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Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi



Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi, أبو بكر محمد بن زكريا الرازي‎, DMG Muḥammad b.Zakariyāʾ al-Rāzī (* um 864 in Ray in der Nähe des heutigen Teheran, Persien (heute Iran); † 925 in Ray) war ein bedeutender persischer Arzt, Naturwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller.

Er ist auch als Al-Razi, Ar-Razi, Ibn Zakaria (Zakariya) oder - latinisiert - als Rhazes oder Rasis bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werke

  Zunächst interessierte er sich für Musik. Erst im Alter von 30 Jahren begann er bei seinem ersten Besuch in Bagdad mit dem Studium der Medizin, wo er auch später im Auftrag des Kalifen ein Forschungs-Institut gründete. Anders als Al-Kindî war er Alchemist, Arzt und studierte fleißig Naturphilosophie, während ihn mathematisch-logische Fragen weniger interessierten. Medizin, wahrscheinlich auch Philosophie, hat er bei Raban Al-Tabri gelernt.

Er ist bekannt geworden als Autor zahlreicher medizinischer Bücher, welche sehr lange zum Medizinstudium benutzt wurden. Als einer der ersten konzentrierte er sich auf die psychischen Seiten der Medizin und der Heilung und dachte sich das Verhältnis von Leib und Seele als von der Seele bestimmt. Ein Mediziner sollte seiner Meinung nach auch ein guter „Seelenarzt“ sein.

Außerdem schätzte er das „tausendjährige Wissen der Bücher“ weit mehr als vergleichsweise kurzfristige Schlüsse erfahrungsarmer Logiker und darauf aufbauende Philosophie. Da er sehr viele Experimente machte und fast alle seine Aussagen, vor allem in der Medizin erprobte, gilt er als großer Empiriker.

Sein Leben verbrachte er in Ray, wo er geboren wurde und auch starb und zeitweise in Bagdad. Als Arzt war er sehr gefragt, auf dem Gebiet der Philosophie zwar viel rezipiert aber fast nur abgelehnt worden, weshalb seine Schriften kaum erhalten sind und nur durch polemische Antworten seiner Konkurrenten vage zu rekonstruieren sind. Sein philosophisches Interesse galt drei Dingen: der Metaphysik, der Erkenntnislehre und der Ethik.

Er predigte zwar ein mehr oder weniger asketisches Leben, lebte es aber selbst zu wenig, so dass ihm dies meist als Kritik vorgeworfen wurde und wofür er sich in seinem Werk „Die philosophische Lebensweise“ kurz vor Ende seines Lebens rechtfertigte. Abgelehnt worden war er von anderen Philosophen aber vor allem auch von der islamischen Geistlichkeit. Ar-Razi war kein gläubiger Muslim und ein Kritiker der Religion. Er hatte daher viele Feinde unter den konservativen Geistlichen, was dazu geführt hat, dass er seine Position in Bagdad aufgab.

Razi war danach der Direktor des Krankenhauses in Ray, diesen Arbeitsplatz sollte er aber auch wegen seiner dem Islam widersprechenden Werke verlieren. Er starb vermutlich 932 als verarmter Mann in der Wohnung seiner Schwester in Ray.

Philosophie

Fünf Urprinzipien sind nach Râzîs Metaphysik in der Welt ewig und von Anfang an (und nicht nur eines):

  • Ein Schöpfer(gott), auch „vollkommener Intellekt“ genannt, der Mitleid und Barmherzigkeit hat
  • Die ewige Materie, welche unstruktuiert ist und aus Atomen besteht
  • Die Universalseele, nach Vollkommenheit strebend
  • Die absolute und ewige Zeit (in der geschaffenen Welt aber relative Zeit)
  • Der absolute und ewige Raum (in der geschaffenen Welt aber relativer Raum)

