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Max Delbrück (Biophysiker)



 

Max Delbrück (* 4. September 1906 in Berlin; † 9. März 1981 in Pasadena, Kalifornien) war ein deutscher, ab 1945 US-amerikanischer Genetiker, Biophysiker und Nobelpreisträger.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er gehörte zu jener ursprünglich aus Alfeld an der Leine stammenden niedersächsischen Delbrück-Familie, die im 19. Jahrhundert in Preußen und im Deutschen Kaiserreich einige einflussreiche Positionen innehatte, und war der jüngste Sohn des Historikers Hans Delbrück (1848-1929) und der Carolina (Lina) Thiersch, einer Enkelin des Chemikers Justus von Liebig (1803-1873) und Schwägerin des Theologen Adolf von Harnack (1851-1930).

Delbrück war seit 1941 mit Mary Bruce verheiratet. Das Ehepaar hatte vier Kinder.

Leben

    Delbrück studierte an der Universität Göttingen zunächst Astronomie, kam dann aber über die neu entdeckte Quantenmechanik zur theoretischen Physik. In diesem Fachgebiet promovierte er 1929. Auf physikalischem Gebiet ist die Delbrück-Streuung in der Quantenelektrodynamik (Streuung hochenergetischer Photonen am Coulombfeld eines Kerns über die Erzeugung und Vernichtung von Elektron-Positron Paaren) nach ihm benannt (Zeitschrift für Physik Bd.82, 1933, S.144).

Nach einigen Auslandsaufenthalten arbeitete er ab 1932 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie in Berlin-Dahlem, unter anderem als Assistent von Lise Meitner und Otto Hahn. Das nicht staatliche Institut behielt auch unter der Herrschaft des Nationalsozialismus eine gewisse Unabhängigkeit und zog so internationale Forscher an.

Auf Anregung von Niels Bohr wandte er sich hier der interdisziplinären Arbeit mit der Biologie zu. 1935 veröffentlichte er zusammen mit dem Genetiker Nikolai Timofejew-Ressowski ein Werk über Genmutationen, in dem sie als erste vorschlugen, Gene als komplexe Atomverbände aufzufassen. Damit begann die moderne Genetik.

1937 war der politische Einfluss auf die Forschung zu groß geworden; Delbrück emigrierte zunächst als Forschungsstipendiat in die USA. Dort forschte er am Caltech und bot ab 1945 in der Fachwelt beachtete Sommerkurse in New York an. Als im Herbst 1939 das Stipendium auslief, erhielt er durch den Einsatz von Kollegen eine Physikprofessur an der Vanderbilt University in Nashville, ab 1947 arbeitete Delbrück wieder am Caltech - über Bakteriophagen. In den späten 1940ern arbeitete er eng mit Salvador Luria zusammen, mit dem zusammen er den Vermehrungsprozess der Bakteriophagen aufklärte. Auch mit Alfred Day Hershey tauschte er bald Informationen aus. Mit ihren Untersuchungen schufen die drei Wissenschaftler Grundlagen der modernen Molekularbiologie und Genetik.

Dafür erhielt er 1969 zusammen mit Hershey und Luria den Nobelpreis für Medizin.

Als Biologieprofessor am Caltech (bis 1977) forschte er weiter auf mehreren Gebieten. Schwerpunkte waren dabei neben der Sinnesphysiologie auch die Quantenchemie und Mutationen, etwa bei der Taufliege Drosophila melanogaster.

1947 reiste Delbrück erstmals wieder nach Deutschland, verlegte seinen Lebensmittelpunkt nicht wieder dorthin. Einer seiner ersten Nachkriegs-Schüler in Deutschland wurde der Genetiker Carsten Bresch. Ab 1958 baute Bresch von Delbrück beauftragt mit Fördergeldern, die der Kölner Botaniker Karl Straub erschlossen hatte, das Institut für Genetik an der Universität zu Köln auf. Von 1961 bis 1963 forschte Delbrück an dem neuen Kölner Institut und half dabei, dieses zu etablieren. 1969 half er der Universität Konstanz ihre Biologische Fakultät zu errichten.

Delbrücks Verdienst im weiteren Sinne ist vor allem die Einführung mathematischer Modelle und wissenschaftlicher Methoden in die Biologie. Auch sein Appell zur Interdisziplinarität und zur offenen Zusammenarbeit der wissenschaftlichen Gemeinde, den er durch sein eigenes Beispiel unterstützte, machte Schule und brachte ihm Anerkennung.

Heute ist in Deutschland das Max-Delbrück-Centrum, eine molekularbiologische Großforschungseinrichtung der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin-Buch nach Max Delbrück benannt.

Siehe auch: Fluktuationstest, T4-Phage

Werke

  • Über die Natur der Genmutation und der Genstruktur. (zusammen mit Nicolaj W. Timoféeff-Ressovsky und Karl Günter Zimmer) Weidmann, Berlin 1935
  • Wahrheit und Wirklichkeit: Über die Evolution des Erkennens. Rasch und Röhring, Hamburg 1986, ISBN 3-89136-058-4
  • Die Pipette ist meine Klarinette. Originaltonaufnahmen 1954-1979, hrsg. v. Klaus Sander. Audio-CD, 65 min. supposé, Köln 2007, ISBN 978-3-932513-75-6

Literatur

  • J. Cairns; G.S. Stent; J.D. Watson (eds.): Phage and the Origins of Molecular Biology, CSHL Press, Cold Spring Harbor, NY, 1992, ISBN 0-87969-595-1 (Neuauflage geplant März 2007)
  • Ernst Peter Fischer: Das Atom der Biologen: Max Delbrück und der Ursprung der Molekulargenetik. München, Zürich: Piper, 1988
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Max_Delbrück_(Biophysiker) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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