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Meniskus (Anatomie)



 

 

Als Meniskus bezeichnet man in der Anatomie einen scheibenförmigen (im Knie halbmondförmigen) Knorpel in einem Gelenk. Im Gegensatz zu einem Diskus teilt ein Meniskus die Gelenkhöhle nur unvollständig. Bei Säugetieren gibt es im Kniegelenk zwei große Menisken sowie zahlreiche kleinere Menisken in anderen Gelenken (z. B. Interphalangealgelenk), die sich häufig von der Kapsel ableiten und in das Gelenk hineinragen. Der Name leitet sich ab aus dem Griechischen und bedeutet aufgrund der Meniskusform in etwa „Möndchen“. Auch bei Vögeln kommen Menisken neben dem Kniegelenk in anderen Gelenken vor (Handgelenk, Wirbelsäule).

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Sowohl Finite-Elemente-Methode-Modelle als auch Labormessungen[1] unterstreichen die Bedeutung der Kniegelenkmenisken bei der (Druck-)Kraftübertragung zwischen den beiden Gelenkflächen (von Femur und Tibia) des Kniegelenks. Da die menschlichen Kniegelenkmenisken zur Hauptsache (ca. 90%) Kollagen-Fasern des Typ 1 enthalten und diese hauptsächlich auf Zug beansprucht werden, muss zum widerspruchsfreien Verständnis diese Zugbeanspruchung plausibel gemacht werden. Die Zugbeanspruchung entsteht vor allem in der Nähe der Vorder- und Hinterhörner, mit denen die Menisken knöchern auf dem Tibiaplateau befestigt sind. Zusätzliche Zugbeanspruchung entsteht bei der Verformung der Menisken z. B. bei Kniebeugen. Neben diesen Grundbeanspruchungsarten ist es aufgrund der Form der Menisken sehr wahrscheinlich, dass sie auch für eine bessere Verteilung der Gelenksflüssigkeit auf den Gelenkknorpeln zur Reibungsminderung und Ernährung sorgen.

Dass bei Menschen mit einem operativ entfernten Meniskus die Gefahr einer frühzeitigen Arthrose erheblich steigt, ist seit 1948 bekannt[2] und heute allgemein anerkannt. Aufgrund der Beweglichkeit der Menisken (vor allem des lateralen Meniskus), vergrößern sie auch die Gelenkfläche auf dem Tibiaplateau bzw. die Kontaktfläche für den Femurkopf. Durch die Gelenkform (Bicondyläres Gelenk) des Knies sind hier, zusätzlich zu reinen Beuge- und Streckbewegungen, Rotationen um wenige Grad, sowie Verschiebungen (Translationen) nach vorne und hinten möglich. Die Kontaktfläche des knöchernen Tibiaplateaus wäre hierfür ohne die Menisken inadäquat.

Schäden am Meniskusapparat

 

Viele Menschen nehmen im Laufe ihres Lebens ihren Meniskus nicht bewusst wahr. Von Verletzungen der Menisken sind meist Sportler betroffen oder Menschen, deren Tätigkeit die Knie überbeansprucht, so zum Beispiel Fliesenleger. Besondere Risikosportarten für Meniskusverletzungen sind unter anderem Fußball, Tennis, Handball, Skifahren, Basketball, Diskuswerfen, Karate und Radsport (oft unfallbedingt). Eine Meniskusverletzung erfolgt meist bei einer intensiven und schnellen Verdrehung des Kniegelenkes.

Meniskusquetschung

Die harmlose Variante einer Meniskusläsion (Verletzung) bezeichnet man als Meniskusquetschung. Hier genügt eine konservative Behandlung und eine Sportpause von ca. 3 Wochen. Operativ kann hier ein Entlastungsschnitt (Silcherscher Schnitt) in einigen Fällen die Heilung unterstützen.