Trotz der Ewigkeit dieser fünf Urprinzipien kennt Râzî auch eine Schöpfungsgeschichte, nach welcher die Seele versucht, die Materie zu formen, aber scheitert, da letztere sich wehrt und erst dank Gottes Eingreifen aus Mitleid und Barmherzigkeit die Welt geschaffen wird. Die Körper bekommen alle Seelenpartikel, jedoch fühlen sie sich nicht wohl und streben durch eine Art System der Wiedergeburt nach oben zur Erlösung, wenn sie ihr Leben aber „schlecht“ leben, steigen sie ab. Sie haben jedoch immer die gleichen Chancen, alle die Erlösung zu erreichen. Hier widerspricht Râzî dem Islam und der Lehre des Propheten Mohammed ganz heftig, weshalb er oft als Ketzer missinterpretiert wurde. Denn nach ihm kann also kein Mensch besonderere Fähigkeiten erhalten, wie etwa die Propheten. Dennoch war Râzî kein Ketzer, da auch in seiner Lehre alles Leben nur mit Gottes Hilfe entsteht und alles Leben zu Gott bzw. in einen gottähnlichen Zustand strebt. Seine Erkenntnislehre schließt Propheten also aus, er geht sogar so weit, sie als Betrüger zu bezeichnen, die das Volk „blenden“, da sie Wunder verwenden um „von der Wahrheit abzulenken“. In seinen ethischen Werken „Die geistige Medizin“ und „Die philosophische Lebensweise“ schreibt er darüber, wie die Seele zur Tugend erzogen werden kann und welche Lebensweise gute Voraussetzungen dafür und schließlich für ein „Aufsteigen“ der Seele liefert. Insgesamt beruht sein ethisches System auf dem Streben nach Erkenntnis, auf gutem Handeln, auf Mitleid mit den anderen, auf sinnvollem Abwägen der weltlichen Genüsse (diese aber durchaus genießend), auf Vertrauen an den barmherzigen Gott und darauf, dass durch Wissen alles gelöst werden kann. Die letzteren beiden Werke müssen weitaus besser rezipiert worden sein und weniger Anstoß erregt haben, da sie als einzige gänzlich überliefert worden sind. Auf den Vorwurf, ein asketisches Leben ähnlich dem des Sokrates zu predigen, selbst aber nicht zu leben, antwortete Râzî in seiner letzten Schrift „Die philosophische Lebensweise“, dass er die Lebensweise des späten Sokrates bevorzuge und dass ein rein asketisches und zu zurückgezogenes Leben ähnlich dem der Sufisten nicht gut sei, da das einzelne Individuum auch für das Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft verantwortlich sei.

Bedeutung

Rhazes war ein begnadeter Schriftsteller, der sich mit 183 Veröffentlichungen (Bücher oder Textbeiträge) auf den verschiedensten Gebieten der Wissenschaft und Philosophie hervor tat.

Neben Abu Ali al-Hussein Ibn Abdallah Ibn Sina (latinisiert: Avicenna) gilt er als der bedeutendste Arzt vermutlich nicht nur des orientalischen Mittelalters. Unter anderem strukturierte und übersetzte er das riesige Werk Galens und schuf daraus einen Lehrplan für das Studium der Medizin, der über Jahrhunderte Gültigkeit hatte. Darüber hinaus beschreibt er detailliert die Pocken und Masern. Auch andere Erkrankungen wie Blinddarmentzündung oder Krämpfe während der Schwangerschaft werden von ihm dokumentiert. Ferner veröffentlicht er ein Verzeichnis der wichtigsten Heilmittel.

Der 27. August jeden Jahres ist heute im Iran der Tag, an dem seiner gedacht wird.

Primärliteratur

  • Die philosophische Lebensweise
  • Die geistige Medizin

Sekundärliteratur

  • Ulrich Rudolph: Islamische Philosophie. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Verlag C. H. Beck. München 2004, S. 22-28. ISBN 3-406-50852-9
  • T. J. DeBoer: Geschichte der Philosophie im Islam. Fr. Frommanns Verlag, Stuttgart 1901, S. 69-89.
  • Julius Ruska: Al-Razi's Buch Geheimnis der Geheimnisse. Mit Einleitung und Erläuterungen in deutscher Übersetzung. Springer, Berlin 1937 (=Quellen und Studien zur Geschichte der Naturwissenschaften und der medizin, Band VI)
  • Julius Ruska: Al Razi (Rhases) als Chemiker.. In: Zeitschrift für angewandte Chemie. Band 35 (103), 1922, S. 719–721, ISSN 0932-2132
  • Literatur von und über Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Siehe auch

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Abu_Bakr_Mohammad_Ibn_Zakariya_al-Razi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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