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Violetter Dingel



Violetter Dingel
 
Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Lilienähnliche (Liliidae)
Ordnung: Spargelartige (Asparagales)
Familie: Orchideen (Orchidaceae)
Gattung: Dingel (Limodorum)
Art: Violetter Dingel
Wissenschaftlicher Name
Limodorum abortivum
(L.) Sw.

Der Violette Dingel (Limodorum abortivum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Dingel (Limodorum) in der Familie der Orchideen (Orchidaceae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

  Die Pflanzen sind Rhizomgeophyten mit zahlreichen langen, fleischigen Wurzeln. Das Rhizom selbst ist kurz, dick und ebenfalls fleischig. Der kräftige, feingestreifte Stängel wird 20 bis 60 cm hoch und trägt scheidige Schuppenblätter.

Der Blütenstand ist locker und 5- bis 20-blütig. Die Deckblätter sind länger als der Fruchtknoten. Der Blütenstiel ist kurz und gedreht. Die Lippe der Blüte ist waagrecht- bis aufrecht-abstehend, nahe dem Grunde undeutlich eingeschnürt, Vorderglied (Epichil) mit hochgebogenen welligen Rändern, in der Längsrichtung nach außen gekrümmt.

Blütenbiologie

Die Blütezeit ist in Mitteleuropa (Mai) Juni.

In der Literatur wird die Art sowohl als autogam als auch als allogam beschrieben. Bei der Selbstbestäubung fallen die Pollenmassen aus den geöffneten Antheren auf die darunterliegende klebrige Narbe. Da die Blüten im Sporn Nektar absondern, ist aber auch Insektenbestäubung möglich. Aus dem östlichen Mittelmeergebiet sind Solitärbienen der Gattung Anthophora als Bestäuber nachgewiesen. Der Fruchtansatz beträgt etwa 80 %.

Die Pflanzen können in ungünstigen (trockenen) Jahren auch unterirdisch blühen (Kleistogamie).

Verbreitung und Standort

Das Hauptverbreitungsgebiet dieser besonders wärmebedürftigen Art liegt im Mittelmeerraum. Nach Norden dringt der Violette Dingel bis Belgien, Deutschland und Tschechien und vor, nach Osten bis in den Kaukasus und Iran.

  • In Deutschland ist der Violette Dingel nur an wenigen Standorten am Oberrhein und in der südlichen Eifel zu finden. Nur sehr selten tritt er in Einzelexemplaren auch außerhalb dieser Regionen - und dann in der Regel nur für kurze Zeit - auf, so zum Beispiel im Remstal.
  • In Österreich selten bis sehr selten von der collinen bis untermontanen Höhenstufe. Bevorzugt submediterranes Klima. Vorkommen in Burgenland, Wien(!), Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Salzburg (?). Die Art ist stark gefährdet.
  • In der Schweiz liegen die größeren Verbreitungsgebiete in den Kantonen Tessin, Jura, Wallis und im Rheintal bei Chur, aber auch hier ist die Art selten.

Als Standort bevorzugt die kalkliebende Pflanze lichte, sommerwarme, trockene Föhren- und Eichenwälder sowie Magerrasen. Nach Ellenberg ist der Violette Dingel Verbandscharakterart der mitteleuropäisch-subozeanischen, trockenheitsertragenden Eichenmischwälder (Quercion pubescenti-petraeae).

Gefährdung/Schutz

In Deutschland ist der Violette Dingel vom Aussterben bedroht. Er steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten auf Stufe 1 und ist besonders geschützt.

Ernährung

Obwohl die Pflanzen Chlorophyll enthalten und Photosynthese betreiben, reicht diese nicht aus, um die Atmungsverluste auszugleichen. Der Violette Dingel ist daher zur Ernährung auf die Versorgung durch seine Wurzelpilze angewiesen, hauptsächlich Ektomykorrhizapilze aus der Gattung Russula (Täublinge). Damit gehört die Art zu den mykoheterotrophen Pflanzen.[1]

Literatur

  • Fritz Füller: Limodorum, Epipogium, Neottia, Corallorhiza (Orchideen Mitteleuropas, 7. Teil). 3. Auflage (unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1977). Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2002 (Die Neue Brehm-Bücherei, Band 385), ISBN 3-89432-491-0
  • M. A. Fischer, W. Adler und K. Oswald: Exkursionsflora von Österreich. Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5

Einzelnachweise

  1. M. Girlanda, M. A. Selosse, D. Cafasso, F. Brilli, S. Delfine, R. Fabbian, S. Ghignone, P. Pinelli, R. Segreto, F. Loreto, S. Cozzolino und S. Perotto: Inefficient photosynthesis in the Mediterranean orchid Limodorum abortivum is mirrored by specific association to ectomycorrhizal Russulaceae. In: Molecular Ecology 15, 2006, S. 491-504 (Abstract).
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Violetter_Dingel aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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