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Plazenta



  Die Plazenta (lat.: placenta = Kuchen) ist ein bei allen weiblichen höheren Säugetieren (Eutheria), manchen Beutelsäugern (Metatheria) und bei Hammerhaien bei der Trächtigkeit (Schwangerschaft) vorhandenes Gewebe in der Gebärmutter (Uterus).

Sie ist ein embryonales Gewebe, das in die Schleimhaut des Uterus einwächst und der Versorgung des Embryos bzw. Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff dient. Die Verbindung zwischen Embryo und Plazenta erfolgt über die Nabelschnur.

Anders als alle anderen menschlichen Organe, die erst nach einer ausreichenden Entwicklungs- und Reifungsperiode ihre Funktion aufnehmen, muss die Plazenta ihr eigenes Wachstum steuern und parallel dazu volle Funktionstüchtigkeit entwickeln. Dabei müssen in jedem Stadium der Schwangerschaft die jeweils spezifischen Bedürfnisse des Kindes befriedigt werden.

Neben der Versorgung des Kindes erfüllt die Plazenta hormonelle Aufgaben (siehe unten).

Besonders interessant (und noch kaum erforscht) ist die offensichtliche Fähigkeit der Plazenta, das Immunsystem der Mutter so zu beeinflussen, dass es zwar funktionstüchtig bleibt und die Mutter damit vor Infektionen schützt, gleichzeitig aber daran gehindert wird, die Plazenta selbst und das Kind als Fremdgewebe abzustoßen.

Die Plazenta wird kurz nach der Geburt des Kindes als so genannte Nachgeburt geboren.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau der Plazenta

  Die Plazenta ist im ausgereiften Zustand ein circa 500-600 Gramm schweres und im Durchmesser 15 bis 20 cm großes Organ, dass sich nach der Einnistung (Nidation) der Blastozyste in der Gebärmutter bildet. Sie entsteht aus dem fetalen Trophoblasten und aus der mütterlichen Gebärmutterschleimhaut (Endometrium). Die fetale Seite der Plazenta - also Chorionplatte und Nabelschnur - ist mit weißlich trübem Amnionepithel bedeckt (siehe letztes Bild). Zwischen der Chorionplatte und der mütterlichen Basalplatte (Dezidua) befindet sich der mit mütterlichem Blut gefüllte intervillöse Raum. Dieser wird durch bindegewebige Plazentasepten von der Basalplatte aus in 15 bis 20 Felder, die so genannten Kotyledonen, unterteilt. Aus dem Chorion wachsen Primärzotten, die die Sekundärzotten tragen, in diese blutgefüllten Kotyledonen. Durch das Einsprossen von Kapillaren wird die Sekundärzotte zur Tertiärzotte und ist somit zum Stoffaustausch bereit. (In der Abbildung ist der gesamte Zottenbaum als Villus bezeichnet.) Zwischen den Kapillaren der Tertiärzotten und dem intervillösen Raum findet auf Grund der Plazentaschranke (siehe unten) kein Blutaustausch statt. Der Stoffaustausch erfolgt über Diffusion, erleichterte Diffusion, Pinozytose oder wird über Rezeptoren vermittelt. Ab der vierten Schwangerschaftswoche, wenn das Herz des Kindes zu schlagen beginnt, wird die Frucht über die Plazenta versorgt.

Als Organ dient die Plazenta nur eine begrenzte Zeit; sie zeichnet sich durch den geringsten Gehalt an straffem Bindegewebe aller Organe aus. Anatomen bezeichnen sie auch salopp als "Organ zum Wegschmeißen" oder Einweg-Organ, analog zur Einwegflasche.

Plazentaschranke

Die Funktion der Plazenta besteht in der „Plazentaschranke“. Sie stellt eine passive Filtermembran dar, die mütterliches und kindliches Blut trennt und den Übertritt von verschiedenen im Blut gelösten Substanzen ermöglicht oder verhindert. Die dafür verwendeten Mechanismen sind Diffusion und erleichterte Diffusion, aktiver Transport, Diapedese und Pinozytose. Durch Diffusion gelangen Sauerstoff, Wasser, einige Vitamine, Alkohol, Gifte, Drogen und Medikamente in den Fetus. Glukose, Aminosäuren und Elektrolyte gelangen über erleichterte Diffusion und aktive Transportprozesse in das Kind. Proteine, Antikörper vom Typ IgG und Fette werden über Pinozytose transportiert. Viren und Bakterien können sich per Diapedese Zugang zum Kind verschaffen. Die Übertragung mütterlicher IgG-Antikörper ist besonders wichtig, da das Kind bis einige Monate nach der Geburt nicht ausreichend eigene Antikörper bilden kann.

