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Holzfehler



Als Holzfehler (gelegentlich auch Wuchsfehler) werden Mängel am Holz bezeichnet, die über ein normales Maß hinausgehen. Hierdurch werden in der Regel die Möglichkeiten der Verwendbarkeit des Holzes verringert und somit der Wert des Holzes eingeschränkt.

In Einzelfällen können solche „Fehler“ beziehungsweise Holzmerkmale allerdings auch weitere Verwendungsmöglichkeiten eröffnen und somit den Preis steigern. So sind Hölzer mit Maserknollen aufgrund ihrer Optik für die Furnierherstellung oder in der Drechslerbearbeitung gefragt [1]. Sogenannte Krummhölzer (Stämme mit krummen oder bogenförmigen Wuchs) finden häufig eine besondere Verwendung im Schiffsbau oder werden für Treppenwangen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Gleichmäßiger Holzaufbau

Merkmale eines normalen und regelmäßigen Holzaufbaus sind:

  • kreisrunde Jahresringe
  • gleiche Jahresringbreiten
  • gleiche Früh- und Spätholzanteile
  • Markröhre (Herz) läuft mittig
  • nahezu zylindrische Stammform
  • keine Schädigung durch äußere Einflüsse
  • holzartentypische Färbung

Liste von Holzfehlern

Als Mängel am Holz werden folgende Merkmale betrachtet:

Ästigkeit und Beulen

Ein Baumstamm ist grob in drei Zonen unterteilbar, das Zopfstück, den Mittelstamm und den Erdstammblock. Im untersten Teil, dem Erdstammblock, befinden sich keine oder nur verwachsene Äste. Der Mittelstamm enthält tote Äste. Und das oberste Stück, das Zopfstück, enthält grüne Äste. Äste besitzen einen höheren Ligninanteil und sind damit dunkler und spröder und schwinden stärker als Stammholz. Die Holzausnutzung ist durch Aussortieren, oder Herausschneiden der Äste geringer und mindert dadurch den Wert. Es gibt allerdings auch Ausnahmen wie z.B. die Zirbelkiefer oder den Vogelaugenahorn. Bricht bei einem Baum ein Ast ab, wird die entstandene Wunde im Laufe der Zeit überwallt, was ebenfalls zu einem gestörten Faserverlauf führt (Beulen).

Maserknollen und Maserwuchs

Die Entstehung von Maserknollen ist nicht ganz geklärt, man geht aber davon aus, dass sie durch eine Anhäufung von "schlafenden" Knospen, entstehen. Sie sind an einem Baumstamm an einer deutlichen Verdickung, häufig im unteren Stammabschnitt zu erkennen. Auch am Stamm sind Maserknollen möglich. Die hier sehr wirbelige und lebhafte Textur des Holzes wird oft zu dekorativen Furnieren aufgearbeitet. Die Verarbeitung und Trocknung kann sich aber als schwierig erweisen.

Reaktionsholz

Wird ein Baum durch Hanglage, durch exponierte Windlage oder durch den Druck von Schneemassen einseitig belastet, bildet sich Reaktionsholz und ein exzentrischer Wuchs. Nadelhölzer bilden talwärts Druckholz; auf der belasteten Seite teilen sich die Kambiumzellen schneller und es entstehen dickere Zellwände. An der rötlichen Färbung erkennt man, dass der Ligninanteil hier höher ist; das Holz ist hart, spröde und schwindet stark. Laubhölzer reagieren dagegen hangwärts mit der Bildung von Zugholz; der Zelluloseanteil ist hier höher, die Zellwände sind mikroskopisch gewellt, man erkennt es an seiner hellen Farbe. Es ist rau und schwindet ebenfalls stark. Wird Reaktionsholz verarbeitet, besteht besonders an der Kreissägemaschine durch Klemmen hohe Unfallgefahr!

