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Vogelbeere



Vogelbeere
 
Systematik
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosales
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Kernobstgewächse (Maloideae)
Gattung: Mehlbeeren (Sorbus)
Art: Vogelbeere
Wissenschaftlicher Name
Sorbus aucuparia
L.

Die Vogelbeere oder Eberesche (Sorbus aucuparia) ist ein Laubbaum in der Gattung Mehlbeeren (Sorbus). Andere Bezeichnungen sind Drosselbeere, Quitsche, oder Krametsbeerbaum. Die Bezeichnung Speierling ist falsch, da so eine andere Sorbus-Art benannt ist. Die Zugehörigkeit zur Unterfamilie der Kernobstgewächse (Maloideae) kann man bei genauer Betrachtung der Früchte gut erkennen; sie sehen wie kleine Äpfel aus.

Der Name Eberesche leitet sich vom altdeutschen „Aber“ (wie in „Aberglaube“) und von „Esche“ ab und rührt daher, dass die Blätter jenen der Eschen ähneln, aber dennoch keine nähere Verwandtschaft zwischen diesen Baumarten besteht.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Die Vogelbeere ist in Europa (mit Ausnahme des Mittelmeerraumes) sowie in den gemäßigten Bereichen Asiens heimisch. Die anspruchslose Vogelbeere ist ein schneller Besiedler von Brachflächen und kommt auf Lichtungen, in Hecken oder an Waldrändern, in Norddeutschland vorwiegend in Knicks als Überhälter vor. Ihr Bodenspektrum reicht von mager bis nährstoffreich, von trocken bis feucht und von sauer bis basenreich. Sie gedeiht sowohl in Laub- als auch in Nadelwäldern. Im Gebirge findet man den Baum bis an die Baumgrenze. Er löst in den Gebirgsvorwäldern häufig die Birke als vorherrschenden Baum ab. Die Eberesche wird außerdem oft im Garten- und Landschaftsbau angepflanzt. Deshalb ist sie in Städten häufig an Straßen als Allee- oder Einzelbaum und in Gärten sowie Parks als Zier- und Vogelschutzgehölz zu finden. Die Eberesche gilt als Licht- bis Halbschattenbaumart.

Beschreibung

 

Die Vogelbeere kann ein Alter bis zu 100 Jahren erreichen. Mit einer durchschnittlichen Höhe von bis zu 15 m ist sie ein eher kleinwüchsiger Baum. In seltenen Fällen erreicht ein Vogelbeerbaum 25 m. In den ersten 20 Jahren wächst sie relativ schnell, danach stockt das Wachstum. Kennzeichnend ist ihre zierliche Gestalt sowie die unregelmäßige, jedoch relativ breit gewachsene Krone. Die glatte, glänzende Rinde ist grau gefärbt und zeigt längliche, quergestellte Lentizellen. Die schwarze Borke schuppt sich gewöhnlich in kleinen Blättchen ab. Einige wenige Exemplare entwickeln eine längsrissige Borke. Jungtriebe bilden gewöhnlich eine weiche Behaarung aus.

Die Winterknospen der Eberesche sind meist dunkelviolett gefärbt und weißfilzig behaart. Dies stellt ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Speierling dar, dessen grüne und klebrige Knospen allenfalls an den Schuppenrändern eine feine Behaarung entwickeln.

Der deutsche Name stammt von den rot-orangefarbigen beerenartigen Früchten, die der Baum im Frühherbst entwickelt und die gerne von Vögeln gefressen werden. Mit dem Kot der Vögel werden die Samen weit verbreitet (Vogelverbreitung). Die leuchtend roten und kugeligen "Beeren" sind im botanischen Sinne jedoch Apfelfrüchte. Sie enthalten gewöhnlich drei Samen und bilden einen Durchmesser von etwa 1 cm aus. Häufig hängen die Früchte bis in den Winter hinein in dichten Büscheln am Baum. Sie enthalten viel Vitamin C, wirken aber aufgrund des Gehaltes an Parasorbinsäure abführend. Der Geschmack wird durch Äpfelsäure und Gerbstoffe bestimmt, die dem Menschen den Verzehr der rohen Beeren trotz ihres Zuckergehaltes von über 10% verleiden. Vor allem aus einigen Zuchtsorten (Eßbare Vogelbeere / Sorbus aucuparia "Edulis'"') lassen sich köstliche Marmeladen bereiten.

