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Imidacloprid



Imidacloprid ist ein systemisches Insektizid aus der Gruppe der Neonicotinoide. Die Substanz wurde 1985 in den Labors der Bayer AG erstmals synthetisiert. Bayer stellt Imidacloprid seit Anfang der 1990er Jahre im industriellen Maßstab her, es wird in etwa 120 Ländern der Erde eingesetzt. Einige Experten nehmen an, dass Imidacloprid derzeit das weltweit meistverwendete Insektizid ist.

Strukturformel
Allgemeines
Name Imidacloprid
IUPAC Name 1-(6-Chlor-3-pyridinylmethyl)-N-nitroimidazolidin-2-ylidenamin
Summenformel C9H10ClN5O2
CAS-Nummer 105827-78-9
Kurzbeschreibung farblose Kristalle, schwacher, aber charakteristischer Geruch
Eigenschaften
Molmasse 255,7 g/mol
Aggregatzustand fest
Dichte 1543 kg/m³
Schmelzpunkt 136,4 oder 143,8 °C (zwei Kristallformen)
Siedepunkt -
Dampfdruck 0,000.000.2 Pa (20 °C)
Löslichkeit in Wasser 0,51 g/L, in Dichlormethan 50-100 g/L, in 2-Propanol 1-2 g/L
Sicherheitshinweise
R- und S-Sätze R: 22-52

S: 20/21-2-13-24-46

MAK -
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaft

Der jährliche Absatz in Deutschland liegt im Bereich von 25-100 t, über 1.000 t werden exportiert. Der erzielte Umsatz liegt bei etwa 500-600 Millionen Euro, damit ist Imidacloprid das erfolgreichste Produkt von Bayer Cropscience, der Agrarsparte des Konzerns. Die Substanz wird in Indien von einem Lizenznehmer hergestellt, in China wird sie anscheinend von mehreren Firmen ohne Lizenz produziert. Handelsnamen für das Insektizid sind Admire, Confidor, Connect, Evidence, Leverage, Muralla, Provado und Trimax.

Wirkungsweise

Imidacloprid ist ein systemisches Insektizid, das als Kontakt- wie auch Fraßgift wirken kann. Es wird gut über die Wurzeln aufgenommen und in die Blätter transportiert, die dann vor beißenden und saugenden Insekten geschützt sind. Wird es direkt auf die Blätter ausgebracht, verteilt es sich zwischen Blattober- und Blattunterseite und wird auch zu neugebildeten Blättern hin weitertransportiert. Da Imidacloprid in der Pflanze nur langsam abgebaut wird, hält seine Wirkung längere Zeit an.

Beim Insekt wirkt Imidacloprid wie Acetylcholin am nikotinischen Acetylcholinrezeptor der Nervenzellen, es wird aber nicht durch das Enzym Acetylcholinesterase abgebaut. Durch den ausgelösten Dauerreiz wird die chemische Signalübertragung gestört.

Verwendung

Pflanzenschutz

In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind zahlreiche imidaclopridhaltige Pflanzenschutzmittel zugelassen. Sie kommen beispielsweise als Suspension, wasserlösliches Konzentrat, Granulat, Stäbchen (für Topfpflanzen), Schlämmpulver (zur Saatgutbehandlung) oder Spray in den Handel. Imidacloprid ist häufig der einzige Wirkstoff, es gibt auch Kombinationspräparate mit dem Pyrethroid Tefluthrin, dem Carbamat Methiocarb und anderen insektiziden Wirkstoffen.

Imidacloprid kann zur Saatgutbeizung bei Zucker- und Futterrüben, Getreide, Kartoffeln, Mais, Zwiebeln und dem Ölkürbis eingesetzt werden. Hier wirkt es beispielsweise gegen Pflanzenläuse, Drahtwürmer, Kartoffelkäfer sowie die Frit-, Zwiebel- und Rübenfliege. In Deutschland und Österreich ist Imidacloprid zur Saatgutbehandlung beim Raps (gegen den Rapserdfloh) zugelassen, in der Schweiz nicht. [1]

In Haus- u. Kleingärten wird Imidacloprid gegen Pflanzenläuse (einschließlich der Weißen Fliege) und Thripse eingesetzt.

