'Handelsblatt': Pharmakonzerne behindern günstige Grau-Importe

16.01.2002
DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Auf dem deutschen Pharmamarkt gewinnen reimportierte Arzneimittel stark an Boden. Mehrere große Hersteller wollen jetzt nach Informationen des "Handelsblatts" (Mittwochausgabe) gegen die Reimporteure vorgehen. Allein 2001 habe die Produktgruppe beim Umsatz um 50 Prozent auf annähernd 800 Millionen Euro zugelegt. Der Marktanteil der Reimporte hat sich damit innerhalb von zwei Jahren auf 4,6 (2,2) Prozent verdoppelt. Lukrativ wird der Medikamentenhandel durch Preisdifferenzen bei identischen Medikamenten innerhalb Europas. Währungsverschiebungen, staatliche Preisbeschränkungen, unterschiedliche Steuersysteme und auch freiwillige Vereinbarungen zwischen Herstellern und nationalen Krankenkassen sorgen hier zu Lande für Unterschiede von zum Teil einem Drittel und mehr. Diese wiederum nutzen spezialisierte Importeure: So kostet das Antibiotikum Ciprobay vom Importeur Kohlpharma in deutschen Apotheken 84,91 Euro, das Original von Bayer aber 94,44 Euro. 'GLAXOSMITHKLINE ZIEHT DIE SCHRAUBEN AN' - PHARMAHÄNDLER Die großen Hersteller greifen jetzt zu Gegenmaßnahmen. Zunächst machen sie politisch Front gegen die Preisrestriktionen in südeuropäischen Ländern. Gleichzeitig suchen sie nach Möglichkeiten, den Reimport zu behindern. "Vor allem GlaxoSmithkline zieht die Schrauben an", sagte der Geschäftsführer eines europaweit tätigen Pharmahändlers dem Blatt. Der britische Pharmariese hatte im Dezember über ein neues Liefersystem informiert, das aus Sicht des Handels darauf hinausläuft, nur noch diejenigen Mengen in die nationalen Märkte zu liefern, die dort tatsächlich benötigt werden. Auch der US-Konzern Merck & Co. hat laut EU-Kommission ähnliche Pläne angemeldet. Andere Konzerne setzen dem Bericht zufolge auf spezielle Packungsgrößen, die die Reimporteure vor logistische Probleme stellen.

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