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Karen Horney



  Karen Clementine Theodore Horney geb. Danielsen (* 16. September 1885 in Hamburg-Blankenese; † 4. Dezember 1952 in New York) war eine deutsche Psychoanalytikerin und Vertreterin der Neopsychoanalyse.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1906 begann Karen Horney gegen den Wunsch ihres Vaters, eines norwegischen Kapitäns, aber unterstützt von ihrer aus Holland stammenden Mutter Clothilde Marie van Ronzelen und ihres älteren Bruders als eine der ersten Frauen in Deutschland in Freiburg im Breisgau Medizin zu studieren. Dort lernte sie am 14.07.1907 über ihren Studienkollegen, den späteren Psychoanalytiker Carl Müller-Braunschweig, den Wirtschaftsstudenten Oskar ( Heinrich Wilhelm Oskar ) Horney kennen, den sie am 31.10.1909 heiratete, bevor sie mit ihm und ihrer Mutter Sonni nach Berlin zog, um an der Charité weiter zu studieren, während ihr Mann in der Industrie zu arbeiten begann.

Überlastet durch Studium, Haushalt und erste Schwangerschaft begann sie 1911 wie Müller-Braunschweig eine Psychoanalyse bei Karl Abraham und brachte am 29. März ihre erste Tochter Sonni Brigitte ( die spätere Schauspielerin Brigitte Horney ) zur Welt. Nach ihrem Staatsexamen Ende des Jahres und ihrem Praktischen Jahr am Urbankrankenhaus sowie auf der psychiatrischen Abteilung des Berolinums von James Fraenkel in Lankwitz erhielt sie 1913 ihre Approbation und promovierte bis 1915 bei Karl Bonhoeffer über Psychosen nach Kopfverletzungen, während sie 1913 ihre Tochter Marianne, die später ebenfalls Psychoanalytikerin wurde, und am 29.11.1916 als dritte Renate zur Welt brachte.

1915 arbeitete sie kurz als Assistentin in der Poliklinik von Hermann Oppenheim und dann bis 1918 an einem Berliner Psychiatrischen Krankenhaus. 1919 eröffnete sie eine eigene Praxis als Psychoanalytikerin und wirkte am Berliner Psychoanalytischen Institut als Lehranalytikerin, blieb aber auch für Anregungen von anderen Seiten offen, so dass sie sich beispielsweise 1928 im Vorstand der Berliner Ortsgruppe der schulenübergreifenden Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie engagierte.

1932 verließ Karen Horney Deutschland, um in den USA zunächst als Direktionsassistentin unter Franz Alexander am Psychoanalytischen Institut in Chicago zu arbeiten.

Nach verschiedenen Auseinandersetzungen in der amerikanischen psychoanalytischen Gesellschaft gründete Karen Horney 1942 zusammen mit einer Reihe anderer Analytiker (u. a. Erich Fromm) eine neue Gesellschaft, die "Association for the Advancement of Psychoanalysis" und gründete ein eigenes psychoanalytisches Institut, das auch heute noch unter dem Namen "Karen Horney Institut" existiert. Horney verstarb am 04.12.1952 in New York im Alter von 67 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

Psychoanalytische Konzepte

Wie Sigmund Freud hielt Horney die Erfahrungen der Kindheit für sehr wichtig. Während Freud aber die inneren Konflikte betonte, beschäftigte sich Horney mit Konflikten aufgrund sozialer Beziehungen, insbesondere mit der Rolle der Eltern. Horney entwickelte das Konzept der "grundlegenden Angst" ("basic anxiety"). Diese Angst- und Unsicherheitsgefühle entstehen aus den Zweifeln, die ein Kind erlebt, wenn ein Elternteil sich ihm gegenüber emotional gleichgültig verhält, mit dem entsprechenden Mangel an Liebe, oder es gar verspottet o. ähnl. Kinder mit derartigen Erfahrungen entwickeln die Disposition zu einer Neurose.

Gebärneid und Ödipuskomplex

Horney kritisierte - wie andere Psychoanalytiker nach Freud - zahlreiche von dessen Vorstellungen, besonders diejenige vom "Penisneid". Horney stellte demgegenüber die Behauptung auf, Männer könnten an "Gebärneid" leiden. Sie fühlten sich minderwertig, weil sie keine Kinder gebären könnten, und versuchten sich daher kompensatorisch zu überzeugen, dass Frauen das minderwertige Geschlecht seien.

In den Jahren zwischen 1922 und 1940 blieb Horney innerhalb des psychoanalytischen Establishments. Sie stellte sich jedoch gegen die Theorie vom Penisneid sowie die Bedeutsamkeit des Ödipuskomplexes für die Entwicklung des menschlichen Charakters. Darüber hinaus bestand Horney darauf, Freud habe sich geirrt, indem er kulturelle Merkmale für biologisch determiniert halte. Horney kritisierte Freuds Billigung eines konservativen kulturellen Glaubenssystems, das Frauen den Männern unterwarf und diese zur Rechtfertigung dieser Unterdrückung das Prestige der biologischen Wissenschaft bemühte. Horney war enttäuscht, als das psychoanalytische Establishment ihre Ideen ablehnte. Bald fand sie jedoch Unterstützung bei anderen Gruppen. Sie nahm Ideen Wilhelm Reichs auf und stand mit ihrer gesellschaftskritischen Haltung dem Freudomarxismus nahe.