Meniskusruptur

Anders sieht es bei einer Meniskusruptur (Meniskusriss) aus. Innenmeniskusverletzungen (also des Meniscus medialis) sind wesentlich häufiger. Die Risse werden nach ihrer Verlaufsrichtung in Querrisse, Lappenrisse (Zungenrisse), Längs- bzw. Korbhenkelrisse und oberflächliche Risse eingeteilt. Die Diagnose erfolgt durch klinische Untersuchung, Kernspintomographie, und Arthroskopie (Gelenkspiegelung).

Ein Korbhenkelriss ist die Bezeichnung für einen parallel zu der Hauptrichtung der Fasern verlaufenden Meniskusriss. Der Meniskus wird dabei entlang seines Verlaufes längs gespalten, das vordere und hintere Ende des Fragmentes behält weiterhin Verbindung zum Rest des Meniskus. Der freie Rand disloziert in den Gelenkspalt und verursacht akute Schmerzen.

 

Diagnostisch kann so ein Korbhenkelriss bei der klinischen Untersuchung Probleme bereiten, denn manchmal legt sich das Fragment wieder an seinen Ursprung an, dann ist die "typische Meniskussymptomatik" nicht zu finden.

Degenerative Veränderungen

Genauso, wie die Knorpelfläche eines Gelenkes sich im Laufe der Zeit degenerativ verändert, verschleißen auch die Menisken. Unter Last wird das Meniskusgewebe ausgewalzt, wird immer dünner, bis es schließlich zerreißt. Diese Veränderungen sind ein Teil des Geschehens bei der Entwicklung einer Arthrose. Bei Unfallverletzungen, die als Arbeitsunfall gelten sollen, ist die histologische Untersuchung des Meniskusgewebes von entscheidender Bedeutung für die Anerkennung eines Unfallzusammenhanges. Weitere degenerative Veränderungen können auch durch einen Eversionswinkel ungleich null Grad verursacht werden.

Therapie

Wie man einen Meniskusriss behandelt, hängt von einigen Faktoren ab. Alter, Sportlichkeit und Schmerzen des Patienten spielen eine große Rolle. Bei jungen Menschen und vor allem bei Sportlern ist eine Operation unumgänglich, da bei hoher Belastung des Knies ein gerissener Meniskus weiter einreißt und dadurch weitere Schäden im Kniegelenk anrichtet. Hierzu gehören z. B. so genannte Gelenkmäuse, die als abgetrennte Meniskusteile sich frei im Gelenk bewegen und z. B. eine Gelenksperre verursachen können. Meniskusgewebe hat die gleiche Oberflächenhärte wie der Gelenkknorpel, so daß bleibende Knorpelschäden die Folge sein können.

Symptome für einen gerissenen Meniskus sind meist Streckdefizite, das Knie kann also nicht mehr durchgestreckt werden. Hinzu kommen starke Schmerzen in der Kniekehle und an den Seiten, die bis ins Schienbein ziehen.

Bei einer Meniskusoperation wird zunächst eine Arthroskopie (Kniegelenkspiegelung) durchgeführt. Sie gibt den Operateuren genauen Aufschluss über den tatsächlichen Schaden der Menisken, da selbst die MRT-Bilder nicht unbedingt genauen Aufschluss liefern. Zunächst wird das Knie durchgespült, um gute Sicht ins Innere zu haben. Dann wird ein Stab mit einem Objektiv in das Knie eingeführt, das Innere wird auf einem Monitor betrachtet.

Nach Feststellung der arthroskopischen Diagnose wird die Operationstechnik bestimmt. Die medizinisch stets angestrebte Methode ist eine Meniskusrefixation (Meniskusnaht). Hierbei wird der Meniskus mit hochwertigem Nahtmaterial oder Meniskuspfeilen aus resorbierbaren Materialien wieder befestigt. Dies ist allerdings nur bei bestimmten Rissen möglich und auch nur, wenn der Meniskus an der Kapsel abgerissen ist, sodass er wieder dort angenäht werden kann. Die andere Variante ist die Meniskusteilresektion, hierbei wird das gerissene Stück des Meniskus entfernt.

