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Herzkohärenz



Herzkohärenz (lateinisch.: cohaerere = zusammenhängen) ist die medizinische Beschreibung einer optimalen Synchronisierung der Rhythmen von Herzschlag, Atmung und Blutdruck.

Herzkohärenz ist trainierbar und wird (beispielsweise im Rahmen einer Psychotherapie) als Hilfsmittel eingesetzt, um einen gelasseneren Umgang mit negativen Gefühlen zu erlernen.

Inhaltsverzeichnis

Anwendungsbereiche

Einsatz findet Herzkohärenz beim Abbau von Anspannungen, bei der Bewältigung von Stress und Angst, und um im Alltag gelassener zu werden. Erste Studien zeigen, dass dadurch Depressionen, Herzerkrankungen, Asthma, Angststörungen und Schlaflosigkeit positiv beeinflussbar sind (siehe auch Neuropsychotherapie).

Neurobiologischer Hintergrund

Im Gehirn befindet sich ein Bereich, der die Emotionen steuert, das Gefühlszentrum/Limbisches System. Das Gefühlszentrum ist dem Sitz des Bewusstseins und Denkens/Neocortex übergeordnet und funktioniert weitgehend autonom, unterliegt nicht dem direkten und willentlichen Zugriff.

Das ermöglicht in Gefahrensituationen eine sehr schnelle Reaktion. Nimmt der Mensch in seiner Umgebung etwas Bestimmtes wahr, wird diese Wahrnehmung emotional bewertet, im Sinne von gut für mich, schlecht für mich, gefährlich oder ungefährlich. Emotionen haben überlebenssichernde Funktion, beispielsweise warnt Angst vor einer Gefahr, auf die eine schnelle Reaktion erforderlich ist, um vor dieser Gefahr zu flüchten oder einen raschen Angriff/Fight-or-flight zu starten. Das limbische System übergeht den Neocortex, weil er zu langsam reagieren würde.

Die Techniken der Herzkohärenz können direkt auf das limbische System/das Gefühlszentrum, Einfluss nehmen. Der Einfluss kann Stress reduzieren, negative Gefühle auflösen und ein mental-emotionales Gleichgewicht bewirken. Da diese Veränderung mit intensiven Wachstumsprozessen im Gehirn einhergeht, ist eine Unterstützung durch Gaben von Omega-3-Fettsäuren/(beispielsweise Lachsölkapseln) hilfreich, welche für diese Prozesse erforderlich sind.

Der Zustand vollkommener Harmonie zwischen dem limbischen System und dem kortikalen System entspricht dem von Mihaly Csikszentmihalyi definierten Flow.

Erscheinungsform

Negative Emotionen wie Stress, Angst, Traurigkeit oder Ärger, bringen den Herzschlag aus seinem gleichmässigen Rhythmus, beeinflussen die neurobiologischen Prozesse und führen zur vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen.

Dagegen bewirken positive Emotionen wie Freude, Liebe, Dankbarkeit eine Synchronisation der inneren Rhythmen wie Atmung und Herzschlag und der Puls wird regelmäßig. Darstellbar ist diese Synchronisation mittels eines EEGs in regelmäßigeren, sinusförmigen Wellenlinien, oder über andere Biofeedback-Verfahren. Der Zustand der Herzkohärenz ist für den Körper erholsam, energiesparend, entlastend, jedoch kein Ruhezustand im eigentlichen Sinne. In diesem Zustand arbeitet das Gehirn schneller und präziser als bei unkoordiniertem Herzschlag, der Körper befindet sich in einem Gleichgewicht und kann auf Anforderungen und Unvorhergesehenes optimal reagieren.

Training

Die Techniken bauen auf Achtsamkeitsübungen und asiatische Atemtechniken auf und fördern die Fähigkeiten eines Menschen, mit seiner Aufmerksamkeit ganz in der Gegenwart (im Hier und Jetzt) zu sein.

Die Herzkohärenz ist als Technik in Europa noch sehr neu. Zur Unterstützung dieser Technik sind Hatha-Yoga-Kurse zu empfehlen, welche Techniken der Atemkontrolle und Konzentration einsetzt, um einen vergleichbaren Körperzustand zu erreichen.

Es sind biofeedback-gestützte Verfahren, wie beispielsweise das PC-Programm „StressBall“ für Kohärenz-Training und Stressmessung auf dem Markt erhältlich (siehe auch Neurofeedback). Das über Biofeedbackgeräte gestützte Training wird auch als „Herzratenvariabiliäts-Biofeedback‎“ bezeichnet. (siehe auch Herzfrequenz)

Um autodidaktisch zu trainieren, können Trainingsanweisungen ausgeführt werden, dies ist ebenso ohne Feedbackgeräte möglich.

