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Mary Leakey



Mary (Douglas Nicol) Leakey (* 6. Februar 1913 in London; † 9. Dezember 1996 in Nairobi) war eine der bedeutendsten Archäologen und Paläoanthropologen des 20. Jahrhunderts und gewiss die bedeutendste Frau auf diesem Gebiet. Sie fand unter anderem 1959 das erste Fossil eines „Zinjanthropus“ (Australopithecus boisei), des so genannten Nussknackermenschen.

Verheiratet war Mary Leakey mit Louis Leakey, deren Söhne Richard und Jonathan gleichfalls als „große Namen“ unter Paläoanthropologen bekannt sind.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Mary Douglas Nicol war die Tochter des seinerzeit bekannten Landschaftsmalers Erskine Edward Nicol und der Hobby-Malerin Cecilia Marion Frere, die jahrelang im französischen Gebiet der Dordogne lebten. Der häufige Besuch von prähistorischen und archäologischen Fundstätten in Frankreich weckten schon als kleines Kind ihr Interesse an solchen Themen, überdies war ihr Vater mit Howard Carter befreundet, der in Ägypten das Grab von Tutanchamun entdeckt hatte. Durch die Bekanntschaft der Familie mit einem Priester und Hobby-Archäologen konnte Mary schon im Alter von 10 Jahren bei Ausgrabungen mithelfen und lernte so auch viel über steinzeitliche Höhlenmalerei und Steinwerkzeuge.

Ihr Vater starb, als sie 13 Jahre alt war, weswegen sie mit ihrer Mutter nach London zurück ging, die ihr dort eine ordentliche Ausbildung zukommen lassen wollte. Mary wurde jedoch wegen Aufsässigkeit mehrfach der Schule verwiesen, was sie später damit begründete, dass die Schule "vollkommen unverbunden mit dem wirklichen Leben" gewesen sei. Mit 17 allerdings bemerkte sie, dass sie sich ihre erhoffte spätere Tätigkeit als Archäologin durch das Fehlen eines formalen Schulabschlusses verbaut hatte. Ab 1930 hörte sie gleichwohl Vorlesungen über Archäologie und Geologie und bewarb sich (diverse Male vergeblich) als Mitarbeiterin für archäologische Ausgrabungen in England. Schließlich hatte sie aber doch Erfolg mit einer Bewerbung und fiel rasch durch ihre Fähigkeit auf, präzise wissenschaftliche Lagezeichnungen und Zeichnungen von Fundstücken anzufertigen.

Bei einer Dinner-Party in Cambridge lernte sie 1933 Louis Leakey kennen. Sie verliebten sich ineinander, Mary begleitete ihn auf seiner nächsten Expedition nach Tansania und zog anschließend bei Louis ein. Daraufhin ließ sich dessen Ehefrau Frida scheiden, und kurz darauf heirateten Louis und Mary – was zu einem großen Skandal führte und Louis akademische Karriere-Chancen in England gegen Null sinken ließ. 1937 gingen beide zu weiteren Ausgrabungen nach Kenia und einige Jahre später nach Tansania.

1940 wurde ihr Sohn Jonathan geboren, 1943 ihre Tochter Mary und 1944 kam schließlich Sohn Richard zur Welt. In den ersten Jahren litt die Familie in Afrika erheblich unter finanziellen Schwierigkeiten, die erst um 1960 überwunden waren – was aber keineswegs zu einer Stabilisierung der Beziehung von Mary und Louis führte: Ab 1968 lebten sie kaum noch zusammen, was vor allem den vielen Seitensprüngen von Louis zuzuschreiben war.

Wissenschaftliche Leistungen

In Kenia machte Mary Leakey im Oktober 1948 ihren ersten bedeutenden Fund: diverse Knochen und Zähne eines 18 Millionen Jahre alten Schädels von Proconsul africanus, der damals einer der ältesten Vormenschenfunde Afrikas war; seine genaue Stellung im Stammbaum der Menschenartigen ist bis heute umstritten.

Wegen politischer Unruhen mussten die Leakeys kurz darauf Kenia verlassen und gingen erneut nach Tansania, wo Mary Leakey rund 1600 steinzeitliche Zeichnungen kopierte, die später zur Grundlage ihres Buches Africa's Vanishing Art wurden. Viele der von ihr festgehaltenen Zeichnungen gingen kurz darauf durch mutwillige Beschädigungen verloren, so dass ihre Kopien einen dauerhaft hohen, wissenschaftlichen Wert bekamen.

Weltweit berühmt wurde Mary Leakey aber erst, nachdem sie am 17. Juli 1959 in der Olduvai-Schlucht einen Hominiden-Schädel gefunden hatte, der noch weitgehend intakt war und bei dem sogar noch Zähne an ihrem Platz im Oberkiefer steckten: den damals Zinjanthropus oder kurz Zinji genannten Australopithecus boisei, das erste Exemplar seiner Art und zugleich der damals älteste je gefundene Hominide. Kurz darauf fand ihr Sohn Jonathan am 2. November 1960 Überreste des ersten je gefundenen Homo habilis. Die Funde von Zinji und Jonny's Child hatten zur Folge, dass nun endlich hinreichend viele Geldgeber für weitere Ausgrabungen aufgetan werden konnten.

Auch nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1972 organisierte sie weiter Ausgrabungen im Olduvai-Gebiet, bei denen 1978 in der Nähe von Laetoli die berühmt gewordenen Fußspuren zweier aufrecht nebeneinander laufender Vormenschen entdeckt wurden, eines großfußigen und eines kleinfußigen. Mary Leakey deutete sie als Spuren von Individuen der Gattung Homo, andere Forscher (u.a. Donald Johanson) ordneten sie der Gattung Australopithecus zu.

1984 veröffentlichte Mary Leakey, obwohl inzwischen auf einem Auge erblindet, ihre Autobiographie Disclosing the Past und war bis kurz vor ihrem Tod auch auf ihren Ausgrabungsstätten in Tansania präsent. Für ihr Lebenswerk wurde sie, die nie einen akademischen Abschluss zuwege gebracht hatte, u.a. von so angesehenen Institutionen wie der University of Chicago, der Yale University, der University of Oxford und der Schwedischen Akademie der Wissenschaften geehrt.

Werke

  • Mary Leakey: Olduvai Gorge: My Search for Early Man. William Collins Sons & Co. Ltd., London 1979, ISBN 0002116138
  • Mary Leakey: Africa's Vanishing Art: The Rock Paintings of Tanzania. DoubleDay, New York 1983, ISBN 0-385-18968-0
  • Mary Leakey: Disclosing the Past: An Autobiography. Doubleday & Co. Inc., New York 1984, ISBN 0385189613
  • Mary D. Leakey (Hrsg.): Laetoli: A Pliocene site in Northern Tanzania. Clarendon Press, Oxford Science Publications 1987, ISBN 0-19-854441-3

Literatur

Virginia Morell: Ancestral Passions: The Leakey Family and the Quest for Humankind's Beginnings. Touchstone, 1996, ISBN 0684824701 (Paperback-Ausgabe)

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Mary_Leakey aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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