Die wechselständigen Blätter sind unpaarig gefiedert und dabei etwa 15 cm lang; ein Blatt setzt sich gewöhnlich aus 9 bis 19 länglich-elliptischen Blattfiedern zusammen. Die zwei bis sechs cm langen Blättchen bilden am Blattrand bis zum Grund eine scharfe ungleiche Zähnung aus. Die unbehaarte Blattoberseite zeigt eine sommergrüne Färbung, wohingegen die Blattunterseite eher graugrün gefärbt ist und eine leichte Behaarung entwickeln kann. Die Blätter der Eberesche besitzen keine Blattzahndrüsen. Im Herbst kann man die intensive rot-gelbe Blattfärbung bewundern.

Die Eberesche erlangt ihre Blühfähigkeit bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren und blüht auf der Nordhalbkugel von Mai bis Juli. Die zehn mm breiten, weißen Blüten stehen zu 200 bis 300 Einzelblüten zusammengefasst in filzig-behaarten schirmförmigen Rispen. Eine Einzelblüte setzt sich aus jeweils fünf Kron- und Kelchblättern zusammen, welche ca. 20 Staubblätter säumen. Eine Blüte besitzt zwei bis vier Griffel. Der verhältnismäßig unangenehme Geruch der Blüten beruht auf dem Wirkstoff Methylamin. Die Früchte reifen im August und September.

Die Eberesche oder Vogelbeere ist eine Aber-Esche, eine falsche Esche. Nur auf den ersten Blick erscheint sie mit ihrem gefiederten, am Blattrand jedoch scharf gesägten Laub eschenverwandt. Ihr zweiter Name Vogelbeerbaum spricht die Vorliebe der Vögel für die orange- bis scharlachroten Beeren an; für den Menschen sind sie zwar ungiftig, aber roh ungenießbar. Fruchtrote Ebereschenzweige lockten vor allem die Krammetsvögel, die Wacholderdrosseln ins Netz oder auf die Leimrute. Darauf spielt auch der botanische Name, der vogelfängerische Sorbus, an.

Ökologie

Die Eberesche ist eine wichtige Futterpflanze für Tiere. Nachgewiesen wurde dies bislang für 31 Säugetier- und 72 Insektenarten, darunter 41 Kleinschmetterlinge und zwölf Rüsselkäfer. Insgesamt wurden 63 Vogel- und 20 Säugetierarten als Nutzer der Früchte festgestellt. Insbesondere Singdrossel, Misteldrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Kleiber und Gimpel schätzen die Früchte der Eberesche und nutzen den Baum, ebenso wie der Grünspecht als Nistgehölz. Eine wichtige Rolle spielen die Früchte in der Ernährung von Rotdrossel und Seidenschwanz, die aus Nordeuropa kommend, den Winter in unseren Breiten verbringen. Aber auch Fuchs und Dachs verschmähen die Früchte nicht. Da die Samen unverdaut wieder ausgeschieden werden, wird die Verbreitung der Eberesche effektiv sichergestellt.

Eichelhäher und verschiedene Nagetiere, wie Siebenschläfer, Haselmaus, Gelbhals- und Feldmaus legen sich – im Boden versteckt – Wintervorräte der Früchte an. Da diese oftmals vergessen werden, leisten sie ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Ausbreitung der Art.

Das Schalenwild ernährt sich von den Blättern, Trieben und Knospen der Bäume, der Weißdornkäfer und der Mittlere Schwarze Rüsselkäfer bevorzugen Triebe und Blätter.

Insbesondere für die Raupen des seltenen Ebereschen-Blattspanners und des vom Aussterben bedrohten Gelben Hermelins stellt die Eberesche eine wichtige Futterpflanze dar. Die Raupen des Baumweißlings tun sich ebenfalls an der Eberesche gütlich.

Die Eberesche zeichnet sich besonders durch Frosthärte und Winderträgnis aus. Auch gegenüber Spätfrösten zeigt sie sich restistent. Ihre weitreichende Wurzeln dringen in tiefe Bodenschichten vor. Da sie sich durch Wurzelbrut auch vegetativ vermehren kann, wird sie gerne zur Bodenbefestigung eingesetzt. Das abgeworfene Laub der Eberesche zersetzt sich relativ rasch und setzt dabei relativ viel Magnesium frei. Dies hat einerseits einen positiven Effekt auf die Humusbildung, andererseits verbessert der Baum hierdurch seine eigene Nährstoffversorgung und ist in der Lage, Umweltbelastungen besser standzuhalten.

