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Angelika (Engelwurz)



Echte Engelwurz
 
Systematik
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Doldenblütlerartige (Apiales)
Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
Unterfamilie: Apioideae
Gattung: Engelwurzen (Angelica)
Art: Echte Engelwurz
Wissenschaftlicher Name
Angelica archangelica
Linnaeus

Die Echte Engelwurz (Angelica archangelica), auch Erz-Engelwurz, Brustwurz, ist eine Pflanzenart der Familie der Doldenblütler.

Inhaltsverzeichnis

Botanik

Merkmale

Die schnellwachsende, zweijährige Pflanze wird bis zu 2 Meter hoch und hat tief eingeschnittene, hellgrüne Blätter. Im Spätsommer bringt sie Dolden mit kleinen, hellgrünen Blüten hervor. Die Art wächst sowohl im Schatten wie auch in der Sonne. Sie sollte jedoch vor Wind geschützt werden. Der Echten Engelwurz ähnlich ist die bei uns häufigere Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris). Verwechslungsgefahr besteht mit dem giftigen Wasserschierling (Cicuta virosa).

Inhaltsstoffe

Als Inhaltsstoffe treten ein ätherisches Öl (vorwiegend Terpenen bestehend), Bitterstoffe, Gerbstoffe, Harz und organische Säuren auf. Die Berührung mit dem Kraut kann zu „chemischen Brandwunden“ führen – ab Mai enthält die Pflanze phototoxische Furocumarine, die eine Dermatitis (Photodermatitis, Berloque-Dermatitis) hervorrufen können.

Verwandte Arten (Auswahl)

  • Sumpf-Engelwurz (Angelica palustris)
  • Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris)

Verwertung

Verwendung in der Pflanzenheilkunde

    Engelwurz ist eine Pflanze der nördlichen Zonen. Im Mittelmeerraum gibt es keine Engelwurz, daher schreiben antike Autoren auch nicht über sie. Die ältesten Schriftzeugnisse über Kultur und Verwendung stammen aus Skandinavien, Island und Grönland (unter dem Namen Kvan). Auf skandinavischen Märkten war sie seit dem 10. Jahrhundert erhältlich. Es waren die Wikinger im 10. Jahrhundert, die die Engelwurz in Mitteleuropa einführten. Dort kam die Engelwurz als Kulturpflanze zunächst in den Klostergärten im späten Mittelalter auf. Seit dem 15. Jahrhundert erfreute sie sich in Europa großer Beliebtheit und wurde als das wichtigste aller Heilkräuter eingestuft. Die Benediktiner und später die Kartäuser nahmen sich der Engelwurz besonders an. Während der Pestepidemien kauten Ärzte auf der Wurzel der Engelwurz, um sich vor Ansteckung zu schützen. Noch 1771 gab der französische Autor Buchoz seinen Lesern den Rat, bei Pestepidemien seine Kleidung mit einem Pulver aus Engelwurz zu bestreuen.

In der Volksmedizin wurde Engelwurz als Gegenmittel gegen Tollkirschenvergiftung eingesetzt. Sie sollte aber auch bei Alkoholvergiftung wirken.

"Wann einer von einem wütenden Hundt gebissen worden were/ der nemme Engelwurtzkraut und Wurtzel unnd thue darzu Rauthen. Zerstoss diese Stück wol unnd mach mit Honig ein Pflaster darauss/ streichs auff ein Tuch unnd legs über den Schaden/ das zeucht alles Gifft heraus." (Tabernaemontanus, New Kreuterbuch, 1588)

Engelwurz gilt nach wie vor als Universalheilmittel, das antibakteriell wirkt und auch gegen Schimmelpilze hilft. Arzneilich am wirksamsten sind die Wurzeln (Rad. angelicae). Der Tee hilft bei Magen-Darm-Problemen, Rheuma und Bronchitis und wird wie folgt zubereitet. Einen gehäuften Teelöffel fein geschnittener Droge mit kochendem Wasser überbrühen und bedeckt 10 Minuten ziehen lassen. Bei Appetitmangel mit Honig gesüßt vor den Mahlzeiten eine Tasse warm trinken, bei Blähungen etc. ungesüßt. Die Wurzel regt außerdem die Lebertätigkeit an. Ihre Wirkung bei Blähungen hat ihr in einigen Gegenden auch den spöttischen Namen „Engelpfurz“ zugeführt.

