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Gottesmodul



Der Begriff Gottesmodul wurde von dem US-amerikanischen Neuropsychologen V. S. Ramachandran als Slogan für ein bestimmtes Hirnareal im Bereich der Schläfenlappen geprägt.

Dieses Hirnareal zeigt bei Menschen in tiefer religiöser Versenkung eine erhöhte Hirnaktivität (Glukose-/Sauerstoffverbrauch) an. Diese Gehirnaktivität kann zum Beispiel mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) in reproduzierbarer Weise sichtbar gemacht werden. Nach den bisherigen Erkenntnissen macht es dabei keinen Unterschied, ob es sich zum Beispiel um meditierende buddhistische Mönche oder etwa um ins Gebet versunkene katholische Nonnen handelt.

Diese Ergebnisse sind jedoch wissenschaftlich nicht unbestritten. Bis vor kurzem war nicht sicher, was mit der PET oder MRT gemessen wird, da diese Verfahren die Nervensignale nicht direkt registrieren. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass die Änderungen im Fluss des sauerstoffbeladenen Blutes ein direktes Abbild der Nervenaktivität sind (Nature, Bd. 412, S. 150, 2001). Was auf dem Tomogramm aufleuchtet, hat demnach tatsächlich direkt mit der Verarbeitung von bestimmten Reizen oder z.B. dem Lösen einer Aufgabe zu tun.

Die evolutionäre Entwicklung eines solchen Gehirnareals wird derzeit im Darwinschen Sinne üblicherweise damit erklärt, dass die Religion die soziologische Bindung innerhalb einer Gruppe stärken und als Abgrenzung dieser Gruppe gegen konkurrierende andere Gruppen dienen konnte, so dass die Entwicklung eines für religiöse Erfahrungen zuständigen Hirnbereichs einen Selektionsvorteil bedeutete.

Nach dem kanadischen Neurologen M. Persinger (MD) kommt es bei einer Aktivierung dieses Gehirnareals mittels transkranieller Magnetstimulation zu individuell unterschiedlichen, doch sehr oft auch tiefreligiösen Erlebnissen. Für bestimmte Arten von epileptischen Anfällen wird für den Bereich des Gottesmoduls eine erhöhte Aktivität nachgewiesen, die dann mit transzendentalen Erfahrungen, Erleuchtungserlebnissen und dergleichen einhergeht.

Vergleichende psychologische Studien zur Vererbbarkeit der Religiosität ergaben eine etwas höhere Korrelation (R=0.62) der ausgeübten Religion zwischen eineiigen Zwillingen im Vergleich zur Korrelation der ausgeübten Religion zweieiiger Zwillinge (R=0.42) im Erwachsenenalter (z.B. Journal of Personality 2005 Apr;73(2):471-88).

Nach traumatischen Gehirnschädigungen oder in Folge von Gehirn-Operationen kommt es zu einer durchschnittlichen Zunahme der religiösen Ausrichtung des betroffenen Individuums (Arch Phys Med Rehabil. 2000 Jun;81(6):817-23; Am J Occup Ther. 1994 Mar;48(3):241-6; Neurochirurgie. 1992;38(6):381-4). Im Falle von Altersdemenz (z.B. Alzheimer-Krankheit) darf nicht von einer verminderten Spiritualität/Religiosität des betroffenen Patienten ausgegangen werden (Nurs Older People. 2005 Jun;17(4):39; J Health Care Chaplain. 1999;8(1-2):45-57; Disabil Rehabil. 1997 Oct;19(10):435-41). Weiterhin gibt es Untersuchungen zur veränderten Funktion des Temporallappens nach Nahtodeserlebnissen. Individuen, die solche Erfahrungen hatten, unterscheiden sich demnach physiologisch von der allgemeinen Population (Psychol Sci. 2004 Apr;15(4):254-8).

Literatur

  • Michael Persinger: Neuropsychological Bases of God Beliefs (1987)
  • Nicholas Regush: The Breaking Point (1997)
  • Gerald Wolf: Der Hirngott (2005) (Wissenschaftsroman)

Siehe auch

 
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