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Knaus-Ogino-Verhütungsmethode



Die Knaus-Ogino-Verhütungsmethode, auch Kalendermethode genannt, war die älteste wissenschaftlich fundierte Methode der natürlichen Familienplanung. Der Pearl-Index liegt bei 15-35.[1]

Sie ist benannt nach dem Japaner Kyusaku Ogino, der die Rhythmus-Methode als Methode zur Maximierung der Empfängnisschancen bei Kinderwunsch entwickelt hatte, und dem Österreicher Hermann Knaus, der sie zur Empfängnismethode weiterentwickelte und auf dem Gynäkologenkongress in Leipzig im Mai 1928 zum ersten Mal vorstellten. Ogino hingegen wandte sich wegen zu geringer Zuverlässigkeit des Verfahrens ausdrücklich gegen einen Gebrauch als (alleinige) Verhütungsmethode.

Bei der Knaus-Ogino-Verhütungsmethode wird die Zykluslänge erfasst und daraus der Tag des voraussichtlichen Follikelsprungs berechnet.

Die Kalendermethode wird heute nicht mehr zur Familienplanung empfohlen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Annahmen

Die Lebensdauer der Spermien beträgt 3 Tage, die Befruchtungsfähigkeit der Eizelle beträgt 5–12 Stunden. Es sollten die Zykluslängen der letzten zwölf Monate bekannt sein.

Berechnung nach Knaus

erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus minus 17 Tage
letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus minus 13 Tage

Bemerkung: Der 1. Tag des Zyklus ist der Beginn der Monatsblutung

Methode

Durch Beobachtung und Aufzeichnung in einem Zeitraum von mindestens einem Jahr berechnen die Frauen ihren voraussichtlichen Eisprung. Sie führen einen Menstruationskalender, in dem die Zyklustage aufgezeichnet werden. Als ein Zyklus wird dabei der Zeitraum vom ersten Tag einer Monatsblutung bis zum letzten Tag vor der nächsten Blutung bezeichnet.

Danach folgt ein Rechenexempel.

1. Man stellt aufgrund des Menstruationskalenders fest, wie viele Tage der kürzeste Zyklus hat und zieht von dieser Zahl 17 ab. Das Ergebnis gibt an, welcher der erste der fruchtbaren Tage ist.

2. Von der Anzahl der Tage des längsten Zyklus werden 13 Tage abgezogen. Das Ergebnis gibt an, welches der letzte Tag der fruchtbaren Tage ist. Auch die weiteren Zyklen müssen zur Berechnung herangezogen werden und ggf. eine Neuberechnung veranlassen, wenn sich beispielsweise plötzlich kürzere Zyklen ergeben.

Beispiel:

Kürzester Zyklus: 28 Tage minus 17 = 11

Längster Zyklus: 34 Tage minus 13 = 21

Daraus ergibt sich eine fruchtbare Zeit vom 11. bis zum 21. Zyklustag.

Berechnung nach Ogino

erster fruchtbarer Tag = kürzester Zyklus - 18 Tage
letzter fruchtbarer Tag = längster Zyklus - 11 Tage

Historisches

Die Methode hat auch den Spitznamen Katholiken-Roulette, vatikanisches Roulette oder römisches Roulette ("auf sechs Versuche kommt eine Schwangerschaft"), da sie sehr unsicher ist, aber von Papst Pius XII. am 29. Oktober 1951 in einer Rede vor Mitgliedern des katholischen italienischen Hebammenverbandes als einzige Methode der Empfängnisverhütung für tolerabel und anwendbar erklärt wurde. Zwar sei grundsätzlicher Zweck der Ehe die Zeugung von Nachkommen und alle Verhütungsmethoden daher von Übel, bei gewichtigen Gründen körperlicher oder seelischer Natur könne diese Methode aber hingenommen werden, da Enthaltsamkeit in der fruchtbaren Zeit nicht in die natürlichen Abläufe eingreife.

Schwächen und Alternativen

Die Schwäche der Methode liegt darin, dass von vergangenen Zyklen auf den aktuellen Zyklus geschlossen wird, der Follikelsprung jedoch 14 Tage vor der nächsten Menstruation erfolgt und die präovulatorische Zyklusphase z. B. durch Stress, Ortsveränderungen und Erkrankungen variieren kann, so dass die Berechnung oft fehlerhaft ist.

Bei der Knaus-Ogino-Verhütungsmethode werden keine aktuellen körperlichen Veränderungen wie die des Muttermundschleims oder der Basaltemperatur beachtet, die weitere Hinweise auf die Fruchtbarkeit im aktuellen Zyklus geben. Daher kann sie nicht zur Empfängnisverhütung, sondern bestenfalls umgekehrt bei Kinderwunsch zur „Eingrenzung“ des Empfängniszeitraums empfohlen werden.

Seit den 90ern erscheinen Weiterentwicklungen der Knaus-Ogino-Verhütungsmethode, die die Sicherheit entscheidend verbessern und die Anwendung vereinfachen (insbesondere auch in Entwicklungsländern). Die sogenannte "Standard Days Method", die Frauen mit einer Zykluslänge zwischen 26 und 32 Tagen anwenden können, geht von einer Fruchtbarkeit in den Tagen 8 bis 19 des Zyklus aus[2]. Nachteil dieser sichereren Methoden ist, dass die als eindeutig unfruchtbar erkannten Tage weniger werden.

Verlockend ist auch, die „Schwächen“ der Knaus-Ogino-Verhütungsmethode auszugleichen, indem man an den besonders fruchtbaren Tagen (um den Eisprung herum) andere Verhütungsmethoden wie Kondom, Diaphragma, Portiokappe oder Verhütungszäpfchen benutzt. An den Tagen, die von Knaus/Ogino als sicher nicht empfängnisbereit angegeben werden, führt diese Kombination von Verhütungsmethoden zu einer höheren Verhütungssicherheit. Werden zusätzliche Verhütungsmethoden hingegen an den „empfängnisbereiten“ Tagen eingesetzt, steigt der Pearl-Index deutlich über den Wert der Einzelmethoden.

Standard natürlicher Empfängnisregelung ist die moderne Symptothermale Methode der natürlichen Familienplanung: Sie bezieht die Körperzeichen der Fruchtbarkeit sowie Temperaturmessungen mit ein. Ein anderes Beispiel einer Methode, die die Beobachtung von körperlichen Veränderungen in die Bestimmung der fruchtbaren Tage einbezieht, ist die "TwoDay"-Methode: beobachtet die Frau am aktuellen und am Tag zuvor eine zervikale Sekretion, ist sie an diesem Tag fruchtbar[2].

Siehe auch

Quellen

  1. Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF): Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), siehe Online
  2. a b New Approaches to Fertility Awareness-Based Methods: Incorporating the Standard Days and TwoDay Methods into Practice. J Midwifery Womens Health 2006;51:471–477, (pdf englisch, ca. 200 KB)
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Knaus-Ogino-Verhütungsmethode aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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