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Helen Keller



  Helen Adams Keller (* 27. Juni 1880 in Tuscumbia, Alabama; † 1. Juni 1968 in Easton, Connecticut) war eine taubblinde US-amerikanische Schriftstellerin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Helen Keller war taubblind. Ihre Eltern waren Captain Arthur H. Keller, ein ehemaliger Offizier der Konföderierten Armee, und seine zweite, zwanzig Jahre jüngere Frau Kate, geborene Adams. Sie war eine Cousine von Robert E. Lee. Helen Keller wurde als gesundes Kind geboren, verlor aber durch schweres Fieber im Alter von 19 Monaten ihr Seh- und Hörvermögen (sog. Defektheilung). Bald darauf hörte sie auch auf, lautsprachliche Äußerungen zu tätigen. Sie entwickelte Handzeichen, um mit ihrer Umgebung zu kommunizieren, doch konnte sie sich oft nicht verständlich machen. Ihre Frustration darüber führte zu immer heftigeren Wutausbrüchen.

Im März 1887 kam ihre Lehrerin Anne Sullivan Macy, ausgebildet im Perkins-Institut für Blinde und zu diesem Zeitpunkt knapp 21 Jahre alt, aus Boston nach Tuscumbia. Anne Sullivan hatte im Perkins-Institut mit Laura Bridgman zusammengelebt, der ersten Taubblinden, die die Sprache erworben hatte. Lauras "Sprache" bestand im Fingeralphabet für Gehörlose, das ihr auf die Handfläche buchstabiert wurde. Später lernte sie die Quadratschrift, eine Art Druckschrift, die mit Bleistift geschrieben wurde, und konnte Bücher in erhaben geprägter Schrift lesen, jedoch kein Braille - ihre Lehrer lehnten die Brailleschrift ab, die sich damals noch nicht durchgesetzt hatte.

Anne Sullivan wandte bei Helen Keller die Methoden von Laura Bridgmans Lehrern an: Sie ließ das Kind einen Gegenstand berühren und buchstabierte ihm dessen Namen gleichzeitig in die freie Hand, wobei sie ein Fingeralphabet, wie es z.T von Gehörlosen benutzt wird, verwendete. Diesen Zusammenhang begriff Helen sehr bald; der Durchbruch kam mit dem Wort "water" (Wasser).

Dennoch versuchte 1890 Helen Keller, angeregt durch die Geschichte der taubblinden Norwegerin Ragnhild Kaata, Sprache oral zu produzieren. Keller konnte lautliche Äußerungen von anderen Menschen, die weder das Fingeralphabet, noch die Brailleschrift beherrschten, durch Abtasten der Lippenbewegungen verstehen.

Helen verbrachte viel Zeit am Perkins-Institut, dessen Leiter Michael Anagnos (Schwiegersohn von Samuel Gridley Howe, Laura Bridgmans Lehrer) sie und Anne Sullivan jahrelang protegierte und blumige, übertriebene Berichte über Helen und ihre Leistungen verfaßte.

Es kam jedoch zum Bruch mit Anagnos, als Helen ihm eine selbstverfaßte Geschichte namens "The Frost King" schickte, die im Jahrbuch der Schule veröffentlicht wurde. Bald darauf stellte sich heraus, daß eine nahezu Wort für Wort gleichlautende Geschichte von Margaret Canby bereits 1880 erschienen war. Helen mußte diese Geschichte einmal vorgelesen worden sein, ohne daß sie sich jedoch daran erinnern konnte. Margaret Canby, die Autorin des Originals, schrieb Helen einen verständnisvollen Brief und erklärte, Helens Version sei sogar besser als ihre eigene. Anagnos fühlte sich betrogen und zitierte die 11jährige Helen vor ein Untersuchungskommittee, bestehend aus acht Lehrern (vier blinden und vier sehenden). Im Anschluß an das zweistündige Verhör befanden vier Mitglieder Helen des vorsätzlichen Betruges für schuldig, vier hielten sie für unschuldig, Anagnos stimmte zu Helens Gunsten ab. Dennoch distanzierte er sich in der Folgezeit mehr und mehr von Helen und Anne Sullivan.

Helen Keller besuchte die Universität Radcliffe College, lernte mehrere Fremdsprachen, darunter Französisch und Deutsch, und machte am 28. Juni 1904 ihren Bachelor of Arts Abschluss cum laude. Später erhielt sie Ehren-Doktorwürden u. a. von der Harvard-Universität. Mit dem österreichischen Philosophen und Pädagogen Wilhelm Jerusalem unterhielt sie eine Briefkorrespondenz.

