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Aicardi-Goutières-Syndrom



Aicardi-Goutières Syndrom ist eine autosomal rezessive Erbkrankheit, die erstmals 1984 von den französischen Ärzten Jean François Aicardi und Françoise Goutières beschrieben wurde. Abgegrenzt werden muss das Aicardi-Syndrom, das eine gänzlich andere erbliche Hirnentwicklungsstörung darstellt.

Das Aicardi-Goutières-Syndrom ist eine genetisch heterogene Hirnveränderung (Enzephalopathie), die klinisch Ähnlichkeiten mit einer intrauterin erworbenen Virusinfektion aufweist, jedoch ohne Erregernachweis und bei bekannter genetischer Ursache. Bisher sind wenige, maximal hundert Fälle beschrieben worden.

Symptome

Die betroffenen Kinder fallen zumeist durch Schwierigkeiten beim Füttern, ruckartigen Augenbewegungen, gelegentlichen leichten Fieberschüben, Erbrechen und Zappeligkeit auf. Bei ca. einem Drittel der Patienten kommt es im Alter von sechs Monaten zum Verlust vorher gelernter motorischer Fähigkeiten. Die Kinder zeigen spastische Lähmungen oder dystone, unkoordinierte Bewegungen. Die Spastizität und Bewegungsstörungen führen oft zu Kontrakturen an Armen und Beinen. Gelegentlich treten Krampfanfälle auf. Es kommt zu einer zunehmenden psychomotorischen Retardierung. Viele Patienten versterben in der frühen Kindheit.

In einer Untersuchung (Lanzi 2005) an elf italienischen Kindern traten die ersten Symptome im Mittel nach 3,3 Monaten auf, meist mehrere Symptome gleichzeitig: Je fünfmal Irritabiliät und psychomotorische Entwicklungsstörung, je viermal Fieberschübe und Schluckstörungen sowie viermal Muskeltonusstörungen (Hypo- und Hypertonie), bei einem Kind Anfälle und eine Vergrößerung von Leber und Milz.

In der Hirnwasser-(Liquor cerebrospinalis)-Untersuchung zeigt sich eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (CSF-Lymphozytose) und des Alpha-Interferons als Hinwies auf eine entzündliche Ursache. Im Blut finden sich eine Verminderung der Blutplättchen (Thrombocytopenie) und ein Anstieg der Leber-Enzymwerte (Leber-Transaminasen). Oft sind Leber und Milz vergrößert.

In einer Schnittbilduntersuchung des Schädels (Computertomographie) ist ein Hirnsubstanzverlust nachweisbar (Atrohpie), sowie eine Fehlbildung der weißen Hirnsubstanz (Leukodystrophie). Hinzu kommen zahlreiche Verkalkungsherde.

Da gelegentlich Hautveränderungen, ein Komplementfaktormangel und antinukleäre Antikörper nachgewiesen wurden, wurde ein Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen vermutet. Wegen der Ähnlichkeit mit einer kongenitalen Virusinfektion wurde das Syndrom synonym auch als Pseudotoxoplasmose-Snydrom benannt.

Lokalisation der Genmutation

Im Index der Erbkrankheiten (OMIM) wurde die Nummer #225750 zugeordnet. Inzwischen wurden 4 Genorte lokalisiert, welche dieses Syndrom verursachen können. Zuerst wurde in fünf nicht verwandten Familien eine Mutation des Gens TREX1 auf Chromosom 3p21 beschrieben (Crow 2006).

Quellen

  • Online Mendelian Inheritance in Man (OMIM). Johns Hopkins University: [1]
  • Crow YJ et al.: Nature Genet 2006; 38: 917-920 (Erstbeschreibung der TREX1-Mutation)
  • Lanzi G et al: Neurology 2005; 64: 1621-1624 (Erste Symtome bei elf italienischen Kindern)
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Aicardi-Goutières-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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