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Blauertsche Bänder



Als blauertsche Bänder, richtungsbestimmende Bänder oder richtungsbestimmende Frequenzbänder bezeichnet man die Frequenzbereiche, die für das Richtungshören in der Medianebene (vorn, oben, hinten ...) wichtig sind.

 

Wird in einem dieser Bändern der Schallpegel gegenüber anderen Frequenzbereichen angehoben, so kann daraus das Gehör die Information entnehmen, ob der Schall von vorn, von oben oder von hinten kommt. Von Jens Blauert selbst wurde dieses psychoakustische Phänomen richtungsbestimmende Bänder oder richtungsbestimmende Frequenzbänder genannt. Unter diesen Begriffen ist dieser Effekt auch in der akustischen Literatur zu finden. Die Abbildung zeigt keine Frequenzgänge (mit Pegelangabe), wie oft unrichtig angenommen wird, sondern die frequenzabhängige relative Angabehäufigkeit von Versuchspersonen. Darin ist z. B. zu erkennen, dass im Frequenzbereich um 1 kHz am sichersten, mit über 80%iger Wahrscheinlichkeit, die Richtung "hinten" erkannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Lokalisation in der Medianebene

Die zahlreichen Erhöhungen und Vertiefungen des Außenohrs stellen zusammen mit dem Gehörgang ein akustisches Resonatorsystem dar, das abhängig von der Schalleinfallsrichtung angeregt wird. Somit entsteht ein richtungsabhängiges Filter, dessen spektrale Maxima und Minima abhängig von der Einfallsrichtung des Schalls sind. Diese spektralen Maxima und Minima werden vom Gehör ausgewertet und daraus die Richtungen vorn, oben, hinten abgeleitet. Diese Lokalisation in der Medianebene ist allerdings erheblich ungenauer als z. B. die horizontale Lokalisation über Laufzeit- und Pegeldifferenzen zwischen den beiden Ohren. Die Fachliteratur nennt eine Lokalisationsschärfe von etwa 10° gegenüber 1° bei horizontaler Lokalisation.

Tontechnik

Diese hierdurch hervorgerufene richtungsabhängige Verfärbungen des Klangs kann man elektronisch simulieren und damit den Höreindruck erzeugen, der Schall käme von vorn, oben, hinten oder unten. Dieses funktioniert jedoch nur bei dem Hörer vertrauten Klanggemischen. Bei Aufnahmen in Kunstkopf-Stereofonie sind die Verfärbungen und mit ihnen die Lokalisationsinformationen ohnehin enthalten.

Bei der Lautsprecherstereofonie (also in der Horizontalebene) können die originalen richtungsbestimmenden Bänder v (vorn), h (hinten) und o (oben) der Medianebene problemlos in zwei richtungslose Hörempfindungen umgedeutet werden, und zwar in „präsent“ und „diffus“. Das hat auch für Equalizer-Einstellungen der Sound-Bearbeitungen bei der Stereofonie und beim Surround-Sound von breitbandigen Signalen eine beachtenswerte Bedeutung. Dabei ist:

  • vorn v = im Klang präsent, nah, direkt, vordergründig – Bekannt ist dazu das Anheben der Frequenzen 300 bis 400 Hz und 3 bis 4 kHz. Auch durch Absenken von Frequenzen um 1 kHz erreichbar.
  • hinten h (und oben o) = im Klang diffus, entfernt und räumlich – Bekannt ist dazu das Anheben der Frequenzen um 1 kHz.

Bekannt ist in der Tontechnik auch das „Entmulmen“ des Klangs mit dem „Badewannenfilter“, bei dem um 1 kHz, also etwa in der Spektrummitte, breit (Q = 0,6 bis 1,4) bis zu 6 dB abgesenkt wird. So wird manchmal auch ein Hi-Fi-Klang vorgegaukelt.

Siehe auch

  • Jens Blauert | Stereofonie | Hörereignisrichtung | Lautsprecherbasis |
  • Mono | Stereo | Quadrofonie | 5.1 | Surround |
  • Lokalisation (Akustik) | Abstandsgesetz | Duplex-Theorie |
  • Kunstkopf | Binaural | Interaural | Vokaldreieck |

Literatur

  • Jens Blauert: Räumliches Hören. Hirzel-Verlag, Stuttgart 1974, ISBN 3-777-60250-7.
  • Jens Blauert: Spatial Hearing - The Psychophysics of Human Sound Localization. The MIT Press, Cambridge/MA, London/UK 1997, ISBN 0-262-02413-6.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Blauertsche_Bänder aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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