Nicht nur den Ödipuskomplex, sondern auch die zentrale Bedeutung des Wiederholungszwangs und den Ursprung des Masochismus stellte sie in Frage. Ihr 1939 veröffentlichtes Buch New Ways in Psychoanalysis (Neue Wege in der Psychoanalyse) (dt. 1951) resümierte ihre Einwände gegen Freuds Theorien. Horney argumentierte, dass soziale und kulturelle Faktoren emotionale Schwierigkeiten besser erklären könnten. Auf der Grundlage dieser Vorstellung könne man besser effektive Behandlungen für Neurotiker entwickeln. Hingegen stimmte sie mit anderen grundsätzlichen Konzepten Freuds überein, wie mit der Bedeutung unbewusster Prozesse und den wesentlichen Methoden der Psychoanalyse.

Entfremdung

Unentbehrlich für Freuds und Horneys Theorien ist die Hypothese, dass das Unbewusste von inneren Konflikten geprägt ist. Wenn unbewusste Elemente nur in milden Konflikten zueinander stehen, so entstehen nur milde Symptome: der Betroffene mag gelegentlich zerstreut oder labil in seinem Selbstwertgefühl sein. Bei gravierenderen inneren Konflikten entwickeln sich jedoch Symptome einer psychischen Störung. Der Betroffene beginnt, sich z. B. zwanghaft zu verhalten oder ängstlich bzw. depressiv zu werden. Er fühlt sich gequält, weil er sein "echtes, wahres Ich" nicht spürt. Wenn das passiert, verlieren fast alle Tätigkeiten und Beziehungen mit den Mitmenschen ihre Bedeutung. In diesem Sinne glaubt der Patient, er sei etwas Unechtes, eine Art Fälschung. Dieses Gefühl nannte Horney Entfremdung (alienation). Eine Person in diesem Zustand hat den Kontakt mit den wichtigsten Aspekten seines Ichs verloren.

Diese Entfremdung vom eigenen "wahren Ich" ist nach Horney die tragische Folge des neurotischen Prozesses, der die Verwirklichung des menschlichen Potenzials unmöglich macht. Unter günstigen Umständen kann der Mensch gemäß seiner Fähigkeiten, Neigungen und Talente in seinen psychischen bzw. mentalen Fähigkeiten wachsen. Das "reale Ich" ist der Ausgangspunkt für die Entfaltung der Persönlichkeit. Es ist die Quelle der menschlichen Ganzheit und Spontaneität sowie der Fähigkeiten, frei zu wählen, Werte zu entwickeln, Verantwortung zu tragen und echte emotionale Intensität zu erleben. Die Voraussetzung für eine solche Entwicklung zu einer gesunden Selbstverwirklichung ist die unbedingte Annahme eines Kindes als eine individuelle Person durch seine wesentlichen Bezugspersonen. Diese sollten das Temperament, die unterschiedlichen Fähigkeiten, Neigungen und Begrenzungen des Kindes akzeptieren.

Darüber hinaus sind die Eltern und die anderen Bezugspersonen in dem Leben des Kindes "Vektoren" für dessen Anpassung an die Kultur und soziale Welt, in der das Kind aufwächst. Es muss mit der Komplexität der Welt, mit konfliktreichen und sich stets ändernden Werten sowie den vielfältigen Kommunikationsströmen zurecht kommen. Zur Entwicklung einer neurotischen Störung kommt es, wenn das Individuum sich in seine Begegnungen mit der Umgebung nicht akzeptiert fühlt und kein Zutrauen entwickelt, in soziale Rollen hineinzuwachsen und dort zu bestehen. Die Verinnerlichung von Ängsten und Unsicherheitsgefühlen, die aus den primären Beziehungen des Kindes stammen, wird zum Muster einer neurotischen Entwicklung. Diese Auffassung Horneys weicht erheblich von den Vorstellungen Freuds und Melanie Kleins ab. Letztere hatten die Vorstellung, starke innere Konflikte seien in der Kindheit normal, und spätere Neurotiker litten an unbewältigt gebliebenen Resten kindlicher Phantasien.

Werke

Die bekanntesten Werke von Karen Horney sind:

  • Neue Wege der Psychoanalyse (deutsch 1951)
  • Der neurotische Mensch in unserer Zeit (deutsch 1951)
  • Unsere inneren Konflikte (deutsch 1954)
  • Neurose und menschliches Wachstum – das Ringen um Selbstverwirklichung (englisch 1950, ihr letztes und bedeutendstes Werk)

Weitere Werke:

  • Der Kampf in der Kultur. in: J.(oachim) Wach, A.(rthur) Kronfeld, E.(rnst) Jolowicz, E.(duard) Heimann, K.(aren) Horney, H.(ans) Driesch: Das Problem der Kultur und die ärztliche Psychotherapie. Sechs Vorträge zu Freuds "Unbehagen in der Kultur", gehalten im Wintersemester 1930/31. Thieme, Leipzig 1931, S. 105-118 (Vorträge des Instituts für Geschichte der Medizin an der Universität Leipzig Band 4, hrsg. von Henry E. Sigerist)
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Karen_Horney aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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