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Jacob Levy Moreno



Jacob Levy Moreno (* 18. Mai 1889 in Bukarest; † 14. Mai 1974 in Beacon, New York), ein Arzt und Psychiater, war der Begründer des Psychodramas, der Soziometrie und der Gruppenpsychotherapie.

Inhaltsverzeichnis

Die Jahre in Wien

Moreno erlebte als Kind im Alter von vier Jahren die Flucht seiner Familie (die sephardischer Abstammung war) vor Armut und Pogromen nach Wien, wo er aufwuchs. Nach dem Besuch einer jüdischen Schule studierte er in Wien Medizin. Schon als Jugendlicher war er vom Stegreiftheater, das zu dieser Zeit in Wien eine außergewöhnliche Blüte erlebte - zeitweilig soll es bis zu hundert Stegreifbühnen gegeben haben - fasziniert. Ebenso bewunderte er die Spontaneität und Kreativität der in den Parkanlagen spielenden Kinder.

Während seines Studiums beschäftigte er sich mit gesellschaftlichen Randgruppen und arbeitete nach seiner Promotion als Arzt in einem Flüchtlingslager in Mitterndorf an der Fischa, Niederösterreich. Seine Beobachtungen führten ihn dazu, soziale Anziehungs- und Abstoßungskräfte zu vermuten und in der Gruppe mehr als die Summe ihrer Mitglieder zu sehen. Diese Erfahrungen bildeten die Grundlage für seine späteren Arbeiten zur Soziometrie, zur Aktionsforschung und zur Entwicklung der Methode des Psychodramas. Von 1918 - 1925 war er als Arzt in Bad Vöslau tätig. Zugleich gehörte er expressionistischen Künstlerkreisen in Wien an (Herausgeber der Zeitschrift "Daimon"). Seinem radikalen Konzept eines Stegreiftheaters ("Theater der Spontaneität"), das er zwischenzeitig entwickelte, war allerdings wenig "Publikumserfolg" beschieden. Immerhin, Elisabeth Bergner und Peter Lorre sammelten bei ihm erste Theater-Erfahrungen.

Entgegen der bisherigen Lehrmeinung wurde Moreno nicht von Martin Bubers philoshischem Denken beeinflusst, sondern war umgekehrt ein wichtiger Ideengeber für den älteren und damals viel bekannteren Martin Buber.

Die Jahre in Amerika

1925 reiste er auf Einladung eines Elektrokonzerns (Moreno hatte gemeinsam mit dem Bruder seiner Lebensgefährtin ein elektromagnetisches Aufzeichnungsverfahren entwickelt) in die USA, wo er in der Folge dann auch blieb. Hintergrund für diese Entwicklung dürfte vor allem auch gewesen sein, dass er sich sowohl künstlerisch wie auch als ärztlicher Pionier in einer Stagnation erlebte. In den USA fand er hingegen eine starke Resonanz, was dann zu den Arbeiten an seinem Hauptwerk "Who shall Survive?" und der Übernahme einer kleinen psychiatrischen Klinik in Beacon (USA) führte, in der er seinen therapeutischen Ansatz des Psychodramas (Psychotherapie mittels Stegreifspiels) zur Reife weiterentwickelte.

Veröffentlichungen im Frühwerk

  • "Einladung zu einer Begegnung", 2 Hefte (1914)
  • redigierte die Zeitschrift "Daimon" (1918)
  • "Die Gottheit als Autor" (1922)
  • "Die Gottheit als Komödiant" (1922)
  • Das Stegreiftheater, Potsdam : G. Kiepenheuer, 1924

Psychodrama und Gruppenpsychotherapie

Moreno entwickelte das Psychodrama, als "diejenige Methode, welche die Wahrheit der Seele durch Handeln ergründet", mit dem Ziel "die menschliche Spontaneität freizusetzen und gleichzeitig in das gesamte Lebensgefüge des Menschen sinnvoll zu integrieren". Er entwickelte die Soziometrie zur Diagnose von Beziehungen in Gruppen, und erweiterte die Rollentheorie für die Psychotherapie in der Gruppe. Er verwendete als erster den Begriff "Gruppenpsychotherapie".

Schriften

  • Who shall survive? (1934) (dt.: Die Grundlagen der Soziometrie - Wege zur Neuordnung der Gesellschaft (1953, 4. Aufl. Leske + Budrich, 1996)
  • Gruppenpsychotherapie und Psychodrama. Einleitung in Theorie und Praxis, 1959, Stuttgart: Thieme, 5. unveränd. Auflage 1997
  • "Role", in Moreno: The Sociometry Reader, 1960
  • Psychodrama, 1964
  • Psychodrama und Soziometrie. Essentielle Schriften , Edition Humanistische Psychologie, 2. Auflage 2001, ISBN 3926176237
  • Auszüge aus der Autobiographie, München: inScenario, 1995, ISBN 3-929296-01-2

Sekundärliteratur

  • Jean-Bertrand Pontalis, "Ein neuer Heiler: J.L.-Moreno" in: ders. Nach Freud, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1968, S. 190-207 - kritische Diskussion - Pontalis sieht im Psychodrama eine interessante Technik, wirft Moreno aber soziologische Naivität vor. Moreno löse das Soziale in "abstrakte psychologische Mechanismen" auf und werde den Beziehungen zwischen kleinen sozialen Gruppen und den Makrostrukturen der Gesellschaft nicht gerecht.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Jacob_Levy_Moreno aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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