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Schädeldeformation



  Als Schädeldeformation (Schädeldeformierung, Schädelverformung) bezeichnet man die Verformung des Schädels, welche dadurch zustande kommt, dass der noch weiche Säuglings- bzw. Kinderschädel über einen längeren Zeitraum stark belastet wurde. Schädeldeformationen sind sowohl in der Medizin als auch in der Völkerkunde ein geläufiger Begriff.

Medizin

Schädeldeformationen (in der Medizin auch Schädelasymmetrie) können aus verschiedenen Gründen entstehen: Zum einen kann sie als Geburtsfolge bei zu starker Einwirkung der Geburtszange oder bei zu engen Geburtswegen auftreten. In diesem Fall ist die Deformation meist nur vorübergehend. Schädelasymmetrie kann auch durch stärkere Einwirkungen auf den Schädel über eine längere Zeit, z. B. durch falsches und einseitiges Liegen, verursacht werden. Im dritten Fall ist die Schädeldeformation eine Folge angeborener oder in den ersten Monaten erworbener Gehirnveränderungen. Diese sind meist dauerhaft. Dazu zählen:

Völkerkunde

  Viele Völker deformierten früher absichtlich ihren Säuglingen mit Brettern und Bandagen die Schädel, was damals vermutlich als Schönheitsideal galt. Bei einer Schädeldeformation (in der Völkerkunde auch Kopfdeformation) wurde der Hinterkopf abgeflacht, verlängert oder die Stirn abgeflacht. Der Ursprung dieses Brauches ist unbekannt. Es sind Schädeldeformationen in Europa, Asien, Afrika und Amerika bekannt. Der berühmte griechische Arzt Hippokrates berichtet im 5. Jahrhundert v. Chr. von einem Volk, das seinen Kindern nach der Geburt erst mit der Hand und später mit Bandagen den Kopf deformiert. Europäische Funde von Schädelverformungen gibt es z. B. auf Kreta. In der Völkerwanderungszeit brachten die Hunnen den Brauch aus den asiatischen Steppen mit, und er ist im 5. und 6. Jahrhundert gelegentlich an Grabfunden der von den Hunnen unterworfenen oder beeinflussten germanischen Völker wie den Alamannen, Thüringern und Burgundern nachweisbar. Dabei wurde der Kopf mit fest geschnürten Bandagen vom Kindesalter an in eine längliche Form gebracht. Oft hatte die Schädeldeformation eine soziale Bedeutung und war der Oberschicht vorbehalten. Die ältesten Deformationen sind bereits an Neanderthalerfunden in Shanidar (43.000 v. Chr.) zu beobachten.

In Asien gab es Kopfdeformationen in Südasien (besonders Indien) und in Kleinasien. Angeblich soll auch die Familie von Echnaton deformierte Schädel gehabt haben, was aber in der Fachwelt umstritten ist. Besonders viele deformierte Schädel fand man in Mittel- und Südamerika in Gräbern der Maya, der Inka oder anderer Andenvölker. Ein deformierter Kopf galt damals vermutlich als schön und adelig. Auch einige nordamerikanische Indianerstämme deformierten die Schädel ihrer Kinder.

Der französische Arzt Delisle berichtet Ende des 19. Jh. von Schädelverformungen in den frz. Departements Toulouse und Seine-Maritime. Seinen Schätzungen zufolge besaßen 15% der Männer und 10% der Frauen verformte Schädel.

Siehe auch Makrozephalie

Literatur

  • Joachim Schüring: Großkopferte. in: Abenteuer Archäologie. Spektrum, Heidelberg 2007,5, 26. ISSN 1612-9954
 
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