gestellt werden. Ferner kann man Rotz durch pathologische und histologische Untersuchung der Rotzveränderungen diagnostizieren. Die Rotzerreger können aerob kultiviert werden, wurden aber in die Risikostufe 3 für Humanpathogenität eingeordnet. Erst nach 48 Stunden sind die Kolonien zu sehen. Serologisch werden die SLA bei frischen Infektionen, die KBR bei älteren Infektionen (höhere Spezifität) genutzt. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch die (heute verbotene) allergische Mallein-Augenprobe, bei der es 14 Stunden nach Einbringen der Testflüssigkeit in den Bindehautsack zu einer Entzündung kommt.

Tierseuchenbekämpfung

Rotz war bis 1. Januar 2002 ein Gewährsmangel. Rotz ist eine Anzeigepflichtige Tierseuche und lebensgefährliche direkte Zoonose. Bei einem Ausbruch ist jegliche Therapie verboten - alle infizierten Tiere müssen getötet werden. Ansteckungsverdächtige Tiere müssen monatelang abgesondert werden. Bei Import aus Seuchengebieten sind serologische Untersuchungen mittels KBR vorgeschrieben.

Die Schlachterlaubnis ist für rotzkranke oder seuchenverdächtige Tiere zu versagen. Ebenfalls verboten ist das Abhäuten von Kadavern. Im Rahmen der Fleischbeschau ist bei Einhufern eine systematische Untersuchung von Schädel und Atemtrakt auf Rotzveränderungen durchzuführen. Bei positivem Befund gilt der Tierkörper als untauglich für den menschlichen Verzehr und darf auch nicht als Tierfutter verwertet werden.


Siehe auch

Literatur

  • Rolle, Mayr: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 2002
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Rotz_(Krankheit) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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