Durch Mikrotraumen in der Plazenta kann es zum Übertritt kindlichen Blutes in den mütterlichen Kreislauf kommen. Dies ist normalerweise ungefährlich, außer das Kind ist Rhesus positiv, die Mutter jedoch negativ. Dann kann es zur Sensibilisierung der Mutter kommen. Die Mutter bildet Antikörper vom plazentagängigen IgG-Typ gegen das rhesuspositive Blut, welche bei einer Folgeschwangerschaft in den fetalen Kreislauf gelangen und dort das Krankheitsbild des Morbus haemolyticus neonatorum auslösen.

Beim Menschen

Im Deutschen wird die menschliche Plazenta als Mutterkuchen bezeichnet.

Die Plazenta produziert das Hormon Chorion-Gonadotropin und etwa ab dem 4. Monat auch das Gelbkörperhormon Progesteron, nachdem der Gelbkörper in dem Eierstock die Produktion einstellt. Das Gelbkörperhormon unterdrückt die Regelblutung und ermöglicht somit das Weiterbestehen der Schwangerschaft. Menschen besitzen eine Placenta discoidalis, also eine Placenta des haemochorialen Typs.

 

Früher wurde die Nachgeburt häufig an die Pharma- und Kosmetikindustrie verkauft. Diese Praxis ist unter anderem wegen der Angst vor Aids und anderen Infektionen zum Erliegen gekommen. Die aus den Plazenten gewonnenen Inhaltsstoffe werden heute aus anderen Quellen oder synthetisch hergestellt oder durch alternative Stoffe ersetzt. Aus dem Nabelschnurblut werden heute manchmal Stammzellen extrahiert. Einige Firmen bieten die Gewinnung, Aufbereitung und Kryokonservierung der kindlichen Stammzellen aus dem Nabelschnurblut als Dienstleistung an. Der tatsächliche Nutzen ist jedoch umstritten, da bis heute kein Fall bekannt wurde, in dem tatsächlich eine Rückübertragung aus nabelschnurgewonnenen Stammzellen an den Spender erfolgt wäre.

Oft ist es möglich, die Plazenta ausgehändigt zu bekommen, beispielsweise um daraus homöopathische Medikamente herstellen zu lassen oder um sie in der Erde, meist unter einem Baum, zu vergraben. Dieser Brauch war und ist in unterschiedlichsten Regionen der Welt verbreitet. Die hormonreiche Plazenta wird mitunter auch zur (nicht nachgewiesenen) Förderung der Regenerierung der Gebärenden und Vermeidung einer postnatalen Depression verzehrt. Einige Rezepte finden sich bei Wikibooks: Cookbook Placenta

Bei Tieren

  Die meisten Säugetiermütter - also auch Tiere, die sonst selbst rein vegetarisch (Kühe und andere Wiederkäuer) leben - verspeisen die eigene Nachgeburt, nachdem sie ihre Neugeborenen beschnuppert und versorgt (trocken geleckt) haben. Nicht nur, dass sie damit den Raubtieren die verlockende Duftspur wegnehmen, sie versorgen sich dadurch auch mit Vitaminen und anderen wichtigen Nährstoffen, die sie nach der Geburt selbst dringend brauchen.

Dabei gibt es verschiedene Plazentatypen. Beuteltiere besitzen eine unvollkommene (Dottersack-)Plazenta, weshalb die Tragezeit so gering ist (8-40 Tage). Des weiteren gibt es eine Placenta diffusa (epitheliochorial) bei Unpaarhufern und Walen, eine Placenta zonaria (endotheliochorial) bei Raubtieren, eine Placenta discoid (hemochorial) bei Nager und Mensch sowie eine Placenta cotyledonaria oder multiplex (syndesmochorial) bei Wiederkäuern.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Plazenta aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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