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Roberto Assagioli



Roberto Assagioli (* 27. Februar 1888 in Venedig, Italien; † 23. August 1974 in Capolona, Arezzo, Italien) war ein Pionier der transpersonalen Psychologie und Psychotherapie. Er war Arzt, Psychiater und Psychotherapeut und entwickelte die Psychosynthese, ein Modell des Menschen, das Körper, Geist und Seele umfasst. Dieses bildet die Grundlage für die therapeutische Psychosynthese, findet aber auch Anwendung in der Pädagogik, im Sozialen, im Bereich der persönlichen Entwicklung und Beratung und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Psychosynthese gilt als eine wichtige Grundlage in der Entwicklung der humanistischen und transpersonalen Psychologie und Psychotherapie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Roberto Assagioli hieß eigentlich Roberto Marco Greco. Die Mutter Elena Kaula, in Ägypten geboren, kam aus einer venezianischen Familie, der Vater Leone war Ingenieur und stammte aus Verona. Beide waren Juden. Der Vater starb, als Roberto zwei Jahre alt war. Die Mutter heiratete später den Arzt Emmanuele Assagioli, der Roberto adoptierte. Robertos kulturelle Bildung war durch ein anregendes Familienumfeld und gute finanzielle Mittel sehr umfangreich. Er lernte schon als Kind fast gleichzeitig drei Sprachen. In Venedig besuchte er das Lyzeum Foscarini. 1904 erwarb er mit 16 Jahren mit sehr guten Noten das Abitur. Diese Schule kam laut Alessandro Bertis Studie der klassischen wie auch der wissenschaftlichen Neigung Assagiolis zugute. Dieses weit gefasste Interesse von Philosophie und Literatur bis zur Wissenschaft zieht sich durch das ganze Leben. Neben seiner Muttersprache Italienisch sprach er fließend Deutsch, Englisch und Französisch und las Griechisch, Latein, Russisch und Sanskrit. Sein Interesse umfasste ein großes Spektrum von Fachgebieten und Wissensbereichen, besonders arbeitete er in den Grenzbereichen zwischen Medizin, Pädagogik und Religion.

Im November 1904 zog die Familie Assagioli nach Florenz, wo Roberto sein Medizinstudium begann: zuerst mit dem Schwerpunkt Chirurgie, dann Psychiatrie. Die Psychologie war noch kein eigenständiges Fach, so bahnte sich das Interesse für die menschliche Psyche einen anderen Weg. Assagiolis kulturelles Interesse war ebenfalls weitgefächert, er arbeitete bereits 1906 bei Leonardo, einer florentinischen Zeitung, mit. 1906 reiste er nach Wien, vermutlich traf er Freud, auf jeden Fall hatte er Kontakt zum Umfeld. Im selben Jahr hatte er Kontakt zu römischen Theosophen. In Genf traf er die Psychologen Edouard Claparede und Theodore Flournoy,`der auch mit C.G. Jung in Kontakt stand und mit dem er lange in Verbindung blieb. 1907 erschien ein Artikel in der Zeitschrift Leonardo, "Il nuovo pensiero americano", in dem schon einige grundlegende Gedanken seines späteren Werkes, der Psychosynthese enthalten sind, z.B. der Wille als eine wichtige seelische Kraft im Menschen. 1907 besuchte Assagioli das Burghölzli, die psychatrische Universitätsklinik von Zürich, und entschied sich , die Psychoanalyse zum Thema seiner Doktorarbeit zu machen. Hier traf er auch C.G. Jung und war dort regelmäßiger Gast. Jung schreibt am 13.07.1909 an Sigismund Freud:"..unter Ihnen ein gewisser Dr. Assagioli aus Florenz,von der dortigen psychatrischen Kinik. Er ist ein offener aufnahmefähiger junger Mann...". Mit Jung blieb er bis zu dessen Tode verbunden. Im August 1909 besuchte er den Internationalen psychologischen Kongress in Genf. Hier beschäftigte er sich stark mit der Psychologie des religiösen Ausdrucks, der Mystik und deren außergewöhnlichen Bewußtseinszustände, die ins Gebiet der transpersonalen Psychologie fallen. 1909 begann er bei Professor Tanzi in Florenz seine Doktorarbeit mit dem Titel " La Psicoanalisi", die er am 01.07.1910 mit einer Disputation abschloss und mit der er zum Doktor der Medizin approbierte.

