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Cyborg



Der Begriff Cyborg bezeichnet einen Organismus, der künstliche technische oder biologische Teile enthält. Der Cyborg ist ein Mischwesen zwischen lebendigem Organismus und Maschine. Zumeist wird unter einem Cyborg eine Art Mensch-Maschine verstanden, das heißt einen Menschenkörper, in den künstliche Bausteine eingefügt worden sind, z.B. neue Herzen, Prothesen, Schrauben im Skelett, Herzschrittmacher, Implantate und Transplantate. Der Name ist ein Akronym und leitet sich vom englischen cybernetic organism, »kybernetischer Organismus« ab. Cyborgs sind keine Roboter und sollten auch nicht mit deren Untergruppe, den Androiden verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Der Begriff stammt aus dem Kontext der Raumfahrt. Die australischen Mediziner Manfred E. Clynes und Nathan S. Kline verwendeten den Begriff in einem Aufsatz in den 1960ern das erste Mal. Der Kontext war die Anpassung des Menschen an die lebensgefährliche Umwelt im Weltraum und nicht die Schaffung einer künstlichen Atmosphäre, in der überlebt werden konnte (Terraforming). Die grundsätzliche Idee, technologische bzw. künstlich hergestellte funktionale Bestandteile in organische Systeme einzufügen ist allerdings wesentlich älter als der Begriff Cyborg. So kann z.B. von einem Zusammenhang zwischen dem Zeitalter der Aufklärung und der „Prothetisierung der Welt“ (Bernd Flessner) ausgegangen werden. Auch in der Science-Fiction finden sich Cyborgphantasmen schon bevor der Begriff geprägt wurde.

In der modernen Biotechnologie gibt es Bestrebungen, biologische Elemente (in diesem Fall Menschen) mit technischen Elementen zu verbinden. Dieser technische Bereich wird als Bioelektronik bezeichnet. Im medizinischen Kontext ist die Verwendung komplexer binnenkörperlicher Technologie nichts Neues mehr. Menschen mit technischen Implantaten wie Herzschrittmachern, künstlichen Gliedmaßen, komplexen Prothesen oder Implantaten in Auge und Ohr (Cochlea- bzw. Retina-Impantate) sind dem Begriff nach bereits Cyborgs. „Ungefähr 10 % der aktuellen Bevölkerung der USA sind vermutlich im technischen Sinn Cyborgs“, schreibt N. Katherine Hayles im Cyborg Handbook. Andere Forscher gehen noch weiter. So stellt der moderne Mensch nach Ansicht des Philosophen Walther Christoph Zimmerli, Präsident der Privaten Universität Witten-Herdecke, ein Wesen dar, welches in einer symbiotischen Verbindung mit der ihn umgebenden Technik lebt. Er ist demnach „Teil eines solchen Mensch-Maschine-Komplexes“ (Zitat aus Lehre & Forschung 9/2000).

Entsprechend wäre ein Cyborg bereits eine Person, die sich mit Technik umgibt, etwa in einem Auto sitzt oder auch nur eine Brille trägt. Gerade hier aber ist strittig, wie der Begriff „Cyborg“ verwendet werden soll. Ist er ein Synonym für „den Menschen“ als ein anthropologisch unhintergehbar auf Technologie verwiesenes Wesen im Sinne Arnold Gehlens oder Helmuth Plessners? Oder soll der Begriff für solche Verbindungen von Leib und Technologie reserviert werden, bei denen „Technologie unter die Haut“ (Dierk Spreen) geht?

