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Psychopathologie



Der Begriff Psychopathologie entstammt der griechischen Sprache und bedeutet: Die Lehre von den psychischen Erkrankungen.

Die Psychopathologie ist ein Teilbereich der Psychiatrie, also der Medizin, und beschäftigt sich mit den Formen eines (krankhaft) veränderten Gefühls- bzw. Seelenlebens. Hierbei geht es um die Beschreibung der Symptome bzw. Erscheinungsweisen psychischer Erkrankungen.

Die Psychopathologie wird daher an medizinischen Fakultäten unterrichtet und dort auch üblicherweise traditionell von Studenten der Psychologie mit Schwerpunkt in Klinischer Psychologie als nicht-psychologisches Nebenfach oder Wahlfach belegt. Seit den Umstrukturierungen und personellen Engpässen an deutschen Universitäten, ist vielerorts allerdings die Vermittlung der Psychopathologie als Pflichtstoff in die Ausbildung in Klinischer Psychologie (ohne Beteiligung der medizinischen Fakultät) integriert worden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist psychisch krank?

Zum primären Verständnis könnte gesagt werden, Krankheit ist die Abwesenheit von Gesundheit. In der modernen Psychiatrie und Psychotherapie wird an der Stelle von Krankheit von Verhaltensstörungen (oder Psychische Störung) gesprochen, da das Wort Krankheit einen stigmatisierenden Beigeschmack besitzt und seine Verwendung nur korrekt wäre, wenn Symptommuster, Verlauf, Behandlung etc. bekannt und eindeutig wären. Zur Annäherung an eine Definition werden folgende Punkte untersucht: statistische Seltenheit, inadäquate Reaktionen, Leidensdruck, Verletzung der sozialen Norm etc. Sind einige der genannten Kriterien erfüllt, kann eine psychische Erkrankung oder eine Verhaltensstörung angenommen werden. Zur Diagnose bedarf es jedoch einer detaillierten Anamnese (Erforschung der Krankengeschichte) und Differenzialdiagnostik (Abgrenzung von anderen Störungs- bzw. Krankheitsbildern). Nach der genauen Exploration (weiteren Erkundung) von möglichen Krankheitssymptomen wird mit Hilfe eines Klassifikationssystems (ICD-10 oder DSM-IV) die passende Diagnose erstellt. Eine Diagnose dient der Auswahl von Therapiemethoden.

Abgrenzung von Psychopathologie und Pathologie

Während Pathologie (Pathologische Anatomie) die körperlichen Aspekte von Kranksein und Krankheit untersucht, befasst sich die Psychopathologie mit deren psychischen Bedingungen. Da Psychopathologie auch die körperlichen Auswirkungen auf seelisches Befinden umfasst, ist eines ihrer Hauptprobleme die psychophysische Korrelation, d.h. der Zusammenhang von körperlicher und seelischer Auffälligkeit (Peters 1984). Es besteht auch heute noch in der Medizin eine Konkurrenz verschiedener Theorien, die sich aus dem dialektisch seit über 2000 Jahren ungeklärten Leib-Seele-Problem ergibt. Der historisch bedeutsamste Zusammenhang ist der von Psychopathologie und Neurologie.

Aus der Kenntnis neurologischer Gesetzmäßigkeiten haben sich bedeutende Fortschritte der Psychopathologie ergeben, z.B. auf dem Gebiet der Leistungspsychologie unter Zugrundelegung des Reflexbogens. Therapeutisch konnten sich diese Vorstellungen als lerntheoretische Grundlage der Verhaltenstherapie bewähren (Pawlow). Umgekehrt haben die Ergebnisse psychopatholgischer Untersuchungen auch die Entwicklung der herkömmlichen (körperlichen) Medizin begünstigt (Psychosomatische Medizin). Methodische Unterschiede bestehen z.B. in den gegensätzlichen Sichtweisen des Aufwärts- und Abwärtseffekts für die Entstehung von Krankheiten. Aufwärtseffekt bedeutet die Verursachung von Krankheiten durch körperliche Veränderungen, Abwärtseffekt heißt Krankheitsentwicklung durch seelische Auffälligkeiten. Dieses Konzept vertritt das Prinzip der Wechselwirkungen zwischen Leib und Seele, was heute als am wahrscheinlichsten gilt (Schischkoff 1982). Pathologie und Psychopathologie konnten beide wesentliche Beiträge zur Nosologie (Krankheitslehre) erbringen. Die Abgrenzung beider Gebiete erbrachte also deutliche Vorteile für beide.

