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Synanon



Synanon ist eine Suchtselbsthilfegemeinschaft, die von Betroffenen für Betroffene im Jahre 1971 gegründet wurde. Nach der Synanon-Website diente das Buch "Synanon - The Tunnel Back" als Vorbild. Der Autor, der polnische Kriminologe und Psychologe Lewis Yablonski, beschreibt darin die Entstehung und die Prinzipien der von Chuck Dederich gegründeten Suchtselbsthilfe in den USA.

Inhaltsverzeichnis

Regeln

Für die Süchtigen gelten folgende Regeln in Synanon:

  1. keine Drogen, kein Alkohol, keine bewußtseinsverändernden Medikamente
  2. keine Gewalt oder deren Androhung
  3. kein Tabak

Lebensschule auf Zeit

Synanon versteht sich als Lebensschule auf Zeit. Ziel ist, eine selbstbestimmte, eigenverantwortliche Lebensführung ohne Suchtmittel und ohne Kriminalität zu erlernen. Jeder Suchtmittelabhängige trägt die Fähigkeit in sich, wieder ein drogenfreies Leben zu erlernen. Der Weg dorthin: abstinentes Leben in der Gemeinschaft, Selbsthilfe-Gruppengespräche und regelmäßige Tagesabläufe.

Leitsätze sind:

"mit den Händen nüchtern werden"
"gemeinsam nüchtern werden"

Synanon und arbeitet im Sinne einer therapeutischen Gemeinschaft. Alle Mitarbeiter sind Betroffene, es gibt keine "Therapeuten". Methodisch würde man die Arbeit als "Evidenzbasierte Therapie" bezeichnen, mit den Elementen Motivationssteigerung, Stressbewältigungstraining, soziales Kompetenztraining, gemeindenahes Verstärkermodell.

Jeder kann jederzeit zu Synanon kommen. Das Angebot der "Aufnahme sofort" nehmen jährlich bis zu 800 Menschen, zum Teil auch mit ihren Kindern, wahr. Vorbedingungen werden nicht gestellt. Auch Süchtige, deren Gefängnisstrafe nach § 35 ff BtmG in eine Therapieauflage umgewandelt wurde, können zu Synanon kommen, da die Anerkennung als therapeutische Einrichtung gegeben ist.

Eigene Betriebe

  • Umzüge/Transporte
  • Entsorgung/Entrümpelung
  • Clean up - Reinigung
  • Wäscherei
  • Catering
  • Tischlerei
  • Bauhilfe
  • Gartenbau und -pflege
  • Hauswartung
  • Malerei - Lackiererei
  • Keramik
  • Reitschule

Heute sind mehr als ein Drittel der in Synanon lebenden Menschen jünger als 25 Jahre, Tendenz steigend. Diesem Trend trägt man in Synanon Rechnung. So wurde vor einigen Jahren ein umfangreiches Angebot an Aus- und Weiterbildung in kaufmännischen und handwerklichen Berufen geschaffen. Die praktische Ausbildung findet in den oben erwähnten Zweckbetrieben statt.

Darüber hinaus betreut Synanon seine Bewohner in zivil- und strafrechtlichen Angelegenheiten. Umfangreiche Unterstützung kommt ehemaligen Bewohnern im Rahmen der Nachsorge zu. Sie reicht von finanzieller und materieller Starthilfe über Vermittlung von Wohnungen und Arbeitsplätzen. In den Synanon-Zweckbetrieben arbeiten ca. 25 ehemals suchtmittelabhängige Menschen in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen.

Finanzen

Synanon finanziert sich vorwiegend selbst aus den Einnahmen durch Arbeit in gemeinsamen Zweckbetrieben und durch ALG II, ergänzt durch Spenden und Zuwendungen.

Erfolg

Nach einer Untersuchung von Fredersdorf (4-Jahres-Katamnese) lebten mindestens 33 % von 205 erfassten ehemaligen Synanon-Mitgliedern dauerhaft abstinent von Drogen und Alkohol. Bei einer anderen Berechnung liegt die Zahl der Abstinenten sogar bei 61 %.

Kritik

Kritiker im Deutschen Ärzteblatt werfen der Gemeinschaft "totalitäre Strukturen" und "Gehirnwäsche" vor. Das Drogenverbot innerhalb der Gemeinschaft schließe auch Substitutionsmittel wie Methadon und Medikamente für die Entgiftung ein - ein Drogenentzug würde deswegen prinzipiell "kalt" durchgeführt. Zudem finde in der Gemeinschaft keine "klassische Therapie" statt, stattdessen würde auf Laientherapeuten und strikte Kontrolle gesetzt.

Literatur

  • Frederic Fredersdorf: Sucht, Selbsthilfe und soziale Netzwerke (eine 4-Jahres-Katamnese), 2001, ISBN 3875811828
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Synanon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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