Verwendet man den Begriff „Cyborg“ im eingeschränkten Sinne, d.h. nach dem „Unter-die-Haut-Kriterium“, kann er nicht mehr umstandslos auf jede körpernahe Technologie angewendet werden. Sinnvoller ist es, ihn als Problematisierungsdiskurs zu verstehen, der die zunehmende Relevanz von binnenleiblicher Technologie und die damit Vermischung von Künstlichem und Natürlichem sichtbar macht. Die amerikanische Feministin Donna Haraway etwa weist darauf hin, dass Cyborgtechnologie auch die patriarchalen und herrschaftlichen Codes der symbolischen Ordnung durcheinander bringt und dadurch Emanzipationschancen eröffnet. Auch das nun zunehmend denkbare „Upgraden des Körpers zur Verbesserung oder Überwindung seiner natürlichen Eigenschaften“ (Christoph Keller) eröffnet Problematisierungen. Hinzu kommt, dass das cyborgisierte Individuum sich „ständig mit seinen inneren Technikfolgen konfrontiert [sieht], da sich Schnittstellenprobleme nicht vermeiden lassen und die Anbindung an außerkörperliche Wissens- und Kontrollinstitutionen für diese Technologien charakteristisch ist“ (Spreen 2004).

Solche Fragestellungen fallen in den Bereich der „Cyborg Anthropologie“. Dies bezeichnet ein Forschungsprojekt der American Anthropological Association (AAA), das im Dezember 1992 in San Francisco aus der Taufe gehoben wurde. Hauptziel der Cyborg Anthropologie ist es, „to study ethnographically the boundaries between human and machines that are specific to late twentieth century societies.“ (Arturo Ecobar) Dieses Projekt versteht sich als „a serious challenge to the human-centered foundations of anthropological discourse“ (Downey, Dumit, Williams 1995) und sucht Anschlüsse an die science and technology studies (STS) und an feministische Untersuchungen. In Deutschland sind Körperzoziologie und Philosophische Anthropologie der Rahmen, in dem der gesellschaftliche und kulturelle Problemhorizont „Cyborg“ diskutiert wird.

Film, Fernsehen und Literatur

   

  • Appleseed: Briareos, der Held der Geschichte, wird in einem Gefecht so stark verletzt, dass als letzte Option sein Gehirn in einen mechanischen Körper verpflanzt wird.
  • Inspektor Gadget, 1983-1986, Zeichentrickserie
  • Der-Sechs-Millionen-Dollar-Mann, 1974–1978, Fernsehserie
  • Cyborg, 1989
  • Robocop, 1987, erzählt die Geschichte von einem schwer verwundeten Polizeibeamten, der mit Cyborgtechnologie am Leben gehalten wird und seitdem halb Mensch, halb Maschine ist.
  • Star Wars: Im Universum von Star Wars tauchen mehrere Beispiele für Cyborgtechnologie auf, z.B. Darth Vaders medizinische Wiederherstellung und Rüstung, Lukes künstliche Hand, oder General Grievous, der nur noch wenige organische Bestandteile in seinem ansonsten maschinellen Körper besitzt.
  • Cybermen bzw. Daleks in der englischen Serie Doctor Who, oktopusähnliche Mutanten in Roboterkörpern
  • Die Borg, eine außerirdische Macht verschiedener kybernetisch assimilierter (gewaltsam veränderter) Rassen der Star-Trek-Serien und des 8. Star-Trek-Films
  • Raumschiffe der Schatten mit menschlichem Steuergehirn, die biologisch gesteuerte planetengroße Maschine in der Serie Babylon 5
  • Berserker als Raumschiffe mit menschlichem Gehirn in der Romanreihe von Fred Saberhagen, ähnliches in Raumschiff- und Roboterform (MOBS, FLOBS) auch in der Jugendbuchreihe Mark Brandis
  • Perry Rhodan: Posbis, Positronisch-Biologische Roboter mit biologischem Zentralplasma, Bewohner der Hundertsonnenwelt
  • Warhammer 40.000: Bionische Implantate und sogenannte Servitoren als willenlose bilogisch-cybernetische Hilfswesen, das Adeptus Mechanikus oder der Orden der Iron Hands in deren Rängen eine immer stärkere durchmischung des Körpers mit bionischen Implantanten angestrebt wird.
  • Neuromancer und Johnny Mnemonic (William Gibson), einige der Hauptpersonen
  • Ghost in the Shell, ab 1991, Anime und Manga, weitgehende Verwendung von Implantaten bis hin zu vollständig kybernetischen Körpern, fließender Übergang zur künstlichen Intelligenz
  • Battle Angel Alita, Manga, kybernetische Körper für Soldaten und Kampfsportler
  • Dragon Ball Z, 1989–1996, C13, C14, C15, C16, C17, C18, C19, C20, Cell
  • Cyborg 009, Manga
  • Gunslinger Girl, Manga/Anime
  • One Piece, Franky(Cutty Framm), Anime/Manga
  • eXistenZ, 1999 Canada
  • Universal Soldier führt Mensch-Maschinen sowie verschiedene Neoprenanzüge als zweite Haut vor.
  • Teen Titans, Comicserie von DC Comics
  • Das Cyborg-Monster Gigan aus der Godzilla-Reihe
  • Der Letzte seiner Art, Roman von Andreas Eschbach, bei der es sich um das Leben eines Cyborgs dreht.
  • Der Charakter Coldstone aus der Disney-Serie Gargoyles
  • Del Spooner in I, Robot (Film), 2004
  • EDEN - It's an endless World, Manga