Als nachteilig ist die Überbewertung einer von beiden Disziplinen anzusehen. Dies wäre auf der einen Seite der Standpunkt des Materialismus, der in der Krankheitslehre begrifflich als Maschinenparadigma bekannt geworden ist, andererseits die Haltung des Psychologismus, die hauptsächlich zur Zeit der Romantik aufkam. Medizingeschichtlich sind beide Standpunkte als die der Psychiker und der Somatiker bedeutsam geworden (Ackerknecht 1985). Als Neurologisierung wäre die Überbetonung neurologischer Aspekte für die Psychopathologie zu nennen, wie sie z.B. von Wilhelm Griesinger (1817-1868) vertreten wurde mit seinem Fazit: „Geisteskrankheiten sind Gehirnkrankheiten“ (Peters 1984). Sein Standpunkt wäre demnach als der eines Somatikers zu bezeichnen.

Geschichte der Psychopathologie

Die Geschichte der Psychopathologie hängt eng mit der Geschichte der Psychiatrie zusammen.

Die Anfänge der Psychopathologie können schon in der Antike, z. B. in Aristoteles Werk de anima veranschlagt werden.

Die neuere Psychopathologie hat ihren Anfang im 19. Jahrhundert. Systematisch wurde die Psychopathologie von Karl Jaspers aufbereitet.

Eine Studie von Sigmund Freud behandelt die "Psychopathologie des Alltagslebens".

Psychopathologische Symptome und Syndrome

Die psychopathologischen Symptome (Krankheitszeichen) und Syndrome (Komplex von Krankheitszeichen) bilden ein wichtiges Instrumentarium für die psychiatrisch/psychologische Diagnostik. Folgende Bereiche werden dabei erfasst:

  • Bewusstsein
  • Ich-Bewusstsein
  • Realitätsbewusstsein
  • Orientierung
  • Zeiterleben
  • Gedächtnis
  • Aufmerksamkeit
  • Konzentration
  • Auffassung
  • Merkfähigkeit
  • Altgedächtnis
  • Denken, Sprache
  • Intelligenz
  • formale Denkstörungen
  • Affektivität
  • Wahrnehmung
  • Wahn
  • Halluzination
  • Antrieb
  • Psychomotorik
  • Aggression
  • Zwänge
  • Phobien
  • Ängste
  • Impulshandlungen
  • Bedürfnis-Trieb-Wille
  • Sexualität
  • vegetative Störungen
  • Suizidalität

Durch das AMPD-System wurde eine Systematisierung dieser großen Zahl von Störungssymptomen vorgenommen. Dabei ergab sich folgende Gliederung:

  • Bewusstseinsstörungen
  • Orientierungsstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Auffassungsstörungen
  • Aufmerksamkeistsstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • formale Denkstörungen
  • inhaltliche Denkstörungen
  • Ich-Störungen
  • Affektstörungen
  • Antriebsstörungen

Zu jedem dieser Hauptsymptome bestehen weitere, genauer spezifizierte Symptome.

Literatur

  • Ackerknecht, Erwin H. (1985): Kurze Geschichte der Psychiatrie, 3. Auflage. Enke Verlag, Stuttgart, ISBN 3-432-80043-6, Seite 59
  • Möller, Laux und Deister: Psychiatrie und Psychotherapie, Thieme Verlag, Stuttgart, ISBN 3-13-128543-5
  • Payk, T. (2007), Psychopathologie, 2. Auflage, Springer, ISBN 978-3-540-35451-2
  • Peters, Uwe Henrik (1984): Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie, 3. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München, [s.n.], Seite 449 f. Eintrag Psychopathologie und Seite 223, Eintrag Griesinger, Wilhelm hier zum Stw. Neurologisierung
  • Poehlke: Psychiatrie GK 3, Thieme Verlag, Stuttgart, ISBN 3-13-112976-X
  • C. Scharfetter: Allgemeine Psychopathologie; Thieme Verlag
  • Schischkoff, Georgi (Hg): Philosophisches Wörterbuch. 14. Auflage. Alfred Kröner-Verlag, Stuttgart 1982, ISBN 3-520-01321-5, Seite 402, Eintrag Leib-Seele-Problem, vgl. auch Peters, a.a.O. und sein Begriff der psychophysischen Korrelation
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Psychopathologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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