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Raymond Dart



Raymond Arthur Dart (* 4. Februar 1893; † 22. November 1988) war ein australischer Anatom und Paläoanthropologe. Bekanntheit erlangte er durch die Erstbeschreibung des „Kindes von Taung“, des fossilen Schädels eines jungen Vormenschen, den ein Steinbrucharbeiter 1924 nahe der Ortschaft Taung im Nordwesten Südafrikas entdeckt hatte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie

Dart ist der Sohn von dem Farmer und Händler Samuel Dart und Eliza Ann Brimblecombe. 1921 heiratete er Dora Tyree. Nach der Scheidung heiratete er erneut am 11. November 1936 die Assistentin Marjorie Gordon Frew, die er an der Witwatersrand University kennenlernte. Dart hat eine Tochter namens Diana Elizabeth und einen Sohn namens Galen Alexander.

Ausbildung

Raymond Dart studierte Medizin, zunächst an der University of Queensland in Brisbane und später an der University of Sydney. Nachdem ihm 1913 den Titel Bachelor of Science und 1915 der Master of Science verliehen worden war, erwarb er 1917 auch den Bachelor of Medicine und die Bachelors of Medicine and Surgery. Danach ging er von Australien nach England, wo er bis zum Ende des 1. Weltkriegs in einer Sanitätstruppe Dienst tat. Anschließend setzte er seine Studien an der University of London fort und wurde dort ab 1920 Assistent von Grafton Elliot Smith, der am University College London den Lehrstuhl für Anatomie inne hatte. Smith war damals der angesehenste Neuroanatom des Landes und wurde später für seine Leistungen geadelt. Durch Smith bekam Raymond Dart auch Zugang zu dem gleichfalls bedeutenden - und später geadelten - Anatomen Arthur Keith. Beide Forscher waren aufgrund ihrer anatomischen Kenntnisse zugleich auch Schlüsselfiguren unter den britischen Anthropologen.

Dart war daher 1922 keineswegs begeistert von der Idee, als Elliot Smith ihm nahelegte, sich für den neu eingerichteten Anatomie-Lehrstuhl an der Medical School der University of the Witwatersrand in Johannesburg zu bewerben. Wesentlich lieber wäre es ihm gewesen, weiterhin in räumlicher Nähe zu seinen beiden Förderern zu arbeiten statt an einem "furchtbaren Ort" in Südafrika.[1] Er folgte jedoch ihrem Rat, dass ein zeitweiser Aufenthalt seiner künftigen akademischen Karriere förderlich sei und verließ daher Ende 1922 England.

Das „Kind von Taung“

  Ende November 1924 bekam Dart Fossilien zugestellt, welche in dem südafrikanischen Steinbruch Buxton in der Nähe von Taung gefunden worden waren. Er erkannte den Schädel eines jungen Hominiden, welcher mitsamt Unterkiefer, Milchgebiss und einem natürlichen Ausguss des Schädelinnenraums erhalten war. Die Erstbeschreibung des „Kindes von Taung“ wurde von ihm bereits Anfang Januar 1925 an die britische Wissenschaftszeitung Nature geschickt und von dieser im folgenden Monat veröffentlicht. Dart nannte die von ihm aufgestellten Gattung Australopithecus („südlicher Affe“) und die Art als Australopithecus africanus („der südliche Affe aus Afrika“).

Die Jagdhypothese

1953 in einem Fachartikel [2] und 1959 in seinem Buch Adventures with the missing link [3] deutete Dart die zahlreiche Knochenfunde von diversen Tierarten als Beute der Australopithecinen, spekulierte über gemeinsame Jagden der frühen Hominiden und leitete daraus weit reichende Schlüsse zu den Mechanismen der Menschwerdung ab. Robert Ardrey popularisierte dieses Modell – die Jagd als Schlüssel zur Menschwerdung – wenig später, indem er in einem seiner erfolgreichen Bücher unsere Vorfahren als blutrünstige Wesen schilderte, die andere Hominiden töteten und verspeisten. [4] Dr. Inge Schröder vom Anthropologischen Institut der Christian-Albrechts-Universität, Kiel, bezeichnete diese Lesart der Begleitfunde aus den Makapan-Höhlen 1989 als überholt: „Heute vermutet man, dass die Vorstellung von einer dem Menschen innewohnenden, stammesgeschichtlich verankerten Tendenz zur Grausamkeit und zum Töten auch von der Auseinandersetzung mit den Schrecken und Greueltaten des zweiten Weltkriegs beeinflusst war.“[5]

Quellen

  1. laut eigener Aussage gegenüber R. Lewin, S. 50
  2. R. Dart: The predatory transition from ape to man.” International Anthropological and Linguistic Review, 1, 1953, S. 201–219
  3. R. Dart, D. Craig: Adventures with the missing link. New York, Harper & Brothers, 1959
  4. Robert Ardrey: African Genesis. 1961; deutsch: Adam kam aus Afrika. Auf der Suche nach unseren Vorfahren. Wien, Nymphenburger,1967, ISBN 3-485-00605-X; als dtv-Taschenbuch: 1969.
  5. Vom Werkzeugmacher zum Aasfresser: Vorstellungen von der Menschwerdung im Spiegel der Wissenschaftsgeschichte Vortrag von Dr. Inge Schröder, Anthropologisches Institut der Christian-Albrechts-Universität, Kiel; Schröder ist seit 2003 Privatdozentin und seit 2006 wissenschaftliche Geschäftsführerin des Wissenschaftszentrums Kiel

Literatur

  • Raymond A. Dart: Australopithecus africanus: the man-ape of South Africa. Nature, Band 115 (1925), S. 195-199 (pdf)
  • Roger Lewin: Bones of Contention. Controversies in the Search for Human Origins. Touchstone 1988, ISBN 0-671-66837-4
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Raymond_Dart aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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