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Hermann Cohn



  Hermann Cohn (* 4. Juni 1838 in Breslau (Wrocław); † 11. September 1906 in Breslau) war ein Mediziner und Ophthalmologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern besuchte Hermann Cohn in Breslau das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Hier hatte er in der Mitte des 19. Jahrhunderts erfahren müssen, wie mangelhaft die Beleuchtung in den Schulzimmern war. Wohl den ganzen Winter hindurch musste der Nachmittagsunterricht, nicht selten auch die ersten Stunden am Morgen, bei künstlicher Beleuchtung erteilt werden. In der Schreibstunde wurde zwischen je zwei Plätzen ein Talglicht auf den Schultisch geklebt. Während des Leseunterrichts geschah dies nicht. Die Fleißigen dürften sich die Augen verderben, den Mindereifrigen stand es frei, zu erklären, dass sie nichts mehr sehen könnten. Diese Beschreibung stammt von Max Grube, dem späteren Schauspieler und Theaterintendanten, der etwa 15 Jahre später als Cohn ebenfalls das Magdalenäum besucht hatte. Nach dem Abitur konnte Hermann Cohn sein Studium ohne finanzielle Sorgen angehen. Zunächst studierte er ab 1857 Chemie und Physik in Breslau und Heidelberg und ab 1860 Medizin in Heidelberg, Breslau und Berlin. Seine Lehrer waren unter anderem Gustav Kirchhoff, Robert Bunsen, Helmholtz, Rudolf Virchow und Richard Förster. Cohn promovierte 1863 in Berlin, war 1864 in Breslau Assistenzarzt bei Richard Förster und betrieb 1866 weitere Studien bei dem berühmten Ophthalmologen Albrecht von Graefe in Berlin, bei de Wecker in Paris und bei Ritter v. Arlt in Wien. Danach ließ er sich mit einer eigenen Augenklinik in Breslau nieder. Seine Ehefrau Valeska war eine Schwester des aus Oberschlesien stammenden Großindustriellen Fritz von Friedlaender-Fuld. Ein Sohn von Hermann und Valeska Cohn war der Schriftsteller Emil Ludwig. Für die Namensänderung hatte sich der Vater noch erfolgreich eingesetzt. Hermann Cohn starb im Alter von 68 Jahren. Seine Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof in Breslau existiert noch heute.

Leistung

Hermann Cohn habilitierte sich 1868 an der Universität Breslau als Dozent für Augenheilkunde. Er liebte offene Worte, wenn es darum ging, Wahrheiten ans Tageslicht zu bringen. Und so verurteilte er seine ehemalige Schule wegen der allzu schlechten Lichtverhältnisse als „augenmörderisch“. Ein Breslauer Stadtrat nannte ihn darauf „vermutlich geistig gestört“. Max Grube schrieb dazu weiter in seinen „Jugenderinnerungen“: Aus dieser Dunkelheit des Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasiums ist aber viel Licht über Deutschlands Schulen ausgegangen. Sie gab wohl dem trefflichen Augenarzt Hermann Cohn den erleuchtenden Gedanken, die Schüler auf Kurzsichtigkeit zu untersuchen und Statistiken darüber aufzustellen. Das Ergebnis erschien 1867 in Leipzig: „Untersuchungen der Augen von 10.060 Schulkindern, nebst Vorschlägen zur Verbesserung der den Augen nachtheiligen Schuleinrichtungen“. Das Buch wurde auch ins Englische und Russische übersetzt. Es war Cohns Erfolg, dass das Gebäude des Gymnasiums noch im gleichen Jahr abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Damit war ein Zeichen gesetzt worden. Cohn wurde der Augen-Spezialist, den der Hochadel und das Großbürgertum bevorzugten, der aber vor allem für junge Menschen viel getan hat, weil er den Anstoß zur schulärztlichen Versorgung gegeben hat. Und die Augenhygiene, heute eine weit verzweigte Wissenschaft, ist sozusagen eine Erfindung von Hermann Cohn. In Breslau wurde er nur noch der „Augen-Cohn“ genannt. Und Virchow, der seinem Schüler bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden war, hielt Vorträge über die Cohn’schen Errungenschaften. Wie Virchow war auch Cohn ein radikaler Demokrat, ein entschiedener Gegner des Krieges und ein Vorkämpfer für das Frauenstudium. 1874 wurde Cohn zum außerordentlichen Professor ernannt. Der „Ordentliche Professor“ blieb ihm als Jude zeitlebens verwehrt. Hohe Anerkennung fanden jedoch seine Bücher, seine Fachvorträge und Publikationen, die ihn zu einem der führenden Augenärzte Deutschlands machten. In seinem Hause verkehrten Rudolf Virchow und Ernst Haeckel, Ludwig Büchner, Heinrich Schliemann und Ernst Schweninger. Und Cohn war es, der als erster die Bedeutung Robert Kochs erkannte. Vierzig Jahre lang unterhielt Hermann Cohn mit eigenen Mitteln eine Poliklinik, in der arme Leute unentgeltlich behandelt wurden. Durch Operation oder Kur schenkte er Zehntausenden wieder ihr Augenlicht. Er erfand und verbesserte sogar die Utensilien eines Augenarztes, wie Schutzbrillen, Lichtprüfer, Schullampen, Sehproben, Farbtafeln und anderes. Für seine Verdienste erhielt er verschiedene Orden und Auszeichnungen.

Werke

  • Werke von Hermann Ludwig Cohn in der UB Frankfurt am Main

Quellen und Weblinks

  • Hermann L. Cohn in "jewish encyklopedia"
  • G. Christmann, Augenarzt und Schulhygieniker Prof. Dr. Dr. Hermann Cohn, Ärzteblatt Sachsen, Nr.2 / 2007
  • Emil Ludwig (Cohn), Mein Vater, in MENORAH, Jüdisches Familienblatt, Mai 1926, S. 279-283
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Hermann_Cohn aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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