Tiermedizin

Imidacloprid kann seit 1996 gegen Tierläuse und Flöhe bei Hunden und Katzen verwendet werden.

Toxizität und Ökotoxizität

Die akute Toxizität von Imidacloprid ist für Säugetiere gering, an männlichen Ratten wurde als LD50 424 mg/kg Körpergewicht ermittelt. Bei dreimonatigen Fütterungstests betrug die NOEC (no observed effect concentration) bei Rattenmännchen 150, bei Rattenweibchen 600 und bei Hunden 200 mg/kg Futter. Imidacloprid hat keine Reizwirkung auf Haut oder Augen. Die Substanz hat vermutlich eine schwach teratogene und mutagene Wirkung. Sie gilt als nicht krebserregend. Über den Magen-Darm-Trakt wird Imidacloprid schnell in den Körper aufgenommen. Innerhalb von 48 Stunden wird es im Körper nahezu vollständig abgebaut (ca. 80%) oder unverändert ausgeschieden (ca. 20%).

Für Wasserlebewesen ist Imidacloprid mäßig giftig, die letale Konzentration im 96-Stunden-Test liegt für die Regenbogenforelle bei 211 mg/L. Beim Dauertest mit Regenbogenforellen über 21 Tage war unterhalb einer Konzentration von 28,5 mg/L kein Effekt mehr zu beobachten. Wasserflöhe (Daphnia magna) sind empfindlicher, nach 48 Stunden führten 85 mg/L dazu, dass die Hälfte der Daphnien ihre Ruderbewegungen einstellte. Über 21 Tage hinweg traten erst bei Konzentrationen unterhalb 1,8 mg/L keinerlei Wirkungen bei Daphnien mehr auf.

Imidacloprid ist giftig für Vögel, die letale Dosis für Kanarienvögel und Tauben liegt im Bereich von 25-50 mg/kg Körpergewicht. Wenn Vögel gebeiztes Saatgut von den Feldern aufpicken, besteht für sie die Gefahr akuter Vergiftungen.

Der Wirkstoff wird in der Umwelt nur langsam abgebaut. Die Abbaugeschwindigkeit ist von der Intensität des Bodenlebens abhängig. Bei einer Untersuchung war auf bewachsenem Boden innerhalb von 48 Tagen die Hälfte des ausgebrachten Imidacloprids zersetzt, auf unbewachsenem Boden war dieser Zustand erst nach 190 Tagen erreicht.

Wirkung auf Bienen

Die Gefährlichkeit von Imidacloprid für Honigbienen ist stark umstritten. Die Substanz als solche ist bienentoxisch. Bei der Beize von Saaten gehen die Zulassungsbehörden jedoch davon aus, dass keine Gefährdung der Bienen zu befürchten sei.

Allerdings machen viele Imker Imidacloprid für die in den letzten Jahren aufgetretenen schweren Schäden an ihren Bienenvölkern verantwortlich. Das neue Phänomen des Massensterbens von Bienenvölkern erregt die Diskussion noch mehr. Der französische Bienenzüchterverband gibt an, dass die Zahl der Bienenvölker in Frankreich zwischen 1996 und 2003 von 1,45 Millionen auf 1 Million zurückging. Zwischen 1995 und 2001 sank die durchschnittliche Honigernte pro Stock von 75 kg auf 30 kg. In Frankreich wurde der Einsatz von Imidacloprid zur Saatgutbeizung bei Sonnenblumen 1999 verboten. Die Zulassung des Imidaclopridpräparats Gaucho als Saatgutbeizmittel bei Mais wurde 2004 durch den französischen Umweltminister Hervé Gaymard ausgesetzt.

Literatur

  • Werner Perkow „Wirksubstanzen der Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel“, 2. Auflage, Erg. Lfg. Mai 1994, Verlag Paul Parey
  • Caroline Cox „Insecticide Factsheet Imidacloprid“, Journal of Pesticide Reform, Frühjahr 2001, Vol. 21, Nr. 1 [1]

Quellen

  1. Stellungnahme des Schweizerischen Bundesrats auf eine Anfrage betreffend mit Imidacloprid behandelten Rapssaatguts
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Imidacloprid aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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