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Suchthilfe Fleckenbühl



Der gemeinnützige Verein Suchthilfe Fleckenbühl e.V. ist eine Lebensgemeinschaft von Menschen mit Suchtproblemen, die ohne Drogen, Alkohol, Tabak und Gewalt leben wollen. 2006 leben und arbeiten regelmäßig über 200 süchtige Frauen, Männer und deren Kinder an drei Standorten in Hessen zusammen: auf dem Hof Fleckenbühl bei Marburg, in Frankfurt am Main und in der Jugendhilfe Leimbach in der Gemeinde Willingshausen. Hilfe suchende Menschen kommen aus ganz Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Arbeitsweise

Selbsthilfe

Die Suchthilfe Fleckenbühl arbeitet ohne angestelltes Fachpersonal. Es gibt keine Therapeuten, Psychologen oder Sozialarbeiter. Dies ist möglich, da der Verein ohne Kostenträger auskommt. Die Organisation und Verwaltung wird durch die Betroffenen geleistet, die Gemeinschaft bestimmt also selbst, was in ihr geschieht.

Bereits länger in der Gemeinschaft lebende Menschen helfen auf der Grundlage eigener Erfahrungen und durch Vorbildfunktion den Neuankömmlingen zur Abkehr von ihrer Sucht, zu Gemeinschaftsfähigkeit, zu Stabilität, sozialer und beruflicher Kompetenz und somit zu Selbstständigkeit.

Dieser Ansatz der Selbsthilfe von Menschen mit Suchtproblemen geht davon aus, dass die Betroffenen selbstverantwortlich und im Stande sind, sich die notwendigen Fähigkeiten und Kenntnisse anzueignen, um ein nüchternes und zufriedenes Leben zu führen. Das heißt, dass Suchtprobleme eher als Lern- bzw. Kompetenzdefizite oder Fehlanpassungen aufgefasst werden. Deswegen ist die aktive freiwillige Teilnahme der Betroffenen an der Lösung ihrer Probleme Voraussetzung des Lebens in der Gemeinschaft.

Aufnahmekriterien

Eine Aufnahme in die Gemeinschaft kann sofort und jederzeit erfolgen. In einem persönlichen Gespräch wird geklärt, ob die Suchthilfe Fleckenbühl der richtige Platz ist. Eine Anmeldung oder eine Kostenzusage werden nicht benötigt. Die Aufenthaltsdauer ist grundsätzlich unbeschränkt - man kann solange bleiben, wie man es selbst für richtig hält. Jährlich kommen etwa 600 Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet zur Suchthilfe Fleckenbühl. Süchtige Eltern können ihre Kinder mitbringen. In einem eigenen Kindergarten in der Nähe vom Hof Fleckenbühl werden die Kinder ganztägig betreut. Es ist die einzige staatlich anerkannte Kindertagesstätte in Deutschland, die von einer Suchthilfeeinrichtung betrieben wird [1].

Es gelten für alle Bewohner drei verbindliche Regeln:

  1. Keine Drogen, Alkohol oder andere Suchtmittel
  2. Keine Gewalt oder deren Androhung
  3. Kein Tabak, alle sind Nichtraucher

Ein Verstoß gegen eine dieser Grundregeln bedeutet den Ausschluss aus der Gemeinschaft. Ein Wiederkommen nach 24 Stunden ist möglich. In den ersten sechs Monaten ist eine Kontaktsperre zu Angehörigen, Freunden und Bekannten einzuhalten.

Lebensschule

In der Anfangsphase befinden sich die Neuankömmlinge in einer Grundausbildung, die drei Monate andauert. Während dieser internen Ausbildung lernen sie die Organisation der Suchthilfe kennen, absolvieren Praktika und üben eine Tagesstruktur ein. Danach steht der Wechsel in einen der Zweckbetriebe (Landwirtschaftlicher Demeter-Betrieb mit Bäckerei, Käserei, Metzgerei, Buffetservice, Verkaufsläden, sowie Umzugsunternehmen, Malerservice und Töpferei) oder Arbeitsbereiche im Haus (Wäscherei, Küche, Haustechnik, Verwaltung) an.

In nahezu allen Betrieben und Arbeitsfeldern können anerkannte Berufsausbildungen und vielfältige Fortbildungen gemacht werden. So wird den Menschen eine sinnvolle, realitätsbezogene Arbeit nahe gebracht, die es ermöglicht, später auch außerhalb der Gemeinschaft wieder eine Beschäftigung zu finden.

Eine wichtige Säule der Suchtselbsthilfe, um ein dauerhaft abstinentes Leben zu führen, ist das Gruppengespräch. Da die Konstellation durch das Zusammenleben und -arbeiten bei der Suchthilfe Fleckenbühl eine Besondere ist, wurde auch für das Gruppengespräch eine besondere Situation geschaffen. Das „Spiel“ bietet für jeden Bewohner die Möglichkeit Probleme anzusprechen, Kritik an anderen zu äußern und anzunehmen sowie Lösungen zu finden. Langjährige Bewohner bieten dabei die notwendige Erfahrung und Kompetenz.

Finanzierung

Fleckenbühl finanziert sich zu zirka 50  % aus den Einnahmen der Zweckbetriebe (siehe Abschnitt Lebensschule). Außerdem durch Spenden (Sach- und Geldspenden) und Geldauflagen, durch ALG ll und Zuwendungen (Land Hessen, Aktion Mensch, Frankfurter Allgemeine Zeitung u.a.).


Geschichte

Die Geschichte der Suchthilfe Fleckenbühl geht auf die Synanon-Organisation zurück. Die Gründer der Suchthilfe Fleckenbühl waren Gründungsmitglieder und langjährige Mitglieder von Synanon. Fleckenbühl steht in der langjährigen Tradition der Selbsthilfe, angefangen bei den Anonymen Alkoholikern, Synanon USA und den Therapeutischen Gemeinschaften, wie sie im gleichnamigen Buch von Lewis Yablonsky beschrieben wurden.

Der Hof Fleckenbühl bei Marburg wurde 1984 von Synanon übernommen, aber bereits 1995 trennte sich Hof Fleckenbühl wieder von Synanon, um sich als Suchthilfe Fleckenbühl e.V. selbstständig zu machen. In den folgenden Jahren wurden die Wohnhäuser ausgebaut und erweitert. Im Jahr 2001 richtete die Suchthilfe Fleckenbühl im Nachbarort Ginseldorf einen Kindergarten ein, 2005 wurde der dortige städtische Kindergarten integriert. Ein großes Domizil, das 60 bis 80 Menschen Platz zum leben und arbeiten bietet, wurde 2003 in Frankfurt am Main übernommen. Die Jugendhilfe Leimbach im hessischen Schwalm-Eder Kreis wurde 2004 eröffnet – ein bundesweit einmaliges Konzept aus Selbsthilfe und Pädagogik, speziell ausgerichtet für die Bedürfnisse junger süchtiger Menschen.

Anmerkungen

  1. Gießener Anzeiger vom 08.09.2004

Siehe auch

Weblinks

  • Homepage der Suchthilfe Fleckenbühl
  • ZDF-Bericht über die Suchthilfe Fleckenbühl in der Sendung "Drehscheibe Deutschland"
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Suchthilfe_Fleckenbühl aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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