Krankheiten

Seit 1960 wurden bei Ebereschen im mitteleuropäischen Raum starke Krankheitssymptome beobachtet, darunter chlorotische Ringe und Scheckungen. Reduziertes Wachstum und langsamer Verfall wurden ebenfalls beobachtet. Untersuchungen (Lit.: Benthack et al. 2005) deuten darauf hin, dass es sich vermutlich um ein Virus handelt, das mit der Familie der Bunyaviridae verwandt ist.

Landschaftsabhängige Bezeichnungen

Die Eberesche – als verbreiteter Baum – hat in allen Zeiten dem Menschen ein beliebtes, wohlschmeckendes Nahrungsmittel und Heilmittel geboten. Aus diesem Grund sind viele regional sehr unterschiedliche Wortschöpfungen für diese Baumart entstanden. Das wären: Vogelbär, Blumenesche, Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Quetsche(n), Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Drosselbeere, Vogelbeere, Quitschbeere, Queckenboom.

Verwendung

 

Medizin

Auch wenn sich im Volksglauben hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte seien giftig, ist dies nicht richtig. Allerdings enthalten die Beeren Parasorbinsäure, die zu Magenproblemen führen kann. Durch Kochen wird die Parasorbinsäure zu Sorbinsäure abgebaut, die gut verträglich ist. Gekochte Beeren können daher auch in größeren Mengen gegessen werden. Tatsächlich sind Vogelbeeren aufgrund ihres hohen Vitamin-C-Gehalts (bis zu 100 mg pro 100 g Beeren, das allerdings beim Kochen weitgehend zerstört wird) sehr gesund und waren früher ein wichtiges Mittel gegen Skorbut. Sie enthalten außerdem Provitamin A und Sorbit, einen Zuckeraustauschstoff. Täglich ein paar rohe Früchte zu kauen ist dem Stuhlgang förderlich; getrocknet dagegen gelten die Beeren als Hausmittel gegen Durchfall.

Die Naturheilkunde schreibt Blättern und Blüten eine besondere Heilwirkung zu. Getrocknet finden diese u. a. in Tees gegen Husten, Bronchitis und Magenverstimmungen Verwendung. Auch werden sie bei Verdauungsbeschwerden, Hämorrhoiden, Rheuma und Gicht eingesetzt. Sänger und Redner nutzen die Vogelbeeren z. B. auch, um ihre Stimmbänder geschmeidig zu halten. Laut Kräuterpfarrer Künzle sollen Vogelbeeren zähen Schleim von den Stimmbändern lösen und so bei Heiserkeit wertvolle Dienste leisten.

In der evidenzbasierten Medizin wird ein Auszug aus Sorbus intravenös zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom gespritzt. Aus der Sorbose der Vogelbeeren wird ein Zuckerersatz für Diabetiker gewonnen.

Marmelade

Nach den ersten Frösten verlieren die Früchte ihren bitteren Geschmack und werden leicht süßlich. Regional, zum Beispiel im Bayerischen Wald und in Böhmen, wird aus den Beeren Marmelade gekocht, die, wie Preiselbeeren, als leicht säuerliche Marmelade zu Wildgerichten gereicht wird.

(Hierfür eignen sich besonders Zuchtsorten wie die "eßbare Vogelbeere" - "Sorbus aucuparia "Edulis". )

 

Alkoholische Getränke

Der magenfreundliche Sechsämtertropfen, der seit mehr als hundert Jahren im Fichtelgebirge gebrannt wird, weist als Grundstoff Vogelbeeren auf. Auch der tschechische Ebereschenlikör, der Jarcebinka, ist eine Spezialität aus diesen Früchten.

Vogelbeerschnaps hat vor allem in Tirol und in der Steiermark eine lange Tradition. Auf Grund der arbeitsaufwändigen Gewinnung und Verarbeitung der Beeren und der geringen Ausbeute beim Brennen der Maische (ca. 1,5 Liter Edelbrand pro 100 Liter Maische) ist der fertige Edelbrand sehr selten und teuer (ca. ab 30 € pro Liter).

In Hessen wird die Vogelbeere (Eberesche) von einigen wenigen kleinen Kelterern bei der Apfelweinherstellung verwendet, ähnlich wie der Speierling. In der Obstweinherstellung wird die Vogelbeere wenig verwendet, obwohl sie einen schmackhaften Wein ergibt.

