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Ita Wegman



Die gebürtige Niederländerin Maria Ita Wegman (* 22. Februar 1876 in Kravang, West-Java, Indonesien; † 4. März 1943 in Arlesheim, Schweiz), zeitlebens Ita Wegman genannt, war als Ärztin gemeinsam mit Rudolf Steiner Begründerin der Anthroposophischen Medizin.

 

Bereits 1921 gründete die sozial engagierte Frauenärztin die erste anthroposophische Klinik in Arlesheim in der Schweiz, die heute nach ihr benannt ist.

Auch die in der anthroposophischen Medizin zur eigenständigen Therapieform ausgearbeitete klassische Rhythmische Massage nach Ita Wegman trägt bis heute ihren Namen. Dr. med. Ita Wegman entwickelte weitere spezielle Pflegeformen wie besondere Wickel und Einreibungen.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Ita Wegman wurde 1876 in Indonesien als erstes Kind einer holländischen Kolonialfamilie geboren.

Um die Jahrhundertwende herum kam sie endgültig nach Mitteleuropa und ließ sich in Holland, zum Teil in Deutschland, in Heilgymnastik und Massage ausbilden.

 

Bereits 1896 hatte sie in Indonesien erste Kontakte zur Theosophie der Theosophischen Gesellschaft Adyar (Adyar-TG) geknüpft. Im Alter von 26 Jahren begegnete Ita Wegman 1902 in Berlin erstmals Rudolf Steiner und trat der damals von diesem geleiteten Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft (DSdTG), einem Ableger der Adyar-TG, bei. Die Jahreswende 1912/13 brachte die Trennung der DSdTG von der Adyar-TG und die Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft. Wegman folgte der Richtung Steiners und wurde Anthroposophin.

1906 begann sie das Studium der Medizin an der Universität Zürich, dort hatten auch Frauen Zugang zur medizinischen Fakultät. Das Studium beendete sie 1911 mit dem Arztdiplom und als Fachärztin für Frauenheilkunde.

1917 stellte sie in ihrer ersten eigenen Praxis ein Arzneimittel gegen Krebs aus der Mistel her, dabei half ihr Rudolf Steiner. Aus dem so genannten Iscar entwickelte sich später das älteste Mistelpräparat Iscador. 1919 betrieb sie mit zwei weiteren Ärztinnen in Zürich eine gemeinsame Praxis.

1920 erwarb sie die Liegenschaft Hirsland 198 in Arlesheim und eröffnete dort 1921 ihre Privatklinik Klinisch-Therapeutisches Institut. Hier wurde erstmals die noch junge Anthroposophische Medizin praktisch angewendet.

1922 gründete Wegman das heilpädagogische Heim Haus Sonnenhof für seelenpflege-bedüftige Kinder, ebenfalls in Arlesheim. Im selben Jahr erfolgte unter ihrer maßgeblichen Beteiligung ferner die Gründung der Internationale Laboratorien & Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG (heutige Weleda AG) mit Beteiligung der Futurum AG – ökonomische Gesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte (Dornach).

Im Jahr darauf berief Rudolf Steiner sie in den Gründungsvorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.

1925 gab sie gemeinsam mit Rudolf Steiner das medizinisch-anthroposophische Grundlagenwerk Grundlegendes zur Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen heraus. Ita Wegman pflegte Steiner während seiner Krankheit bis zum Tod im selben Jahr.

Wegman wurde in den 1920er Jahren zudem Mitbegründerin der Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach. In dieser Funktion initiierte und begleitete sie die Gründung zahlreicher medizinischer und heilpädagogischer Einrichtungen weltweit.

1936 wurde eine Dependance ihrer Klinik in Ascona (Schweiz) gegründet.

1943 starb die Ärztin im Alter von 67 Jahren in Arlesheim.

Zitate

  • Der Zweck der anthroposophischen Medizin besteht u. a. darin, zu "einem reiferen Grad der höheren Persönlichkeitszentren über die niedrigen zu gelangen, womit sich die Gesundheit wieder einstellt".
  • "Nicht um eine Opposition gegen die mit den anerkannten wissenschaftlichen Methoden der Gegenwart arbeitende Medizin handelt es sich. Diese wird von uns in ihren Prinzipien voll anerkannt. Und wir haben die Meinung, daß das von uns Gegebene nur derjenige in der ärztlichen Kunst verwenden soll, der im Sinne dieser Prinzipien vollgültig Arzt sein kann. Allein wir fügen zu dem, was man mit den heute anerkannten wissenschaftlichen Methoden über den Menschen wissen kann, noch weitere Erkenntnisse hinzu, die durch andere Methoden gefunden werden, und sehen uns daher gezwungen, aus dieser erweiterten Welt- und Menschenerkenntnis auch für eine Erweiterung der ärztlichen Kunst zu arbeiten. (...) Die Erweiterung der Welt- und Menschenerkenntnis sehen wir in der von Rudolf Steiner begründeten Anthroposophie."
(aus: Steiner, R./Wegman, I.: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen, Dornach 1925)

Werke

Ita Wegman publizierte vorwiegend in Aufsatzform in der 1926 von ihr begründeten und in Arlesheim herausgegebenen Zeitschrift „Natura“ (Untertitel: Eine Zeitschrift zur Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlicher Menschenkunde). Daneben erschienen einige Schriften in Büchern:

  • Maria Ita Wegman: Zur Kenntnis der Heimkehrfälle bei Scharlach, Dissertation, Zürich 1912 (Digitalisat Gallica)
  • Rudolf Steiner, Ita Wegman: Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen. - Rudolf Steiner Verlag. Dornach. 1991. ISBN 3727470100 - Erste Ausgabe 1925, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag in Dornach.
  • Ita Wegman: An die Freunde. Aufsätze und Berichte aus den Jahren 1925-27. - Natura-Verlag. Arlesheim. 1986. ISBN 3-85817-062-3 (3. unveränd. Auflage)
  • Ita Wegman: Im Anbruch des Wirkens für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlicher Menschenkunde - Die gesammelten Aufsätze aus der „Natura“. - Natura-Verlag. Arlesheim. 1974. ISBN 3-85817-120-4 (2. unveränd. Aufl.)