Sonderfall Terminator

Die in den Filmen Terminator (1984), Terminator 2 – Tag der Abrechnung (1991) und Terminator 3 – Rebellion der Maschinen (2003) von Arnold Schwarzenegger verkörperten „Terminatoren“ vom „Typ T-800“ werden in diesen Filmen als Cyborgs bezeichnet, da sie auch aus organischem Material bestehen, um Menschen besser täuschen zu können. Da es sich bei den Terminatoren aber um künstliche Intelligenzen handelt und sie nie Menschen bzw. organische Lebewesen waren, wäre die Bezeichnung Androide zutreffender.

Computerspiele

  • In Syndicate (1993) werden Menschen durch Konzerne verschleppt und zu Cyborgs umgebaut, um neue Agenten anzuwerben. Diese können im Verlauf des Spiels mit neuen Körper-Upgrades und Waffen ausgestattet werden.
  • In Bioforge (1995) erwacht der Held unfreiwillig als Cyborg und versucht im weiteren Verlauf des Spiels, sich über seinen Zustand Klarheit zu verschaffen.
  • In mehreren Strategiespielen treten Cyborgs als spezielle Kampfeinheiten auf, beispielsweise in Command & Conquer: Tiberium und in der Empire-Earth-Reihe in den futuristischen Epochen.
  • In Return to Castle Wolfenstein (2001) experimentiert die SS mit Cyborg-Technologie, um den „Übersoldaten“ zu erschaffen.
  • Die Stroggs, ein aggressives Volk von Cyborgs, treten als Gegner in Quake II (1997), Quake 4 (2005) und Enemy Territory: Quake Wars (2007) auf.
  • In Deus Ex und Project Snowblind kann der Spieler mit diversen Implantaten (z.B. Sichtverbesserung, Reflexboost, Schilde, EMP-Stoss) seinen Körper aufrüsten.
  • In Halo - Kampf um die Zukunft übernimmt der Spieler die Rolle des „Master Chief“, dem letzten überlebenden Cyborg-Soldaten eines Forschungsprojekts zur Verteidigung der Menschheit gegen außerirdische Gegner.
  • In System Shock und dessen Nachfolger lässt sich das Alter Ego des Spielers mit kybernetischen Modulen aufrüsten, außerdem sind einige der Gegner Cyborgs.
  • In der Homeworld-Reihe wird die junge Neurowissenschaftlerin Karen Sjet (bzw. ihr Gehirn) als Kern des Mutterschiffs und der Flotte eingesetzt, im zweiten Teil ist sie auch Kern der Stolz von Hiigara.
  • In EVE Online sind Implante, ähnlich wie in Deus Ex, ein wichtiges Spielelement, um den eigenen Charakter durch Attributsverbesserungen, Prozentuale Schiffs- und Waffenboni zu verbessern.
  • In Metal Gear Solid wird Gray Fox manchmal als Cyborg Ninja bezeichnet. Obwohl er ein Exoskelett trägt, kann er trotzdem als Cyborg bezeichnet werden, da er ohne dieses nicht lebensfähig ist.

