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Johannes Sambucus



           

Johannes Sambucus; eigentlich János Zsámboky, weitere Schreibvarianten Johann Sambucus, Joannes Sambucus, Joannes Bochius, Ioes Sabucus (sic!), Sambuci, Zsámboki, Iehan Sambucus, Ján Sambucus, Jean Sambucus , Johannes Pannonicus Sambucus (* 25. Juli oder 30. Juli oder 1. Juni 1531 in Tyrnau (Trnava, Nagyszombat), heute Slowakische Republik); † 13. Juni 1584 in Wien), war ein ungarischer Arzt, humanistischer Philologe, Polyhistor, Dichter, Kunstsammler sowie Mäzen.

Leben und Werk

Johannes Sambucus stammte aus Tyrnau (Nagyszombat, damals Ungarn, heute Trnava, Slowakische Republik), dort geboren im Juli 1531.

Er absolvierte zunächst ab 1542 in Wien, Leipzig, Wittenberg, Ingolstadt, Straßburg sowie in Paris ein Studium der Philologie (Altsprachen, Jura, Geschichte und Philosophie). Insbesondere wurde er beeinflusst von den Werken Platos. 1551 erreichte er an der Universität Paris den Magister-Abschluss in Philosophie. Von 1558 bis 1564 führten ihn Reisen nach Venedig, Padua, Genua, Neapel, Mailand, Gent und Antwerpen. An der Universität Padua wandte er sich dem Studium der Medizin zu, erlangte 1555 das Medizin-Lizenziat und ließ sich darauf 1560 als Arzt in Wien nieder, das damals zu einem Mittelpunkt auch des ungarischen wissenschaftlichen und kulturellen Lebens geworden war.

Bei seinem Italienaufenthalt hatte Sambucus eine damals beliebte Kunstform, die „Emblemata“, kennengelernt. Da er Dichter, Kenner der Antike und Lateinkundiger war, bot sich ihm hier eine ideale Plattform geistiger und künstlerischer Betätigung. 1564 erschien die erste Auflage seiner „Emblemata“, innerhalb kurzer Zeit folgten fünf weitere, die ihn schlagartig als Meister dieser Literaturform international berühmt machten. Er war der erste ungarische Autor, dessen Werke ins Französische und bald auch ins Englische übersetzt wurden.

Sambucus veranlasste in Wien 1581 auch die Herausgabe der ersten Auflage des Corpus iuris Hungarici. Mit den darin enthaltenen, auf Rechtsregeln der Antike basierenden, Grundsätzen trug er eine der Grundlagen des ungarischen Rechtssystems bei.

Bald avancierte Sambucus zum Hofarzt Kaiser Maximilians II., sowie zum Kaiserlichen Rat und Hofhistoriograf. Aus seinem damit erlangten beträchtlichen Vermögen legte er sich in der Folge die damals größte Privatbibliothek der Welt an. Die Bibliothek enthielt zahlreiche bis dahin unbekannte antike und zeitgenössische griechische und lateinische Handschriften (unter den zeitgenössischen z.B. Janus Pannonius und Antonio Bonfini), deren Texte er z. T. selbst edierte oder durch großzügiges Mäzenatentum den Druck ermöglichte. Viele Lobreden in Vorworten der so entstandenen Drucke künden davon. Außerdem publizierte er verschiedene Karten und geografische Beschreibunge, z.B. „Hungaria“, „Transilvaniae Descriptio“ und „Illirium“ und selbst verfasste lateinische Gedichte. Darüber hinaus besaß er eine große Münz- und Kunstsammlung.

Sambucus führte mit zahlreichen Persönlichkeiten der humanistischen Geisteswelt seiner Zeit eine Briefkorrespondenz. Von ihm stammen des weiteren zahlreiche Übersetzungen und Kommentare zu Werken römischer und griechischer Autoren der Antike, sowie Abhandlungen zur Geschichte Ungarns.

Johannes Sambucus starb am 13. Juni 1584 in Wien. In der Singerstraße im 1. Bezirk, Haus Nr. 3, ist eine Gedenktafel angebracht.

Die Sammlung von Sambucus bildete den Grundstock zur Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek.

Literatur

  • Werner Waterschoot: Lucas d´Heere und J. Sambucus, in: Emblematica, 5, 1990
  • E. Schultheisz: Ein ungarischer medizinischer Humanist Johannes Zsamboky (Sambucus) und seine Beziehungen zu einigen seiner deutschen Freunde, in: XXX. Congrès International d’Histoire de la Médicine, 1986. Actes, p. 441-444, Düsseldorf, 1988
  • Sarah Bakewell: A bibliography of Joannes Sambucus, (1531-1584), Submitted in part requirement for the degree of M.A. of University College, London, Dept. of Library, Archive and Information Studies, September 1994
  • Pál Gulyás, István Monok (Hrsg.), András Varga (Zusammenst.): Die Bibliothek Sambucus: Katalog nach der Abschrift von Pál Gulyás, Szeged : Scriptum KFT, 1992 (Includes reprint of: Catalogus bibliothecae Joannis Sambuci (1587), secundum editionem Pauli Gulyás: Budapestini, 1941), ISBN 963-481-917-6
  • Hans Gerstinger (Hrsg.): Aus dem Tagebuch des kaiserlichen Hofhistoriographen Johannes Sambucus (1531-1584): Cod. Vind lat. 9039, Fol., (Sitzungsberichte Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse; Bd. 248, Abh. 2), Wien: Komm. Böhlau, 1965
  • Hans Gerstinger: Die Briefe des Johannes Sambucus (Zsamboky) 1554-1584, (Sitzungsberichte Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse; Bd. 255), Graz u.a.: Böhlau, 1968
  • Hans Gerstinger: Johannes Sambucus als Handschriftensammler, in: Festschrift der Nationalbibliothek in Wien, Wien, 1926, S. 250—399
  • Arnoud S. Q. Visser: Joannes Sambucus and the learned image: the use of the emblem in late-Renaissance humanism, (Brill's studies in intellectual history ; 128), Leiden ; Boston: Brill, 2005, Zugl.: Leiden, Univ., Diss., 2003, ISBN 90-04-13866-8 (Digitalisat)
  • Johannes Sambucus: Emblemata et aliquot nummi antiqui operis. 2. ed. cum emendatione et auctario copioso ipsius auctoris, (Reprint der Ausg. Antwerpen, 1566), Hildesheim-Zürich-New York: Olms, 2002, ISBN 3-487-11380-5
  • Maria R.-Alföldi: Zu den frühen Illustrationen numismatischer Werke: die „Emblemata“ des Johannes Sambucus, 1531 - 1584, Speyer: Numismatische Gesellschaft, 1995, S. 71 - 95. Sonderdruck aus: Wissenschaftsgeschichte der Numismatik: Beiträge zum 17. Deutschen Numismatikertag 3. - 5. März 1995 Hannover, Hrsg.: Rainer Albert u.a., Speyer: Numismatische Gesellschaft, 1995.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Taschenbuchausgabe, Bd. 8, S. 508.
 
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