Sonstige Verwendung

Die Borke kann zum Braun- und Rotfärben von Wolle verwendet werden.

Aufgrund ihrer Robustheit, großen Ausschlagfähigkeit und humusverbessernden Eigenschaften wird die Eberesche im Lawinenschutz und der biologischen Wildbachverbauung eingesetzt und auch in Fichtenwäldern bewusst angepflanzt.

Kulturelles und Aberglaube

Der Vogelbeerbaum war den Germanen als Thor geweihter Baum heilig.

Das Holz der Vogelbeere ist elastisch feinfasrig und schön gemasert. Es eignet sich daher sehr gut zu Drechsel- und Schnitzarbeiten. In den ärmlichen Waldgegenden war daher das Holz so begehrt, dass die Förster früher Not hatten, die Bäume vor den armen Drehern von Spielwaren, die ihr Holz nicht gern teuer kauften, zu schützen.

Im Erzgebirge hat der Vogelbeerbaum den Status eines Nationalbaums und wird im von Max Schreyer gedichteten Volkslied vom „Vugelbeerbaam“ von den Geschwistern Caldarelli besungen. Es gibt auch ein Lied namens „Vogelbeerbaum“, das in Studentenverbindungen gesungen wird.

In Dalsland in Schweden schmückt der Hirte an einem dem Himmelfahrtstag vorangehenden oder nachfolgenden Tag sein Vieh an den Hörnern mit Blumen und treibt es daraufhin bereits um die Mittagszeit nach Hause. Er selbst führt, mit einem geschmückten Vogelbeerbaum in beiden Händen, die Herde an. Im Stall wird der Baum an den Giebel gepflanzt und soll während der Weidezeit die Tiere vor bösen Geistern und Krankheit bewahren. Das Jungvieh wird benannt, indem es bei Verkündung seines Namens mit einer Rute des Vogelbeerbaums dreimal auf den Rücken geschlagen wird.

Nach dem keltischen Baumkreis zählt die Eberesche – neben Apfelbaum, Walnuss und Tanne – zu den Lebensbäumen. Menschen, die in ihrem Zeichen geboren sind, wird vor allem Lebensfreude, aber auch Anpassungsfähigkeit an schwierige Lebensumstände nachgesagt. Die Kelten bepflanzten ihre heiligen Stätten, besonders Orakel- und Richtplätze, oftmals mit der Pflanze. Man sagt, dass sie die Eberesche zum Symbol des Wiedererwachens nach der dunklen Winterzeit gemacht haben. Einem irischen Sprichwort zufolge gilt die Vogelbeere als Schutzbaum gegen Blitzschlag und Hexenzauber. Äußerlich angewandt sollen die Beeren Wunden heilen, verzehrt man sie, so verlängert sich das Leben um ein weiteres Jahr.

Die Vogelbeere wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 1997 erklärt.

Literatur

 

  • Ruprecht Düll: Unsere Ebereschen und ihre Bastarde. Die neue Brehm-Bücherei, Heft 226. 2., unveränderte Auflage (Nachdruck der 1. Auflage, Ziemsen, Wittenberg Lutherstadt 1959). Westarp-Wissenschaftliche-Verlags-Gesellschaft, Hohenwarsleben 2006, 122 S., ISBN 3-89432-667-0.
  • Klaus Hillebrand: Vogelbeere (Sorbus aucuparia L.) im westfälischen Bergland. Wachstum, Ökologie, Waldbau. (Dissertation.) Schriftenreihe der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten, Landesamt für Agrarordnung Nordrhein-Westfalen, Band 15. Landwirtschaftsverlag, Münster 1998, 184 S., ISBN 3-89174-028-X.
  • Nicole Mielke: Molekulare Charakterisierung eines mit der Ringfleckigkeit der Eberesche (Sorbus aucuparia L.) assoziierten neuen Pflanzenvirus. Dissertation an der Universität Hamburg, 2004 (pdf bei der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg).
  • W. Benthack, N. Mielke, C. Büttner, H.-P. Mühlbach: "Double-stranded RNA pattern and partial sequence data indicate plant virus infection associated with the ringspot disease of European mountain ash (Sorbus aucuparia L.)". Archives of virology 150, 2005, S. 37-52, ISSN 0304-8608, ISSN 1432-8798.
 
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