Allerdings weisen Kniegelenke ohne Menisken keine gute Prognose auf, die Gefahr frühzeitiger Arthrose wächst. Dies lässt sich dennoch durch neue Entwicklungen in der Meniskusforschung verhindern. Ein sogenannter „Meniskusersatz“, ein Kunststoffimplantat, wird an die Stelle des entfernten Meniskus eingesetzt. Die Ergebnisse dieser Methode sind sehr zufriedenstellend, allerdings zieht das Einsetzen des Implantats eine lange Nachbehandlung hinter sich, Sportler müssen mit mehreren Monaten Pause rechnen. Die Meniskus(teil)entfernung führt dazu, dass im Knie kein Heilungsprozess abläuft. Schon einen Tag nach der Operation kann das Knie voll belastet werden und Gehstützen werden nicht mehr gebraucht. Nach zwei Wochen kann der Sportler bereits wieder leichtes Training aufnehmen, wie zum Beispiel Radfahren. Mit "Stop-and-Go"-Sportarten sollte jedoch länger gewartet werden, circa sechs Wochen.

Anders sieht es bei der Meniskusnaht aus. Hierbei muss der angenähte Meniskus heilen, eine lange Nachbehandlung ist nötig. Die Bewegungsfreiheit ist die ersten Tage nach der Operation nicht gegeben. Nach einigen Tagen kommt die Bewegung langsam wieder. Das operierte Knie darf mindestens drei Wochen nicht belastet werden, lediglich eine Belastung von 10-15 kg ist möglich. Eine vollständige Beugung des Beines ist erst nach Wochen wieder möglich, eine vollständige Aufnahme der sportlichen Tätigkeit erst nach einem halben Jahr, bei gutem Verlauf der Heilung eventuell auch früher. "Sanfte" sportliche Tätigkeiten, wie zum Beispiel Krafttraining, Radfahren, Joggen oder Schwimmen können nach circa 2 Monaten aufgenommen werden. Nach überstandener Meniskusnaht ist das die erfolgreichste Behandlung, mit der besten Perspektive für das Kniegelenk.

Eine neuartige Behandlungsmethode stellt der Einsatz eines sogenannten Collagen-Meniskus-Implantates dar. Als Vorteil gegenüber der Meniskusresektion wird dabei kein Gewebe entfernt, sondern während eines minimal invasiven Eingriffs ein Stück schwammartigen, kollagenösen Gewebes an den bestehenden Meniskus angenäht. Im Unterschied zum herkömmlichen Implantat, das als dauerhafter, künstlicher „Meniskusersatz“ fungieren soll, wachsen bei dieser Methode während der Regenerationsphase neugebildete, körpereigene Knorpelzellen an diesem Grundgerüst entlang und bauen im Idealfall einen funktionsfähigen „Ersatzmeniskus“ auf. Das implantierte Gewebe selber wird über die Zeit vollständig vom Körper des Patienten abgebaut.

Bereits kurz nach der Operation kann das Knie wieder bewegt werden, nach etwa einer Woche ist einfache Belastung im Alltag möglich, nach circa sechs Wochen kann mit Aufbautraining begonnen werden. Etwa ein halbes Jahr später ist das Knie wieder voll belastbar. Diese Methode kam in den Jahren 2000 bis Ende 2006 weltweit bei rund 400 Menschen zum Einsatz. Der Erfolg der Behandlung wird als gut bis sehr gut beurteilt.

Literatur

  1. P. Fehrmann und J. Mockenhaupt: Theoretische und experimentelle Analysen zur Bedeutung des intakten und des geschädigten Meniskus für die statische Beanspruchung des Kniegelenks. European Journal of Trauma. ISSN 1439-0590
  2. T. J. Fairbank: Knee joint changes after meniscectomy. J Bone Joint Surg Br, London, England, 1948.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Meniskus_(Anatomie) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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