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Interzeption (Gynäkologie)



Als Interzeption bezeichnet man in der Gynäkologie alle Ereignisse die zwischen Empfängnis und Einnistung zu einer Verhinderung der Schwangerschaft führen, also das Verhindern des Einnistens des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut. Dies geschieht während der ersten beiden Wochen nach der Befruchtung. Die Folge ist das Absterben des Embryos. Die bekanntesten interzeptiven Mittel sind die Postkoitalpille (besser bekannt als „Pille danach“ bzw. auch als „morning after pill“) und die Kupferspirale. Aber auch bei der Hormonspirale und der herkömmlichen "Anti-Baby-Pille" kann dieser Wirkmechanismus zum Tragen kommen.

Die Interzeption, die auch als „Nachverhütung“ bezeichnet wird, ist nicht mehr dem Bereich der Empfängnisverhütung (Kontrazeption) zuzuordnen, da eine Empfängnis („Konzeption“) nicht mehr „verhütet“ wird sondern bereits stattgefunden hat.

Inhaltsverzeichnis

Juristische Aspekte

  • Der deutsche Gesetzgeber hat – in § 218 StGB (deutsches Strafgesetzbuch) festgelegt, dass nidationshemmende Mittel und Handlungen von der generellen Strafbedrohung des Schwangerschaftsabbruchs ausdrücklich ausgenommen sein sollen. Daher werden in juristischer Hinsicht die Interzeptiva (Mittel der Nachverhütung) nicht dem Bereich der Abtreibung zugeschrieben. Nach deutscher Rechtsprechung beginnt eine Schwangerschaft erst mit Abschluss der sog. „Nidation“ (Einnistung), d. h. mit dem 14. Lebenstag.
  • Sowohl auf seinem Weg durch den Eileiter (1.–6. Tag seines Lebens) als auch während des anschließenden ca. 7 Tage dauernden Prozesses der Einnistung ist der Embryo nach dem Strafgesetzbuch ungeschützt.

Sprachliche Abgrenzung: Interzeption – Abtreibung

Mit der Einnistung des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut werden interzeptive Mittel wirkungslos. Ab diesem Zeitpunkt kann er nur noch durch chirurgische oder chemische Abtreibung (RU 486, Mifegyne) entfernt werden. Und obwohl Interzeption nicht mehr mit Empfängnisverhütung gleichgesetzt werden kann, sollten Postkoitalpille und Abtreibungspille dennoch klar auseinandergehalten werden – nicht nur wegen ihrer unterschiedlichen Dosierung.

Interzeptives Potential der normalen „Pille“

Auch die normale Kombinationpille kann durch ihre Wirkungen auf Eileiter (Tuben) und Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) zu einem Nidationshemmer werden. Dieser Fall kann zum Beispiel nach einer sog. „Durchbruchovulation“ eintreten, bei der die Ovulationshemmung (Unterdrückung von Eireifung und Eisprung) als Hauptwirkung der Pille versagt, was in ca. 10 % aller Zyklen) der Fall ist. In diesem Fall kommen jene Wirkungen zum Tragen, die durch das künstliche „Gestagen“ bedingt sind, welches in jeder (Kombinations-)Pille enthalten ist. Dazu gehören u. a. die folgenden Wirkungen:

  • Die Sekretbildung des Eileiters wird verändert; der Embryo kann sich so nicht mehr in jedem Fall ausreichend von den im Sekret enthaltenen Pyruvat und Laktat ernähren.
  • Die Beweglichkeit der Eileiter (sog. Tubenmotilität) wird verändert; daher kann es sein, dass der Embryo sowohl zu spät als auch zu früh an die Gebärmutterschleimhaut transportiert wird. Da diese jedoch normalerweise (ohne das in der Pille enthaltene künstliche Gestagen) genau zum 21. Zyklustag (= 7. Tag nach Empfängnis) für den Embryo ideale Bedingungen bietet, kann eine Einnistung erschwert oder unmöglich werden.
  • Die Gebärmutterschleimhaut erfährt im normalen Zyklus durch körpereigene Hormone eine erhebliche Umwandlung (Transformation). Dabei ist der starke Aufbau (sog. „Proliferation“) von ursprünglich ca. 1,5 mm auf dann 6–9 mm nur äußeres Zeichen für ihre auch innere gravierende Veränderung – wie z. B. starkes Wachstum von Spiralarterien und reichlich Sekretabsonderung. Ein ausreichender Aufbau und eine genügende Umwandlung sind aber für den Embryo lebenswichtig.

Literatur

  • Roland Süßmuth (Hg.): Empfängnisverhütung. Fakten, Hintergründe, Zusammenhänge. Hänssler, Holzgerlingen 2002, ISBN 3-7751-3001-2
  • Herbert Kuhl/Claudia Jung-Hoffmann: Kontrazeption. Thieme, Stuttgart 1996, ISBN 3-13-117992-9.
  • Hans-Dieter Taubert/Herbert Kuhl: Kontrazeption mit Hormonen. Ein Leitfaden für die Praxis. Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 3-13-608802-6.
  • Alexander Teichmann: Kontrazeption. Ein Kompendium für Klinik und Praxis. Broschüre, Stuttgart 1991, ISBN 3-8047-0946-X.
  • J. Fanghänel/F. Pera/F. Anderhuber/R. Nitsch (Hg.): Waldeyer. Anatomie des Menschen. Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-016561-9
  • Thomas Ludewig (Hg.): Zetkin/Schaldach Lexikon der Medizin. Fackelträger, Wiesbaden 1999, ISBN 3-7716-4326-0
  • Über die ethischen Implikationen der Pille danach, IMBABE Institut, Wien
  • Dr. W. Rella: Die Wirkungsweise oraler Kontrazeptiva und die Bedeutung ihres nidationshemmenden Effekts, ISBN 3-900538-48-4
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