Angelikawurzel ist ein wichtiger Bestandteil von Magenlikören (zum Beispiel Benediktiner, Boonekamp und Chartreuselikör). Ein weiteres Produkt mit Angelikawurzel ist Klosterfrau Melissengeist.

Verwendung in der Küche

Alle Bestandteile sind hocharomatisch und haben nervenstärkende Wirkung. Deshalb wird die Wurzel wohl auch in vielen Kräuterbittern verwendet. Die Sprossen eignen sich auch für Salate. Engelwurz wird häufig kandiert und wie Orangeat oder Zitronat als Backzutat verwendet – und dabei auch gerne gefälscht, denn „Angelika“ ist teuer. Fälschungen sind allerdings leicht erkennbar. Hat sich der Teig grünlich verfärbt, dann war Ersatz im Spiel: Angelika färbt nämlich nicht ab. Stängel und Wurzel können roh verzehrt werden, und in Norwegen, in Island und auf den Färöern wird Engelwurz heute noch als Gemüse verzehrt. Für die Samen in Skandinavien ist die Pflanze schon lange ein wichtiger Vitamin C-Lieferant und wird als Salat zubereitet. Engelwurzpulver soll man sogar zum Würzen verwenden können.

Lucas Debes schreibt 1673 von den Färöern:

„3. wächst auch die Angelica hier in großer Menge (welche man Qander nennt) nicht alleine in den Gärten oder auf den Kirchhöfen, als woselbst sie mit Fleiß angeplanzt wird, sondern auch an vielen Orten im Felde, und im Gebirge. Die Einwohner nehmen die großen hohlen Stängel, so keinen Samen tragen, schälen die äußere Haut davon ab, ziehen die harten Fäserchen heraus, und speisen den übrigen Rest mit eben dem Apetite, als wie man andernwärts die Baumfrüchte verzehrt. In teuren Zeiten brauchen sie diese Angelicawurzel sogar anstatt anderer Speise.“

Lucas Debes: Natürliche und Politische Historie der Inseln Färöe, Deutsche Ausgabe: Leipzig, 1757, Mühlheim 2005

Carl von Linné berichtet in seiner Lappländischen Reise darüber, dass die Lappen dem Konsum des Engelwurz große Bedeutung für ihre Gesundheit beimessen.

Verwendung als Genussmittel und Duftpflanze

  Die Engelwurz wird als Fixativ in Potpourris verwendet; Engelwurzöl gehört zu den Bestandteilen, die dem Cointreau-Likör seinen Duft verleihen. Die Likörfabrik in Bockau im Erzgebirge stellt als einzige in Deutschland einen reinen Angelika-Likör her. Zur Likörfabrik gehört auch ein kleines Schnapsmuseum, wo man – natürlich nur andeutungsweise – in die Geheimnisse der Produktion eingeweiht wird und den „Aechten Angelika-Liqueur“ verkosten und neben anderen Spezialitäten auch kaufen kann (Werksverkauf). Engelwurz war auch Bestandteil des Eau de Carmes (Karmelitergeist), welches die Nonnen der Abtei St. Juste für Karl V. von Frankreich herstellten. Karmelitergeist war ein alkoholischer Extrakt aus verschiedenen Pflanzen wie Melisse, Muskatnuss, Zimt, Zitrone und anderen, oft bitteren Bestandteilen. Das Produkt fand innerlich und äußerlich Anwendung als Hausmittel. Die polnische Wodkabrennerei „Nisskosher“ in Bielsko-Biala stellt einen Wodka mit echten Engelwurzauszügen nach langer Tradition der Region Huzulszczyzny unter dem Namen Dziegelowka (dziegiel – die Engelwurz) her.

Engelwurz in der Symbolik

Engelwurz ist eine alte Symbolpflanze für die Dreifaltigkeit Gottes und für den Hl. Geist, da der Stängel zwischen zwei einander umschließenden Häuten emporwächst. Sie taucht daher schon früh in der christlichen Kunst auf.

Literatur

  • Paul Seitz: Die Gartenapotheke. ISBN 3-440-06175-2
  • Rainer Schunk: Heilkraft aus Heilpflanzen. ISBN 3-922019-04-8

Siehe auch: Liste der Küchenkräuter und Gewürze

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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Angelika_(Engelwurz) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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