Inhalte des Trainings

Die einzelnen Schritte des Trainings wurden am „HartMath Institute“ in Kalifornien entwickelt und erprobt.

Im ersten Schritt liegt die Aufgabe darin, die Aufmerksamkeit nach innen zu richten, wobei für den Anfang ein Training an einem ruhigen Platz erforderlich ist. Die nach innen gerichtete Aufmerksamkeit gelingt am besten durch langsames, tiefes Einatmen, was das System des Parasympatikus unmittelbar anregt und das Schwergewicht der physiologischen Prozesse günstig verlagert. Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ist es wichtig, jeden Atemzug bis zum Ende des Ausatmens bewusst zu vollziehen, und einige Sekunden Pause bis zum nächsten Einatmen einzulegen. Der Trainierende muss sich vom Ausatmen tragen lassen, bis er einen Punkt erreicht, an dem das Atmen ganz natürlich, sanft und leicht wird.

Im Gegensatz zu östlichen Meditationstechniken, die bei der Konzentration auf das Atmen bleiben und dabei das Bewusstsein leeren, richtet das Herzkohärenztraining im zweiten Schritt die Aufmerksamkeit nach wenigen Atemzügen gezielt auf die Herzgegend, um ein Maximum an Herzkohärenz zu erreichen. Hierbei hilft die Vorstellung, direkt durch das Herz langsam und tief, ohne es zu forcieren, zu atmen. Hilfreich ist eine bildhafte oder sinnliche Vorstellung von belebender, erfrischender Sauerstoffzufuhr beim Einatmen, die wie ein Geschenk an sich selbst angenommen wird. Das Ausatmen sollte sich mit Bildern verbinden, die Unangenehmes und Belastendes vom Herzen wegspülen, insgesamt ein belebendes Vergnügen, ohne Zwang und Verpflichtung.

Im dritten Schritt richtet der Trainierende die Aufmerksamkeit auf die Empfindung von Wärme und Ausdehnung im Brustbereich, und unterstützt dies mit Gedanken und dem Atem. Die Wirkung wird verstärkt, durch die Vorstellung von Gefühlen der Liebe, Dankbarkeit und Freude, in Verbindung mit Situationen oder Bildern. Das kann beispielsweise das liebevolle Gesicht eines Menschen sein, oder die Erinnerung an ein Glücksgefühl bei einer bestimmten Tätigkeit, oder eine friedvolle Situation in der Natur, die sich mit innerer Dankbarkeit verbindet. Laut einer im American Journal of Cardiology veröffentlichten Studie des HeartMath Instituts, genügt die Erinnerung an ein angenehmes Gefühl oder an eine gedachte Situation, um recht schnell einen Übergang von einem chaotischen Herzschlag zur Kohärenz zu bewirken. Die Vorstellung wirkt sich rasch auf das emotionale Gehirn/(Limbisches System) aus, dem die Stabilität der Herzkohärenz signalisiert, dass physiologisch alles in Ordnung sei. Das emotionale Gehirn reagiert auf diese Botschaft, indem es die Kohärenz des Herzschlages verstärkt. Die Übereinstimmung von Herzschlag und emotionalem Gehirn stabilisiert das autonome Nervensystem, also das Gleichgewicht zwischen Sympatikus und Parasympatikus. In diesem Zustand des inneren Gleichgewichtes, (entspricht dem Flow), hat der Mensch optimalen Zugang zu seiner Intuition/(Weisheit des emotionalen Gehirns) und zum Denken, Planen, abstrakten Überlegen des kognitiven Gehirns/Neocortex.

Das Training wird mit einigen bewussten Atemzügen abgeschlossen und dem zurückkommen der Aufmerksamkeit an den Ort, an dem sich der Mensch befindet. Vorteilhaft ist ein abschließendes Dehnen und Strecken, wie nach dem Autogenen Training.

Intensives Trainieren, verstärkt die Fähigkeit und den Zugang zur Kohärenz.[1]

Literatur

  • David Servan-Schreiber, Inge Leipold, Ursel Schäfer Die Neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression:Gesund werden ohne Medikamente Verlag: Goldmann (Februar 2006) ISBN 3442153530 ISBN 978-3442153534
(Originalausgabe: David Servan-Schreiber Guérir le stress, l´ anxiété et la dépression sans médicaments ni psychanalyse Éditions Robert Laffont 2003)

Einzelnachweise

  1. David Servan-Schreiber, Inge Leipold, Ursel Schäfer Die Neue Medizin der Emotionen. Stress, Angst, Depression:Gesund werden ohne Medikamente Verlag: Goldmann (Februar 2006) ISBN 3442153530 ISBN 978-3442153534 Seite 70f
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Herzkohärenz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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