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Kompressionsstrumpf



Kompressionsstrümpfe sind als wesentlicher Bestandteil der Kompressionstherapie ein medizinisches Hilfsmittel, welches in bestimmten Ausführungen vom Arzt verordnet werden kann. Man behandelt damit Krampfadern (Varizen), Beinvenenthrombosen und deren Folge, das Postthrombotische Syndrom, sowie auch das Lymphödem und "offene Beine" (Ulcus cruris). Leider werden etwa die Hälfte der verordneten Kompressionsstrümpfe nicht oder nicht regelmäßig getragen. Dadurch entsteht allein ein sozialmedizinischer Schaden von etwa 100 Mio. Euro jährlich, abgesehen von den fatalen klinischen Folgen, die von einer CVI (Chronisch venöse Insuffizienz) über ein Ulcus Cruris Venosum bis hin zur Thrombose oder Embolie führen können.

Inhaltsverzeichnis

Wirkprinzip

Kompressionsstrümpfe erzeugen von außen Druck auf das Gewebe des umschlossenen Beines, um dessen geschädigtes Venen- oder Lymphsystem zu entlasten. Ein Kompressionsstrumpf ist so gefertigt, dass der ausgeübte Druck von oben nach unten analog zum Gewebedruck in Richtung der Schwerkraft zunimmt. Der ausgeübte Druck des Strumpfes ist je nach Krankheitsgrad des Patienten angepasst und wird in die Kompressionsklassen ("CCL" , "Ccl" oder "KKL") I - IV eingeteilt. Die Kompressionsklasse I ist die leichteste Kompressionsklasse.

Nur der Zustand der Entstauung einer Extremität kann erhalten bleiben (Erhaltungstherapie). Aktiv entstauen kann ein Kompressionsstrumpf nicht. Kompressionsstrümpfe und Kompressionsverbände dienen als Widerlager für die Muskelbewegung, etwa so wie eine Muskelfaszie. Somit können sie nur dann Wirkung in der Erhaltungstherapie haben, wenn der Träger des Kompressionsstrumpfs sich ausreichend bewegen kann. Bei immobilen Menschen wirken Kompressionsstrümpfe nur eingeschränkt. Um die arterielle Durchblutung nicht zu unterbinden, sollte vor der Verordnung der Knöcheldruckindex (KDI) mit einem Taschen-Doppler bestimmt werden. Der KDI sollte über 0,8 liegen. Bei Patienten mit pAVK (periphere arterielle Verschluss Krankheit) und Polyneuropathie sollte eine Kompressionstherapie nur unter ärztlicher Kontrolle und - Verantwortung durchgeführt werden.

Prophylaktische Anwendungen

In schwächerer Ausführung (KKL < I) sind Kompressionsstrümpfe auch als prophylaktisches Mittel gegen "Reisethrombose" oder als Unterstützung für Angehörige dauernd stehender Berufe (z. B. Verkäufer/in) in Verwendung. So senken Kompressionsstrümpfe das Risiko für eine Thrombose auf Langstreckenflügen, auch "Economy-Class-Syndrom" genannt, um rund 90 Prozent. Auslöser der "Reisethrombose" sind neben der eingeengten Sitzposition und der dadurch verursachten mangelhaften Durchblutung der Beine auch die sehr trockene Luft im Flugzeug, verbunden mit häufig zu geringer Flüssigkeitsaufnahme. Dies betrifft Passagiere, bei denen weitere innere Risikofaktoren vorliegen (siehe dazu Thrombose).

Regelmäßig werden Kompressionsstrümpfe nach Operationen oder auch für Träger von Gipsverbänden o. ä. verordnet. Meist werden sie in der leichteren Ausführung (Stützstrümpfe" bezeichnet, obwohl das Wirkprinzip dasselbe ist.

Fertigung

Ein Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial (Längs-und Querdehnung). Die Fadenqualität ist heute nur noch selten eine Naturfaser (Baumwolle), gemischt mit einer elastischen Chemiefaser (früher Gummi). Die aktuell meist verwendeten Vollsynthetikfasern sind wesentlich haltbarer. Um nahtlos zu sein, wird ein Kompressionsstrumpf im Rundstrickverfahren gestrickt. Verfügt der zukünftige Träger des Strumpfs über ungewöhnliche Körperproportionen, kann eine Maßfertigung sinnvoll sein. Eine zweite Variante sind flachgestrickte Strümpfe. Dabei werden die Strümpfe nicht im Rundstrickverfahren hergestellt, sondern mit einer Naht wie eine Röhre zusammengenäht. Die Optik leidet zwar unter diesem Verfahren, allerdings können so die Konturen der Beine wesentlich besser bekleidet werden. Flachgestrickte Strümpfe werden in der Regel bei starken Venenleiden oder Ödemen eingesetzt und haben die Kompressionsklassen II, III oder sogar IV.

Ausführungen

Kompressionsstrümpfe sind in Unterknie-, Oberknie- und Oberschenkel-Länge, ebenso als Strumpfhose für beide Geschlechter in Spezialgeschäften (Sanitätshäusern, Orthopädie Schuhtechniken und Apotheken) und bei Internethändlern erhältlich. Wahlweise sind sie mit oder ohne Zehenöffnung oder mit einem Silikon-besetzten Halteband am Oberrand ausgestattet. Getragen wird ein Kompressionsstrumpf gewöhnlich nur am Tage, solange der Körper sich in aufrechter Haltung befindet. An- und Ausziehhilfen sind erhältlich.

Es gibt auch "Kompressionsstrümpfe" für Hände und Arme, da auch die oberen Gliedmaßen von Krankheiten betroffen sein können, welche eine Kompression erfordern.

Praktische Handhabung

Das Anziehen der engen Kompressionsstrümpfe ist weitaus schwieriger als das von normalen Strümpfen. Mit Gummihandschuhen an den Händen vermeidet man die Beschädigung der Strümpfe durch die Fingernägel oder Ringe und hat einen weitaus besseren Griff. Die Füße sollten gewaschen, gut getrocknet und am besten etwas eingepudert sein. Nach dem Aufstehen sind die Beine weniger geschwollen, daher geht das Anlegen dann leichter. Muss der Strumpf zusätzlich über einen Verband gezogen werden, erleichtert das vorherige Anziehen eines feinen Strumpfes das Darüberziehen erheblich. Bei Modellen mit offenen Zehen gibt es Gleitsocken, über die der Kompressionsstrumpf leichter gezogen werden kann, die Gleitsocke wird anschließend über die Zehen wieder ausgezogen. Man muss immer darauf achten, dass die Ferse gut sitzt.

Handelsübliche sogenannte "Hospitalbutler" können das Anlegen von Kompressionsstrümpfen erleichtern.

Gummihandschuhe an den Händen erleichtern auch das Ausziehen der engen Kompressionsstrümpfe. Die Kompressionsstrümpfe werden am oberen Rand von außen und innen angefasst und nach unten gezogen, so dass sich die Innenseite nach außen kehrt, bis die Kehrung an der Ferse angekommen ist. Dann fasst man links und rechts der Achillessehne nach und zieht den Kompressionsstrumpf komplett aus.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kompressionsstrumpf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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