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Johann Friedrich Theodor Müller



  Johann Friedrich Theodor Müller auch Fritz Müller genannt (* 31. März 1821 in Windischholzhausen (heute Stadtteil von Erfurt); † 21. Mai 1897 in Blumenau, Brasilien) war ein deutscher Biologe, der nach Brasilien emigrierte, wo er als Farmer, Lehrer und Naturforscher arbeitete und wesentliche Beiträge zur Naturgeschichte des Regenwaldes lieferte. Er war einer der ersten Anhänger des Darwinismus.


Die ‚Müller′sche Mimikry‘ ist nach ihm benannt: Unterschiedliche Arten, häufig giftige oder ungenießbare Insekten, haben ein ähnliches Aussehen (Warntracht). Die Fressfeinde lernen dadurch schneller, Tiere mit diesem Aussehen zu meiden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Friedrich Theodor Müller wurde am 31. März 1821 in Windischholzhausen, heute einem Stadtteil von Erfurt, als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums 1835 bis 1840 in Erfurt, dem Beginn einer Apothekerlehre, die er kurz darauf abbrach, studierte er in Berlin Mathematik und Naturwissenschaften und legte 1845 das Oberlehrerexamen ab. Aus Gewissensgründen gab er seine Lehreranstellung als Beamter eines christlichen Staates auf, da er überzeugt war, dass Naturgesetze und christlicher Wunderglaube nicht zusammenpassten und er jede Heuchelei ablehnte. Danach nahm Müller ein Medizinstudium auf. Als Atheist weigerte er sich den Eid mit der religiösen Formel „so wahr mir Gott helfe“ abzulegen und musste deshalb sein Studium ohne Abschluss beenden. Vom Ausgang der Märzrevolution 1848 war er enttäuscht. Wegen schlechter Berufsaussichten in Deutschland wanderte er 1852 frisch verheiratet mit seiner Frau, seiner ersten kleinen Tochter (fünf weitere Töchter sollten folgen) und seinem Bruder August nach der von Hermann Blumenau neu gegründeten Kolonie Blumenau (Brasilien) im Südosten Brasiliens aus. 1852 nahm er eine Stelle als Lehrer für Naturwissenschaften in Desterro (dem heutigen Florianópolis) an der Atlantikküste an. Nach der Übernahme der Schule durch Jesuiten verlor er seine Stelle 1864.

Er kehrte von Desterro nach Blumenau zurück und war ab 1865 als „Naturforscher der Provinz Santa Catarina“ angestellt. Schicksalsschläge zwangen ihn zu einem Neuanfang: seine Lieblingstochter Rosa nahm sich in Berlin das Leben, durch ein Hochwasser wurde sein Haus überflutet und er verlor seine Einrichtung. Hilfe, die ihm von Darwin angeboten wurde, damit er wieder Bücher und Mikroskop beschaffen konnte, lehnte er aus Bescheidenheit ab. Ab 1874 bis 1891 arbeitete er als reisender Naturforscher für das brasilianische Nationalmuseum. Als er 1891 nach Rio de Janeiro übersiedeln sollte, weigerte er sich und wurde daraufhin abgesetzt. Am 21. Mai 1897 starb er in Blumenau, Brasilien.

Arbeit

Mehr Genuss als ein ganzes zoologisches Museum gewährt die genaue Untersuchung eines einzigen Tieres.
(Fritz Müller)

Müller war ein ausgezeichneter Beobachter (Darwin bezeichnete ihn als den ‚Fürsten der Beobachter‘) und hatte das Zeichentalent, um seine Beobachtungen zu Papier zu bringen.

Seine Forschungsgebiete waren Krebse, Quallen, Platt- und Ringelwürmer, Blumenbestäubung, Wandelröschen, Orchideen, stachellose Bienen, Termiten und Bromelien. Er entdeckte die Symbiose zwischen Cecropia-Bäumen (Ameisenbäumen) und Ameisen: die Tiere verteidigen die Pflanze gegen Feinde und Aufsitzer- oder Kletterpflanzen. Die Pflanze bietet ihnen dafür eine Behausung und besondere Futterkörper, die nach Fritz Müller benannten „Müllersche Körperchen“.

1864 schrieb er sein einziges Buch „Für Darwin“. Darin lieferte er viele Daten und begründete durch Beobachtungen an Krebsen, dass Charles Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Selektion richtig war. Darwins Werk „The Origin of Species“ war fünf Jahre zuvor veröffentlicht worden. Fritz Müller war ein eifriger Verfechter von Darwins Evolutionstheorie. Obwohl er „am Ende der Welt“ lebte, korrespondierte er unter anderem mit Charles Darwin, Hermann Müller (seinem Bruder, der Biologe in Lippstadt war), Alexander Agassiz, Ernst Krause und Ernst Haeckel. Neben Deutsch sprach er auch Schwedisch, Englisch, Portugiesisch sowie Französisch und konnte weitere zehn Sprachen lesen.

Insgesamt veröffentlichte er etwa 250 Arbeiten. 1868 wurde ihm von der Bonner Universität der „Doctor Honoris Causa“ verliehen. 1874 verlieh ihm auch die Universität Tübingen diesen Titel. Dr. Müller war korrespondierendes Mitglied der „Sociedad Zoologica Argentina“ und der „Sociedad Nacional de Ciência de Buenos Aires“. 1884 wurde er Ehrenmitglied der „Entomological Society“ in London.

Werke

  • Zwölf handgeschriebene Gedichte 1859; postum ins Portugiesische übersetzt und zweisprachig veröffentlicht in História Natural de Sonhos / Naturgeschichte der Träume (Poemas de Fritz Müller) von L.C. Puff und D. Radünz, Blumenau-SC, Brasilien; 2004; ISBN 85-87648-56-X
  • Für Darwin 1864; übersetzt 1869 ins Englische unter dem Titel ‚Facts and Arguments for Darwin‘
  • Bemerkenswerthe Fälle erworbener Aehnlichkeit bei Schmetterlingen Separat-Abdruck aus „Kosmos“, V. Jahrgang, 1881

Biografie

  • Alfred Moeller (1915, 1920, 1921) drei Bände: Fritz Mueller. Werke, Briefe und Leben
  • David A. West (2003) Fritz Müller: A Naturalist in Brazil. Blacksburg: Pocahontas Press, ISBN 0-936015-92-6
  • Dr. Christian Westerkamp Fritz Müller Aussteiger, Blumenau Kolonist, vor allem aber: einer der bedeutendsten Biologen seiner Zeit [1]

Siehe auch

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Johann_Friedrich_Theodor_Müller aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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