Kernsprödigkeit und Kernfäule

Unregelmäßige Zonen im Querschnitt, sprödfaserige Holzteile. Starke Neigung zu Querbrüchigkeit. Tritt gewöhnlich bei subtropischen und tropischen Laubhölzern auf. Ursachen hierfür sind eine hohe Wachstumsgeschwindigkeit und breite Zuwachszonen. Diese Bäume haben eine geringe Rohdichte, eine verminderte Festigkeit und eine raue Oberfläche. Daher ist oft keine Bearbeitung mehr möglich.

Faserabweichung (Drehwuchs)

Wechseldrehwuchs ist eine bei verschiedenen Tropenhölzern vorkommende arteigene Struktur. Sie entsteht durch eine 1 bis 8 cm breite, im wechselnden Drehsinn spiralig um die Stammachse (Markröhre) laufende Schichtung der Zellen. Da von Schicht zu Schicht die Richtung der Zellachse wechselt bzw. sich kreuzt, entstehen bei radialem Anschnitt Flächen aus Streifen mit unterschiedlich gerichteten Zellen. Hierdurch wird eine wechselnde Reflexion des Lichtes erzeugt, die einen Wechsel von matten und glänzenden Streifen hervorruft. Nachteilig kann sich der Wechseldrehwuchs durch eine streifige Widerspänigkeit (Ausreißen) und durch ein stärkeres Verziehen bei Seitenbrettern geringer Dicke auswirken. Die Verwendung für die Holzbearbeitung ist durch die starke Rissbildung nahezu ausgeschlossen.

Krummschäftigkeit

Geht meist einher mit Reaktionsholzbildung und einer extremen Form der Faserabweichung; Es entstehen verschieden stark gekrümmte Stämme. Ein Hauptgrund hierfür ist der Wildverbiss, bei dem die Tiere die obersten Knospen und Triebe fressen, weshalb dann ein Seitentrieb deren Funktion übernimmt. Aber auch ungünstiger Lichteinfall, einseitige Wind- und Schneebelastung sowie Bodenbewegungen an Hängen können Krummschäftigkeit verursachen. Eine einseitige Krümmung wird als "einschnürig" und eine mehrseitige Krümmung als "unschnürig" bezeichnet. Verschiedene Formen der Krummschäftigkeit sind z.B. Säbelwuchs, Bajonettwuchs oder Posthornwuchs.

Exzentrischer Wuchs

Die Stammform ist ellipsenförmig und das Herz befindet sich meist nicht in der Stammmitte. Zu dem entstehen am Stammmantel rillenförmige Einbuchtungen, die sich bei einigen tropischen Baumarten zu Brettwurzeln ausbilden. Bäume wie z. B. Buche, Birke oder Teak, die zu einer Unrundheit neigen, weisen eine über den Stammquerschnitt stark schwankende Rohdichte auf und neigen deshalb bei der Trocknung zu Rissbildung und sind schwer zu bearbeiten.

Abholzigkeit

Ein Stamm ist abholzig, wenn die Abnahme des Stammdurchmessers auf einen Meter Stammlänge mehr als einen Zentimeter beträgt. Bei einem abholzigen Stamm fallen im Sägewerk viele Schwarten an, und das Holz hat vor allem eine verringerte Biegefestigkeit, da vermehrt Fasern durchgeschnitten werden.

Spannrückigkeit

Der Stamm nähert sich in seinem Querschnitt nicht einer Kreisform an, sondern entwickelt sich sternartig . Dies ist besonders häufig am unteren Stammende zu beobachten. Verursacht durch eine ungleichmäßige Teilungsaktivität im Kambium. Spannrückigkeit wird genetisch vererbt oder entsteht infolge von Verletzungen. Meistens liegt sie zwischen zwei Wurzelanläufen. Oft bei Hainbuche, Eibe, Wacholder, Hickory und Robinie.