In manchen Spielen werden, um Lizenzfreigaben und Altersbeschränkungen einzuhalten, die Menschen als Cyborgs bzw. Androiden dargestellt.

Weiterführende Literatur

  • Anne Balsamo: Technologies of the gendered Body. Reading Cyborg Women. ISBN 0-8223-1686-2
  • Marie-Anne Berr: Technik und Körper. ISBN 3-496-00396-0
  • Andy Clark: Natural-Born Cyborgs. ISBN 0-19-517751-7
  • Gary Lee Downey, Joseph Dumit, Sarah Williams: Cyborg Anthropology. In: Chris Hables Gray (Hrsg.): The Cyborg Handbook. New York/London 1995, S. 341-346
  • Andreas Eschbach: Der letzte seiner Art. ISBN 3-7857-2123-4
  • Arturo Escobar: Welcome to Cyberia. Notes on the Anthropology of Cyberculture. In: Ziauddin Sardar, Jerome R. Ravetz, (Hrsg.): Cyberfutures. Culture and Politics on the Information Superhighway. New York, S. 111-137
  • Robbie Davis-Floyd, Joseph Dumit (Hrsg.): Cyborg Babies. From Techno-Sex to Techno-Tots. ISBN 0-415-91604-6
  • Bernd Flessner: Die Herrschaft der Prothesen. In: Kursbuch. 128/1997, S. 35-44
  • Chris Hables Gray (Hrsg.): The Cyborg Handbook. New York/London 1995, ISBN 0-415-90848-5
  • Chris Hables Gray: Cyborg Citizen. ISBN 3-85132-322-X
  • Arnold Gehlen: Der Mensch. ISBN 3-89104-082-2
  • Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. ISBN 3-593-35241-9
  • Donna Haraway: Monströse Versprechen. ISBN 3-88619-234-2
  • Donna Haraway: A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century. In: Simians, Cyborgs and Women: The Reinvention of Nature. New York 1991, S.149-181 http://www.stanford.edu/dept/HPS/Haraway/CyborgManifesto.html
  • Christoph Keller: Wir Cyborgs. In: Claudia Pantellini, Peter Stohler (Hrsg.): Body Extensions. Stuttgart 2004, S. 24-39
  • Roland K. Kobald: Vom Homo S@piens Cyborgensis. Das (gen-) technische Körperdesign im 21. Jahrhundert. ISBN 3-85251-067-8 und ISBN 978-3-85251-067-5
  • Helmuth Plessner: Die Stufen des Organischen und der Mensch. ISBN 3-11-005985-1
  • Stefanie Schäfer-Bossert: Cyborgs im Ersten Testament? In: Hedwig-Jahnow-Forschungsprojekt (Hrsg.): Körperkonzepte im Ersten Testament. ISBN 3-17-017409-6
  • Dierk Spreen: Was ver-spricht der Cyborg? In: Ästhetik & Kommunikation. 96/1997 (PDF, 650 KB)
  • Dierk Spreen: Cyborgs und andere Techno-Körper. Passau 1998, ISBN 3-932621-07-7
  • Dierk Spreen: Cyborgs und reflexive Moderne. In: Bröckling, Ulrich u. a. (Hrsg.): Vernunft – Entwicklung – Leben. ISBN 3-7705-4010-7 (PDF, 500 KB)
  • Thomas Zoglauer: Der Mensch als Cyborg? Philosophische Probleme der Neuroprothetik. In: Universitas 12/2003, 58 Jg. (PDF, 130 KB)

Siehe auch

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Cyborg aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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