Später hielt sie Vorträge, setzte sich für die Rechte Unterdrückter ein - unter anderem für die Rechte der Schwarzen, womit sie ihre gesamte Familie gegen sich aufbrachte - und schrieb mehrere Bücher. Sie war Mitglied der sozialistischen Partei.

Nach Anne Sullivans Tod 1936 lebte Helen Keller mit Polly Thompson zusammen, nach deren Tod mit Winifred Corbally.

1961 zog sich Helen Keller nach einem Schlaganfall aus der Öffentlichkeitsarbeit für die Blinden zurück. Sie starb 1968 im Schlaf.

„Draußen erkenne ich durch Geruch- und Tastsinn den Grund, worauf wir gehen, und die Stellen, woran wir vorbeikommen, schreibt Helen Keller in „Meine Welt”. Zuweilen, wenn es windstill ist, sind die Gerüche so gruppiert, dass ich den Charakter einer Landschaft wahrnehme, eine Heuwiese, einen Dorfladen, einen Garten, eine Scheune ein Bauerngehöft mit offenen Fenstern, ein Fichtenwäldchen gleichzeitig ihrer Lage nach erkenne.“

Rezeption

1962 verfilmte Arthur Penn ihre Jugendjahre mit Anne Bancroft als Annie Sullivan und Patty Duke als Helen Keller in The Miracle Worker. Weitere Verfilmungen mit dem selben Titel folgten 1979 und 2000 für das Fernsehen. Diesmal mit Patty Duke als Sullivan und Melissa Gilbert als Helen bzw. Hallie Kate Eisenberg als Helen und Alison Elliott als Sullivan.

Steve Kalinich hatte für das Album Pacific Ocean Blue der Beach Boys einen Song über Helen Keller geschrieben, der allerdings bislang noch nicht erschienen ist. [1]

2000 wurde ihr Leben in einer South-Park-Folge als Musical dargestellt. 2004 wurde ihr Leben auch in Indien Vorlage für einen indischen Film Black von Sanjay Leela Bhansali verfilmt. Ihre Rolle wurde von Rani Mukerji gespielt.

  Im Rahmen der seit 1999 nach und nach ausgegebenen Sonderserie der 25-Cent-Münze (Quarter), bei der jeder US-Bundesstaat mit einer eigenen Münze geehrt wird, wurde Helen Keller eine besondere Würdigung zu teil. Ein Porträt von ihr ist auf der Rückseite des Alabama-Quarters zu sehen. Außer ihrem Namen (in Standard- und in Brailleschrift) sind die Worte "spirit of courage" auf der Münze zu lesen.[2]


Werke

  • Mein Weg aus dem Dunkel. - Bern : Scherz, 1994. - ISBN 3-502-19370-3
  • Meine Lehrerin und Freundin Anne Sullivan. - Bern : Scherz, 1956
  • Meine Welt. - Löhrbach : Die Grüne Kraft, 1988. - ISBN 3-925817-16-6
  • My religion. - New York : Swedenborg Foundation, 1986. - ISBN 0-87785-103-4

Weitere Informationen

Literatur

  • Max Adler (Herausgeber) „Festschrift für Wilhelm Jerusalem zu seinem 60. Geburtstag“ mit Beiträgen von Max Adler, Rudolf Eisler, Sigmund Feilbogen, Rudolf Goldscheid, Stefan Hock, Helen Keller, Josef Kraus, Anton Lampa, Ernst Mach, Rosa Mayreder, Julius Ofner, Josef Popper, Otto Simon, Christine Touaillon und Anton Wildgans – Verlag Wilhelm Braumüller, Wien und Leipzig 1915.
  • Clevé, Evelyn: Helen Keller. - Berlin : Dressler, 1974. - ISBN 3-7915-0323-5
  • Herrmann, Dorothy: Helen Keller: A Biography. - New York : Knopf, 1998. - ISBN 0-679-44354-1
  • Lash, Joseph P.: Helen and teacher: The Story of Helen Keller and Anne Sullivan Macy. - New York : Delacorte Pr., 1980. - ISBN 0-440-03654-2
  • Behrens, Katja: Helen Keller. - Weinheim, Beltz & Gelberg, 2001. - ISBN 3-407-80889-5
  • Behrens, Katja: "Alles sehen kommt von der Seele" Beltz und Gelberg Jugendbuch

Einzelnachweise

  1. Kingsley Abbot: Arbeiten mit den Wilsons. Ein Interview mit Steve Kalinich in: Die Beach Boys und Brian Wilson, Hannibal-Verlag, St. Andrä-Wördern 1998, ISBN 3854451601
  2. http://www.usmint.gov/mint_programs/50sq_program/states/index.cfm?state=al
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Helen_Keller aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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