Zwieselwuchs (Gabelwuchs)

Bei der Zwieselung sind zwei oder mehr Stämme der gleichen Baumart in Bodennähe miteinander verwachsen (es entsteht ein Doppelkern) oder es hat sich ein junger Baum gegabelt. Die Zwieselung gilt als Stammformfehler. Das Schnittholz ist häufig für den Tischler unbrauchbar, insbesondere dann, wenn der Doppelkern unvollkommen verwachsen ist. Bei einigen Holzarten, z.B. bei Nussbaum und Mahagoni, ist eine Verarbeitung der Zwiesel zu wertvollem Pyramidenmaserfurnier möglich. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen so genannten Druckzwiesel und Zugzwiesel.

Rindenbrand

Rindenbrand tritt hauptsächlich bei Bäumen mit dünner, glatter Rinde auf. Das Kambium stirbt ab, die Borke trocknet aus und löst sich vom Stamm. Dadurch kann es leicht zum Pilz- oder Insektenbefall kommen. In manchen Bundesländern scheidet Holz mit Rindenbrand aus Güteklasse A aus.

Blitzschäden (Blitzrinne)

Bei einem Blitzeinschlag in einem Baum geht von der Einschlagstelle oder mehreren Einschlagstellen ein so genanner Blitzkanal unter der Rinde im feuchtem Holz bis zur Wurzel. Das Wasser im Splintholz und Kambium verdampft und die Rinde wird durch den Dampfdruck förmlich abgesprengt. Je nach Blitzstärke, Baumart oder Feuchtigkeit des Baumes kann der Rindenschaden nur ein paar Zentimeter breit bis stammumfassend sein. Oft können Bäume diese Schäden gut überwallen, manchmal führt ein Blitzeinschlag auch zu einer dauerhaften Rippe, die zuwächst und im Winter wieder auffriert (siehe Frostleisten).

Rindennekrose (Farbigkeit)

Bei Nekrose unter der Rinde kommt es zu einer Wasseransammlung, die eine Verfärbung des Holzes zur Folge hat. Beim Fortschreiten kommt es zu einer Rissbildung in der Rinde und einer möglichen Infektion durch Pilze und Bakterien, die zu einem Abfallen der Rinde führen kann. Buchen, an denen häufig dieser Holzfehler auftritt reagieren mit einem Verschließen ihrer Thyllen, um eine tieferes Eindringen von Schadstoffen zu verhindern. Diese vorzeitige Verthyllung macht es unmöglich das Holz z. B. im Kesseldruckverfahren zu imprägnieren.

Frostleisten

Bei plötzlich einsetzender, extremer Kälte kann es aufgrund thermischer Spannungen zwischen Stamminnerem und Stammäußerem zum Aufreißen in radialer Richtung kommen. Wenn die Kälte nur kurz anhält, kann sich der Riss wieder schließen. Kommt es wieder zum Kälteeinbruch, kann der Riss mit einem lauten Knall wieder aufreißen. Durch wiederholte Kälteeinbrüche und dementsprechender Kumulation der Versuche des Baumes den Riss zu Überwallen, bildet sich eine bis zu mehreren Metern lange, achsparallele Frostleiste am Stamm.

Splitterbefall

Von einem Splitterbefall spricht man, wenn sich metallische Fremdkörper wie z. B. Nägel oder Geschosssplitter im Holz befinden. So ist es in einigen Teilen des Elsasses aufgrund der regen Kriegsaktivitäten in der Vergangenheit verboten, Bäume holzwirtschaftlich zu nutzen, da das Unfallrisiko durch herumfliegende Metallteile bei der Verarbeitung zu groß ist.

Fäll- und Rückeschäden

Fällschäden können am verbleibendem Bestand verursacht werden: Rindenverletzungen (besonders im Sommer, da dann der Rindenabriebwiderstand am geringsten ist) oder Astabbrüche während des Fällens oder Rückens von Nachbarbäumen, oder am gefällten Holz durch Ausrisse am Fällschnitt oder während des Rückens.

Quellen

  1. Wolfgang Nutsch: Holztechnik Fachkunde, Europa Lehrmittel 2001; 3-8085-4018-4
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Holzfehler aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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