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Tänie



 

Als Tänie (von lat. Taenia) oder Bandstreifen bezeichnet man die bei einigen Säugetieren auftretenden Verstärkungen der Längsmuskelschicht (Stratum longitudinale) der Wand des Dickdarms. Tänien sind als freie Tänie (Taenia libera) entweder gut sichtbar, oder durch den Ansatz von Serosaduplikaturen bedeckt (Taenia obtecta).

Tänien kommen am Blinddarm (Taeniae ceci) und Grimmdarm (Taeniae coli) bei Mensch, Pferden, Schweinen, Hasenartigen und Meerschweinchenverwandten vor.

Inhaltsverzeichnis

Funktion

Die bedeckten Tänien dienen als Ansatzstelle für Gekröse. Darüber hinaus sind Tänien stabilisierende Elemente der Darmwand und unterstützen die Darmperistaltik.

Die Tänien teilen die durch die Ringfalten (lat. Plicae semilunares ceci bzw. coli, wörtlich: „halbmondförmige Falten des Blind- bzw. Grimmdarms“) gebildeten Aussackungen der Dickdarmwand, die sogenannten Poschen (Haustra), in einzelne Poschenreihen. Die Zahl der Poschenreihen entspricht der Anzahl der Tänien.

Tänien beim Menschen

Der Dickdarm des Menschen verfügt im Allgemeinen über drei Tänien, die Taenia libera, die Taenia mesocolica (mit dem Mesocolon transversum verwachsen) und die Taenia omentalis (mit der unteren Serosaduplikatur des großen Netzes verwachsen).

Der Taenia libera kommt besondere Bedeutung in der Chirurgie zu, da an ihrem proximalen Ende der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis) zu finden ist. Die Taenia libera leitet den Chirurgen bei der Suche nach dem Wurmfortsatz im Rahmen einer Appendektomie.

Tänien des Pferdes

Der Blinddarm des Pferdes hat vier Tänien. An der rückenseitigen Tänie (Tenia dorsalis) heftet sich die Hüftdarm-Blinddarm-Falte (Plica ileocecalis) an, die zum Auffinden des Hüftdarms (Ileum) von Bedeutung ist. Die seitliche Tänie (Tenia lateralis) dient dem Ansatz des Blinddarm-Grimmdarm-Bandes (Ligamentum cecocolicum), die übrigen beiden sind freie Tänien. Nur die rückenseitige und die innenseitige (Tenia medialis) reichen bis zur Blinddarmspitze.

Der Grimmdarm des Pferdes hat regional unterschiedliche Tänienzahlen. Der Anfangsabschnitt, die bauchseitigen Lagen des aufsteigenden Grimmdarms (Colon ascendens), hat bis zur Beckenflexur (Flexura pelvina) ebenfalls vier Tänien, wobei die dorsolaterale und -mediale dem Grimmdarmgekröse als Ansatz dienen und daher als Tenia mesocolica lateralis und medialis bezeichnet werden. Die Beckenflexur und die obere linke Längslage (Colon dorsale sinistrum) des aufsteigenden Grimmdarms haben nur eine Tänie, die dem Zwischenblinddarmband (Ligamentum inetercolicum) zur Verbindung mit der bauchseitigen linken Blinddarmlage als Ansatz dienen. Die obere rechte Längslage (Colon dorsale dextrum) des aufsteigenden Grimmdarms hat drei Tänien. Das Querkolon (Colon transversum) und der absteigende Grimmdarm (Colon descendens) besitzen zwei breite Tänien, von denen eine zum Ansatz des Grimmdarmgekröses (Mesocolon descendens) dient und die gegenüberliegende frei ist.

Übrige Säugetiere

Tänien des Schweines

Der Blinddarm der Schweine besitzt zwei Bandstreifen. Der aufsteigende Grimmdarm (Colon ascendens) ist bei Schweinen in Form eines Kegels aufgerollt. Seine äußeren, zur Kegelspitze laufenden zentripetalen Windungen (Gyri centripetales) tragen ebenfalls zwei Bandstreifen, die dünneren inneren zentrifugalen Grimmdarmwindungen dagegen keine mehr.

Tänien der Hasenartigen

Der spiralig aufgerollte Blinddarm der Hasenartigen besitzt zwar Poschen, aber keine Bandstreifen. Der aufsteigende Grimmdarm (Colon ascendens) trägt dagegen zwei kräftige Tänien, die im hinteren Abschnitt bis zum Übergang in das Querkolon allmählich verstreichen.

Tänie in der sakralen Kunst

Das Stirnband als Beigabe der Engel in der sakralen Kunst nennt man ebenfalls Tänie. Diese Beigabe ist ab dem 5. Jahrhundert bezeugt.

Literatur

  • H. Lippert: Lehrbuch der Anatomie. Urban&Fischer-Verlag, 5. Auflage, 2000, ISBN 3-437-42360-6
  • Salomon, F.-V. u. a. (Hrsg.): Anatomie für die Tiermedizin. Enke-Verlag, Stuttgart 2004. ISBN 3-8304-1007-7
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Tänie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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