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Evolutionsstufe



Eine Evolutionsstufe ist eine Seinsstufe bzw. Seinsschicht in evolutionistischer Interpretation. Hierbei ist "Evolution" in weitestem Sinne zu verstehen: als die Entwicklung der gesamten Wirklichkeit ("Alles was ist").

Da nach unserem heutigen Verständnis die Evolution "von unten nach oben" erfolgt, das heißt von der Materie hin zum Geist, fallen Stufensysteme, die eine umgekehrte Richtung des Werdens annehmen oder suggerieren, für eine evolutionistische Interpretation aus. Wenn auch schon Plotin und Platon eine Stufung des Seins erdacht hatten, so ist es doch Aristoteles, dessen Stufenfolge bis in die Neuzeit hinein von Bedeutung geblieben ist; denn sie wurde von nachfolgenden Philosophen weiterentwickelt. Aristoteles unterschied drei aufeinander aufbauende "Seelen"-Teile; die - in heutiger Terminologie - etwa als lebende Materie (Körper), als Seele in engerem Sinne und als Geist bezeichnet werden könnten.

Die Vitalseele als unterster Seelenteil entspricht dem rein biologischen Prinzip mit den Prozessen des "Nährens und Zeugens", die jedem Lebewesen zukommen, auch den Pflanzen. In der mittleren Seele vollziehen sich "Wahrnehmen und Streben", die zwar innerweltlich sind, sich aber auf die gegenständliche Außenwelt beziehen; dieser Seelenteil kommt allen Tieren zu, und mit ihr beginnt das Bewusstsein, das den Griechen noch unbekannt war. Über diesem Seelenteil baut sich als höchste Stufe die geistige oder vernünftige Seele auf, die nur dem Menschen zukommt. Die lebendige Vitalseele schließt an eine noch unter ihr liegende Schicht an, die von nicht-lebendiger materieller Art ist, so dass Aristoteles sie nicht in seine Seelenlehre mit hineinnehmen konnte. Insgesamt also (er)kannte Aristoteles vier Schichten des Seins.

Es sind vor allem zwei Linien, in denen die aristotelische Schichtenlehre weitergewirkt hat. Zunächst hat Thomas von Aquin sie übernommen. Nachdem 1879 Papst Leo XII. in seiner Enzyklika "Aeterni Patris" die katholischen Philosophen aufgerufen hat, eine christliche Philosophie auf scholastisches Denken, vor allem auf das Werk von Thomas von Aquin, neu zu gründen, ist Aristoteles' Lehre vom vierstufigen Aufbau der Welt in die offizielle katholische Philosophie des Neuthomismus eingegangen. Die zweite Linie begann in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, als Nicolai Hartmann die Vier-Schichten-Lehre des Aristoteles weiter ausbaute und sie mit naturwissenschaftlichen Fakten kompatibel machte. Hartmanns Lehre von der vierfachen gleichsam "vertikalen" Struktur der Wirklichkeit wurde von Konrad Lorenz evolutionistisch interpretiert, das heißt: die Schichten wurden zu vier großen Stufen der Evolution - im Rahmen freilich einer evolutionären Erkenntnistheorie.

Literatur

  • Nicolai Hartmann: Der Aufbau der realen Welt. 1964 (4.Aufl)
  • Konrad Lorenz: Die Rückseite des Spiegels. Versuch einer Naturgeschichte menschlichen Erkennens." München 1981
 
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