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Soziopathie



Soziopathie ist eine veraltete Bezeichnung für eine psychiatrische Störung, vor allem des Sozialverhaltens der erkrankten Person.

Die heutige Bedeutung des Begriffes Soziopath bezieht sich auf Personen, die nicht bzw. nur eingeschränkt fähig sind, Mitleid zu empfinden, sich nur schwer in andere hineinversetzen können und die Folgen ihres Handelns nicht abwägen können.


Inhaltsverzeichnis

Klassifizierung

Definitionen und diagnostische Kriterien variierten stark zwischen den verschiedenen Schulen der Psychiatrie. Um der Begriffsverwirrung entgegenzuwirken, wurde die Bezeichnung nicht in die modernen Klassifikationssysteme von Krankheiten (ICD-10) und psychischen Störungen (DSM 4) aufgenommen. Am ehesten ist Soziopathie mit dem modernen Begriff der dissozialen Persönlichkeitsstörung (auch amoralische, antisoziale, asoziale, psychopathische Persönlichkeitsstörung) gleichzusetzen.

Die gleiche begriffliche Problematik führte auch dazu, dass der verwandte Begriff der Psychopathie heute in der Fachsprache nicht mehr verwendet wird.

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Die dissoziale Persönlichkeitsstörung ist durch ausgeprägte Diskrepanz zwischen Verhalten und geltenden sozialen Normen gekennzeichnet. Typische Merkmale sind

  • Unfähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen
  • Unfähigkeit zur Verantwortungsübernahme, gleichzeitig eine klare Ablehnung und Missachtung sämtlicher sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen
  • Unfähigkeit, längerfristige Beziehungen aufrechtzuerhalten, jedoch keine Probleme mit der Aufnahme frischer Beziehungen
  • Geringe Frustrationstoleranz, Neigung zu aggressivem und gewalttätigem Verhalten
  • Fehlendes Schuldbewusstsein
  • Unfähigkeit, aus Erfahrungen zu lernen.

Ein weiteres Merkmal für diese Erkrankung kann eine anhaltende Reizbarkeit sein. Die Störung kann sich in oder nach der Kindheit entwickeln.

Neue Bedeutung

Der Begriff Soziopath bzw. Soziopathie lebte durch die Wiederentdeckung eines verwandten Phänomens auf. Die wissenschaftliche Fachwelt wurde erstmals 1848 mit dem Problem konfrontiert. Später geriet es fast in Vergessenheit. Durch die heutigen bildgebenden Verfahren und neueren Erkenntnisse im Bereich der Neurologie wird der Begriff Soziopathie jetzt wiederverwendet. Seitdem gilt der Begriff für die neuropathologisch bedingte Unfähigkeit, soziale Kompetenzen wie Mitgefühl, Einfühlungsvermögen und Unrechtsbewusstsein zu entwickeln.

Historische Entwicklung

1848 fand ein Ereignis statt, das Aufschluss über die Ursache des Phänomens der Soziopathie im heutigen Sinne des Wortes gab:

Bei einer Explosion erlitt der 25-jährige Phineas Gage eine schwere Kopfverletzung durch eine Metallstange. Er war Vorarbeiter einer Eisenbahngesellschaft und galt als sehr zuverlässig. Nachdem er sich wieder erholt hatte, war er ein anderer Mensch. Er wurde unzuverlässig, aggressiv, mitgefühllos und suchte bei jeder Gelegenheit Streit. Der vermutliche Grund für diese Verhaltensänderung war ein Schaden am Vorderhirn, welches für psychische Funktionen wie Einfühlungsvermögen und Impulskontrolle verantwortlich ist. Durch die Verletzung wurden diese stark beeinträchtigt. Kinder, die mit einem funktionsgestörten Vorderhirn geboren werden, sind weitgehend unfähig, die einfachsten Streitregeln zu erlernen. Untersuchungen mit Hilfe der Kernspintomographie haben gezeigt, dass das Vorderhirn bei Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung eine geringere Aktivität aufweist, als dies bei psychisch gesunden Kontrollpersonen der Fall ist. Darüber hinaus weist der sogenannte Mandelkern keine Aktivität auf. Man vermutet, dass Soziopathen aufgrund der Arbeitsweise ihres Gehirns nicht in der Lage sind, die Folgen ihres Handelns abzuwägen.

In neueren Untersuchungen konnte die verantwortliche Gehirnregion noch genauer lokalisiert werden. Es handelt sich um den Frontallappen, genauer um die ventromediale präfrontale Region der Großhirnrinde.

Siehe auch

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Soziopathie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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