Ita-Wegman-Institut

Den umfangreichen Nachlass der Ärztin beherbergt heute das „Ita-Wegman-Institut“ in ihrem ehemaligen Wohnhaus auf dem Gelände der Ita Wegman-Klinik in Arlesheim. Leiter des öffentlich zugänglichen Institutes ist Dr. med. Peter Selg.

Literatur

Bücher:

  • Johan Zeylmans van Emmichoven: Wer war Ita Wegman - Eine Dokumentation. 3 Bde. Erstausgabe: Heidelberg, 1990-1992 (rund 1.200 Seiten). Verlag am Goetheanum, Dornach.
    • Bd. 1: 1876 bis 1925. 2004. (unveränd. Aufl.) ISBN 3723510752
    • Bd. 2: 1925 bis 1943. 1992. (2. neubearb. Aufl.) ISBN 3723510760
    • Bd. 3: Kämpfe und Konflikte 1924 bis 1943. 1992. (2. neubearb. Aufl.) ISBN 3723510779
  • Ita-Wegman-Fonds für Soziale und Therapeutische Hilfstätigkeiten (Hg.): Ita Wegmans Lebenswirken aus heutiger Sicht - Eine Festschrift zu ihrem 100. Geburtstage. Beiträge ihrer Freunde. Natura-Verlag. Arlesheim. 1980. ISBN 3-85817-064-X (2. Aufl.)
  • Wolfgang Weirauch, Emanuel Zeylmans: Ita Wegmann und die Anthroposophie - Ein Gespräch mit Emanuel Zeylmans. Flensburger Hefte, Sonderheft Nr. 17. Flensburger-Hefte-Verlag. Flensburg. 1996. ISBN 3-926841-77-X
  • M. van Deventer, E. Kirchner, A. Leroi, Hilma Walter: Erinnerungen an Ita Wegman. Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim. Arlesheim. 1945. - Natura-Verlag. Arlesheim. 1987. ISBN 3-85817-063-1 (3. unveränd. Auflage)
  • Willem F. Daems: Ita Wegman - Zürcher Zeit 1906-1920. Erste ärztliche Krebsbehandlung mit der Mistel. (Weleda-Schriftenreihe, Bd. 17) Verlag am Goetheanum. Dornach. 1986. ISBN 3-7235-0440-X
  • Peter Selg: Geistiger Widerstand und Überwindung - Ita Wegman 1933-1935. (Schriftenreihe des Ita-Wegman-Archivs, Bd. 6) Natura-Verlag im Verlag am Goetheanum. Dornach. 2005. ISBN 3-7235-1229-1
  • Peter Selg: Die letzten drei Jahre - Ita Wegman in Ascona 1940-1943. Natura-Verlag im Verlag am Goetheanum. Dornach. 2004. ISBN 3-7235-1205-4
  • Peter Selg: „Ich bin für Fortschreiten“ - Ita Wegman und die Medizinische Sektion. Natura-Verlag im Verlag am Goetheanum. Dornach. 2002. ISBN 3-7235-1140-6
  • Peter Selg: Der Engel über dem Lauenstein - Siegfried Pickert, Ita Wegman und die Heilpädagogik. 2004. Natura-Verlag im Verlag am Goetheanum. Dornach. ISBN 3-7235-1209-7
  • Peter Selg: Sterben, Tod und geistiges Leben - Die Kondolenzbriefe Ita Wegmans und das Todesverständnis der anthroposophischen Geisteswissenschaft. (Schriftenreihe des Ita-Wegman-Archivs, Bd. 5) Natura-Verlag im Verlag am Goetheanum. Dornach. 2005. ISBN 3-7235-1228-3
  • Peter Selg: Das soziale Wirken Ita Wegmans im 20. Jahrhundert - Vortrag am 10.6.2005 in Schloss Hamborn. In Peter Selg und Matthias Wildermuth, Zwei Vorträge / herausgegeben von Edition Freie Rede Schloss Hamborn, Borchen - Juni 2006

Zeitschriften:

  • Quinte. Fünf Beiträge zu Gesundheit und Qualität. (Schwerpunktthema: Dr. Ita Wegman) Natura-Verlag. Arlesheim. Heft 10/Herbst 2004. ISSN 1424-9146
  • Mitteilungen aus dem Anthroposophischen Leben in der Schweiz. Sonderheft: Besinnung auf Maria Ita Wegman. (Die treue Mitarbeiterin Rudolf Steiners - Die geistige Kämpferin für eine michaelische Zukunft - Die Mitbegründerin des anthroposophisch erweiterten medizinischen Impulses). 1997. 108 S.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Ita_Wegman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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