Nach seiner Graduierung arbeitete Assagioli als Assistenzarzt bei Eugen Bleuler in der Psychiatrie Burghölzli. Bleuler beschrieb damals erstmals das „Gespalten-Sein des Geistes“ als Schizophrenia. Bleuler war zur Zeit, als Assagioli bei ihm arbeitete, extrem kritisch gegenüber Freud eingestellt. Nach seiner Zeit als Assistenzarzt praktizierte Assagioli als Psychiater in Italien, er gehörte zum Kreis der frühen Psychoanalytiker und war wesentlich daran beteiligt, die Psychoanalyse in Italien einzuführen. Er war Mitglied der von Alice Bailey gegründeten Arkanschule und deren Vertreter für Italien. [1], [2]

Psychosynthese

Ab 1910 wies Assagioli auf die Begrenzungen des psychoanalytischen Konzepts hin: Solange der Mensch nur als von seinen biologischen Trieben bedingt verstanden wird, kann er nur teilweise erfasst, aber nicht in seiner Ganzheit gesehen werden. Assagiolis Anliegen war es, eine wissenschaftliche Psychologie zu entwickeln, die die Realität der Seele anerkennt, und die Freude, Sinn, Erfüllung, Kreativität, Liebe und Weisheit, also die höheren Energien und Strebungen des menschlichen Daseins ebenso miteinbezieht wie die Impulse, Triebe und Bedürfnisse der vitalen Basis der menschlichen Natur.

Er kreierte sein psychologisches Konzept und Weltbild, die Psychosynthese, die die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Medizin und Psychologie und die Weisheitslehren der Völker zusammenfügt zu einem Menschenbild, das die biologische Gebundenheit des Menschseins in einen größeren Rahmen der persönlichen Wahl und Verantwortung einbindet und diesen wiederum in einen noch umfassenderen der spirituellen Verbundenheit und Teilhabe.

Zitate

„Eine der Hauptursachen des heutigen Durcheinanders ist der Mangel an Liebe auf Seiten derer, die Willen haben, und der Mangel an Willen bei jenen, die gut und liebevoll sind.“

aus Die Schulung des Willens

Werke

Originalausgaben

Zu Lebzeiten erschienen:

  • Psychosynthesis. A Manual of Principles and Techniques, Hobbs, Dormann & Company, New York 1965
  • Psicosintesi. Per l'armonia della vita, Mediterranee, Roma 1966
  • The Act of Will, Viking Press, New York 1973

Postum erschienen:

  • Psychosynthesis Typology (I tipi umani), The Institute of Psychosynthesis, London 1983
  • Educare l'uomo domani, Ed. Istituto di Psicosintesi, Firenze 1988
  • Lo sviluppo transpersonale (a cura di M. Macchia Girelli), Astrolabio, Roma 1988
  • Comprendere la Psicosintesi (a cura di M. Macchia Girelli), Astrolabio, Roma 1991

Deutsche Übersetzungen

  • Handbuch der Psychosynthesis. Angewandte transpersonale Psychologie. Herausgegeben, bearbeitet und mit einem Vorwort versehen von Erhardt Hanefeld, Aurum, Freiburg 1978
    • Handbuch der Psychosynthese. Prinzipien, Methoden und Techniken, API, Adliswil 1988
      • Handbuch der Psychosynthese. Grundlagen, Methoden und Techniken, Nawo, Rümlang 2004, ISBN 3-9522591-0-1
  • Die Schulung des Willens. Methoden der Psychotherapie und der Selbsttherapie, Junfermann, Paderborn 1982 (9. A. 2003), ISBN 3-87387-202-1
  • Psychosynthese und Transpersonale Entwicklung, Junfermann, Paderborn 1992
  • Typologie der Psychosynthese. Die 7 Grundtypen, API, Adliswil 1992, ISBN 3-85523-605-4

Literatur

  • Piero Ferrucci: Werde was du bist. Selbstverwirklichung durch Psychosynthese, Rowohlt (Taschenbuch), Reinbek 1986 (15. A. 2005), ISBN 3-499-17980-6
  • Will Parfitt: Psychosynthese, Aurum, Braunschweig 1992
  • Janette Rainwater: Therapie in eigener Verantwortung. Ein Übungsprogramm zur Selbsthilfe, Hugendubel (Irisiana), München 1993
  • Ulla Pfluger-Heist: In der Seele liegt die Kraft, Nawo, Rümlang Neuauflage 2007, ISBN 978-3-9522591-4-8
  • Sascha Dönges / Catherine Brunner Dubey: Psychosynthese für die Praxis. Grundlagen, Methoden, Anwendungsgebiete, Kösel, 2005, ISBN 978-3-466-30679-4
  • Paola Giovetti: Roberto Assagioli. Leben und Werk des Begründers der Psychosynthese, Nawo, Rümlang 2007, ISBN 978-3-9522591-2-2

Quellen

  1. Alice Bailey, Die unvollendete Autobiographie, Seite 219 ff
  2. Roberto Assagioli, Psychosynthesis, and the Esoteric Roots of Transpersonal Psychology
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Roberto_Assagioli aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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