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Agamospermie



  Unter Agamospermie versteht man die Bildung von Samen ohne sexuelle Prozesse. Sie ist somit eine Form der Apomixis (asexuelle Vermehrung). Wird dafür eine Bestäubung als Auslöser benötigt, so spricht man von Pseudogamie. Die entstehenden Tochterorganismen sind durch die fehlende Befruchtung durch ein anderes Individuum mit der Mutterpflanze genetisch identisch (Klone).

Da bei manchen Formen der Agamospermie keine Befruchtung mehr möglich ist, kommt auch das Art-Konzept von Ernst Mayr in Probleme, denn dieser definierte eine Art dadurch, dass sie reproduktiv isolierte Populationen sind. Wenn es keine Befruchtung mehr gibt, dann ist demnach jedes Individuum reproduktiv isoliert, also eine eigene Art. Ein Ausweichen auf andere Artkonzepte, wie die Unterscheidung durch morphologische Merkmale (Morphospezies) mag ein wenig Ordnung schaffen, aber in Fällen, wie beim Taraxacum-Löwenzahn führt auch dies zu hunderten von Kleinst-Arten ("Agamospezies").

Im Gegensatz zur Selbstbestäubung führt Agamospermie nicht zu Inzuchteffekten, da die Nachkommen Klone eines gesunden Individuums sind. So finden sich viele agamosperme Arten vor allem in Gebieten, die während der Eiszeiten von einem Gletscher bedeckt waren. Da sie keine Bestäuber benötigen, konnten sie somit viel schneller die neu geschaffenen Habitate erobern.

Die Agamospermie ist aus mindestens 34 Pflanzenfamilien bekannt, wie den Rosengewächsen (Frauenmantel, Brombeere etc.), den Korbblütlern (Habichtskraut, Taraxacum uvm.) und den Süßgräsern (Rispengräser).

Bei den Mechanismen unterscheidet man die sporophytische von der gametophytischen Agamospermie, wobei letztere nochmal in Aposporie und Diplosporie unterteilt wird.

Inhaltsverzeichnis

sporophytische Agamospermie

Bei der sporophytischen Agamospermie entsteht der Embryo nicht durch Befruchtung des Embryosacks, sondern im sporophytischen (mütterlichen) Nucellusgewebe, das den weiblichen Gameten umgibt und normalerweise meist der Samenernährung dient. Häufig ist zur Bildung eines Nucellusembryos eine Bestäubung als chemischer Reizgeber nötig (Pseudogamie).

Die sporophytischen Agamospermie ist fakultativ und kann sogar parallel zur sexuellen Samenbildung verlaufen. Bei der Gattung Citrus kommt es z.B. somit zu einer Polyembryonie, bei der mehrere Embryonen pro Same entstehen, teils sexuell, teils asexuell entstanden.

Weitere Beispiele wären die Gattung Opuntia (Kaktusgewächse) und das Kohlröschen (Nigritella), eine Orchidee.

gametophytische Agamospermie

Bei der gametophytischen Agamospermie unterbleibt in der Embryosackmutterzelle die Meiose, sodass der entstehende vielkernige Embryosack insgesamt polyploid ist. Aus einem der somit diploiden Embryosackkerne entwickelt sich dann ein diploider Tochterorganismus, ohne eine Befruchtung durch einen männlichen Gameten. Entspricht dieser Embryosackkern der Eizelle, so liegt Parthenogenese (Embryobildung aus einer unreduzierten Eizelle) vor, andernfalls spricht man von "Apogamie".

Aposporie

  Bei der Aposporie wird der Embryosack im Nucellus gebildet, jedoch nicht im eigentlichen sporenbildenden Gewebe (Archespor), sondern an anderer Stelle. Durch den übriggebliebenen ("normalen") Embryosack kann es ebenfalls zu einer parallelen sexuellen Befruchtung kommen. Häufig ist auch eine Bestäubung nötig (Pseudogamie), um ein triplodes Endosperm (aus einem diploiden Embryosackkern, anstatt wie normal aus zwei haploiden Kernen) zu erhalten.

Beim Wiesen-Rispengras (Poa pratensis) sind 5 Gene nötig, um ohne Befruchtung Samen zu produzieren. Diese sind unter anderem für die Unterdrückung der Meiose zuständig. Die Aposporie ist auch bei den Fingerkräutern und in der Habichtskraut-Untergattung Pilosella verbreitet.

Diplosporie

Bei der Diplosporie entsteht der Embryosack, wie normal üblich, im Archespor. Dort wird allerdings keine Reduktionsteilung durchgeführt, sondern die Embryosackmutterzelle wächst gleich selbst zur nächsten Generation heran. Da somit keine sexuelle Fortpflanzung mehr möglich ist, ist diese Form obligat.

Diplosporie findet sich vor allem bei den Korbblütlern, wie dem Taraxacum-Löwenzahn, dem Katzenpfötchen (Antennaria) oder bei den Echten Habichtskräutern (Untergattung Hieracium).

Quellen & Literatur

  • Sitte, Peter; Weiler, Elmar W.; Kadereit, Joachim W.; Bresinsky, Andreas; Körner, Christian: Strasburger - Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. 35. Aufl. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Agamospermie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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