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Ernst Wilhelm von Brücke



Ernst Wilhelm Ritter von Brücke (* 6. Juni 1819 in Berlin; † 7. Januar 1892 in Wien) war ein deutscher Physiologe.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Ernst Wilhelm wurde als Sohn des Historienmalers Johann Gottfried Brücke (1796-1873) und der Stralsunder Bürgerstochter Christine Müller, geboren.

Biographie

Ernst Wilhelm von Brücke studierte seit 1838 in Berlin, Heidelberg und wieder in Berlin, wo er 1842 bei Johannes Müller promoviert wurde; während der Assistentenzeit bei Müller gelang ihm 1844 die Habilitation (Privatdozentur); 1848 wurde er als Nachfolger von Friedrich Burdach Professor für Physiologie in Königsberg, 1849 Professor in Wien. Dort wurde ihm höchste Ehrungen, unter anderen die Erhebung in den erblichen Adel (1873), zuteil. Darüber hinaus bekleidete er 1879 das Rektorat der Universität und war Mitglied der Akademie der Wissenschaften sowie des Ordens Pour le mérite.

Brücke gehörte mit Carl Ludwig, Hermann von Helmholtz und Emil Du Bois-Reymond zu den entschiedenen Verfechtern der Schule der organischen Physik, die Physiologie ausschließlich auf dem Boden der exakten Naturwissenschaften betreiben wollte und sich im dezidierten Gegensatz zur sogenannten „romantischen Physiologie“ oder zu älteren vitalistischen Strömungen sah. Berühmt ist in diesem Zusammenhang die Äußerung Du Bois-Reymond in einem Brief an Hallmann, in der es heißt: „Brücke und ich, wir haben uns verschworen, die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind als die gemein physikalisch-chemischen.“

In Wien war er Mitglied der Kerngruppe der berühmten Wiener Klinischen Medizin, der u.a. Carl von Rokitansky, Ferdinand von Hebra und der Anatom Josef Hyrtl angehörten. Mit Hyrtl kam es auch zu heftigen akademischen Auseinandersetzungen.

Brückes physiologisch-anatomische Arbeiten waren umfassend und erstreckten sich in Königsberg auf die Erforschung der Augenmuskulatur. In Wien traten Forschungen zur Verdauungsphysiologie, zur Wirksamkeit des Pepsins, zu Harn und Gallenfarbstoff sowie zur Blutgerinnung hinzu. In den vergleichenden zellphysiologischen Studien bewies er die Essensgleichheit des Protoplasmas bei Pflanzen und Tieren. Im Anschluss an Max Schultze (1825-1874) deutete Brücke das Protoplasma als bedeutenden Bestandteil der Zelle und diese mit Rudolf Virchow als Elementarorganismus des Lebendigen. Für lange Zeit richtungsweisend waren auch Studien zur Reizbewegung, die Brücke an Mimosa pudica vornahm. Weit über die Physiologie hinausweisend, aber doch immer von ihr geleitet waren schließlich seine philologisch-ästhetischen Arbeiten zu Phonetik, Versmaß und Farblehre.

Werdegang

  • 1842 Promotion zum Dr. med. an der Universität Berlin.
  • 1843 Assistent bei Johannes Müller
  • 14. Januar 1845 Gründung der „Physikalischen Gesellschaft zu Berlin“ mit Emil Du Bois-Reymond, Heinrich Dove und anderen in Berlin im Haus des Physikers Heinrich Gustav Magnus. Aus dieser Gesellschaft ging später die Deutsche Physikalische Gesellschaft hervor.
  • 1848 Professor für Physiologie an der Universität Königsberg
  • 1849 bis 1890 Professor für Physiologie an der Universität Wien.

Werke (Auswahl)

  • Brücke, Ernst W. 1848. Ueber die Bewegungen der Mimosa pudica. Archiv für Anatomie, Physiologie und wissenschaftliche Medicin: 434-455
  • Brücke, Ernst W. 1852. Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie des Gefässsystems. Denkschriften: Akademie der Wissenschaften Wien, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Classe 3: 335-367
  • Brücke, Ernst W. 1856. Grundzüge der Physiologie und Systematik der Sprachlaute für Linguisten und Taubstummenlehrer. Wien: C. Gerold & Sohn
  • Brücke, Ernst W. 1861. Die Elementarorganismen. Sitzungsberichte der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 44: 381-406
  • Brücke, Ernst W. 1866. Die Physiologie der Farben für die Zwecke der Kunstgewerbe. Leipzig: S. Hirzel
 
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