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Marknagelung



 

Die Marknagelung ist ein chirurgisches Verfahren zur Versorgung von Brüchen der Röhrenknochen.

Historie

1940 hat Gerhard Küntscher auf einer Tagung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zum ersten Mal die Marknagelung vorgestellt. Die Entrüstung der Tagungsteilnehmer war damals groß. Dem Knochenmark wurde eine unersetzliche Bedeutung für die Vitalität des Knochens und Heilung nach Knochenbrüchen zugeschrieben. Das Knochenmark sollte nach damaliger Vorstellung nicht angetastet werden. Die klinischen Erfolge und die Vorteile der Marknagelosteosynthese haben aber schrittweise überzeugt. Die rasche Belastbarkeit der verletzten Extremität, der verkürzte Krankenhausaufenthalt und die rasche Wiedererlangung der Arbeitsfähigkeit waren die überzeugenden Argumente für dieses Osteosyntheseverfahren. Die langen Liegezeiten und Immobilisationen der konservativen Therapie verursachten erhebliche Komplikationen, wie z. B. eingesteifte Gelenke, Pneumonien, Thrombosen und Lungenembolie. Diese zum Teil lebensgefährlichen Komplikationen wurden sehr viel seltener.

Küntscher hatte zunächst einen ungebohrten und unverriegelten Marknagel vorgestellt. Das bedeutet, dass mehr oder weniger ein Stahlrohr in der Markhöhle verkeilt wurde und somit der Knochen durch die Schienung von innen elastisch verklemmt wurde. Der nächste Schritt war die Aufbohrung des Markhöhle, um eine bessere Verklemmung zu erreichen und damit noch stabilere Osteosynthese zu erhalten. Durch das Aufbohren wurde der Querschnitt vergrößert und ein dickerer Marknagel konnte implantiert werden. 1946 begann Küntscher den Markraum aufzubohren. Zunächst verwendete er starre Bohrer, bis 1955 ein flexibler, motorgetriebener Markraumbohrer zur Verfügung stand.

In den folgenden Jahren entwickelte sich die aufgebohrte Marknagelung zum Standardverfahren für Tibiaschaftbrüche mit geringem Weichteilschaden. 1972 wurden Marknägel eingeführt, die zusätzlich die Möglichkeit zur statischen oder dynamischen Verriegelung boten. Eine weitere Entwicklung ist der Kompressionsmarknagel, der die Option zur Kompression des Frakturbereiches ermöglicht und damit die Aposition der Frakturenden deutlich verbessert.

Gegenwart

Der heutige Stand der Technik sind Marknägel aus weitgehend inerten Titanlegierungen. Diese Implantate bieten die Möglichkeit einer statischen oder dynamischen Verriegelung sowie einer Kompression auf den Frakturspalt. Versorgt werden geschlossene und einfach offene Frakturen der großen Röhrenknochen (Femur, Tibia, Humerus). Andere Versorgungen stellen Aussenseiteranwendungen in Spezialfällen dar. Für gelenknahe Frakturen an oben genannten Knochen gibt es eine Reihe von Spezialimplantaten mit besonderen Eigenschaften wie z. B. den Gammanagel, proximaler Humerusnagel oder distaler Femurnagel. Die Implantate sind auf den Zielknochen anatomisch vorgeformt und in verschiedenen Dicken und Längen erhältlich.

Grundsätzlich können diese Implantate belassen werden, eine Metallentfernung ist nicht medizinisch erforderlich. Dennoch wird das Fremdmaterial häufig nach Abheilung der Fraktur nach einem Jahr entfernt. Einerseits wird damit der Weg für etwaige folgende Gelenkprothesen geebnet, andererseits können Verriegelungsschrauben der Marknägel auftragen und stören. Faustregel ist, je älter der Patient ist, desto eher wird das Implantat belassen. Über die Marknagelosteosynthese per se wird heute nicht mehr gestritten. Wissenschaftliche Streitpunkte sind heutzutage noch der aufgebohrte Nagel versus unaufgebohrten Nagel (reamed versus unreamed) und der optimale Zeitpunkt für die Versorgung von schwerstverletzten Patienten mit entsprechenden Osteosynthesen.

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Marknagelung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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