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Gestalt



Gestalt meint umgangssprachlich die äußere Form, den Umriss, Wuchs (Habitus) oder die Erscheinung von Gegenständen und Lebewesen.

Inhaltsverzeichnis

Philosophie

Die Untersuchung der Beziehungen zwischen Gestalt (Griechisch: μoρφη morphe: Form), Wirklichkeit und Wahrnehmung war zu allen Zeiten ein zentrales Anliegen der Philosophie. Ansätze finden sich etwa bereits in Platons Höhlengleichnis. In der Scholastik entwickelt sich die Lehre des Aristoteles von der Entelechie weiter (siehe Hylemorphismus).

Psychologie

Gestalt ist ein häufig gebrauchter Ausdruck der Gestaltpsychologie und der Gestalttheorie, der auch in der fremdsprachigen Fachliteratur weltweit unübersetzt bleibt. Wegweisend war der Philosoph Christian von Ehrenfels, der Gestalt definierte als ein Ganzes, dass über die Eigenschaften der Übersummativität (gemäß Aristoteles "Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile", vgl. Emergenz) und der Transponierbarkeit (z.B. der Transponierung einer Melodie in eine andere Tonart) verfügt. Eine wissenschaftlich einigermaßen akzeptable Definition von "Gestalt" gibt es jedoch nicht. Wolfgang Metzger (1966, S. 697) schreibt, dass schon für Max Wertheimer Gestalt mit Form, nicht aber mit Figur ("Zusammengefasstheit") identisch ist: "...daß Gestalt bzw. Form eine Sekundärkategorie ist, der als Primärkategorie die Zusammengefaßtheit bzw. die Ausgegrenztheit vorausgeht" Die Form wird damit als eine Besonderung der Figur aufgefasst, was in die damaligen Theorien aber keinen Eingang fand.

Friedrich Sander, Hauptvertreter der "Leipziger Schule" der Gestaltpsychologie, versuchte in seinem viel beachteten Sammelreferat (1928) über Gestaltpsychologie eine Definition, indem er die Gestalt als eine "gegliederte Ganzheit" bezeichnete. Da er an einem Kreis und einer Geraden jedoch keine Gliederung fand, sprach er in diesen Fällen von "fließender Gliederung" und Johannes Volkelt von "Gliedverschliffenheit". Damit verstießen beide jedoch gegen das Prinzip aller Gestalt- und Ganzheitspsychologen, nach dem der Phänomenologie das Primat bei der wissenschaftlichen Bearbeitung des Erlebens zukommen muss; von einem Fließen und von Schleifspuren ist bei Kreis und Geraden aber nichts zu sehen. Sander hat in besonderem Maße zur wissenschaftlichen Bedeutungslosigkeit des Wortes Gestalt beigetragen, so verwendete er als dessen Synonyme nicht nur die Wörter Form, Figur und Gebilde, sondern auch Sinneserfahrung, Produktion, Einheit, Organisation, Struktur und andere, und niemand beanstandete es.

Literatur

  • Wolfgang Metzger: Psychologie. Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments.Darmstadt 1954
  • Wolfgang Metzger: Figural-Wahrnehmung In: Metzger W (Hrsg) Handbuch der Psychologie, 1. Allgemeine Psychologie I, 1. Halbband: Wahrnehmung und Bewußtsein. Hogrefe, Göttingen 1966. S. 693-744
  • Friedrich Sander: Experimentelle Ergebnisse der Gestaltpsychologie. In: Bericht über den 10. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bonn 1927. Jena 1928, 23-87
  • Anna Maria Hennen: Die Gestalt der Lebewesen. Versuch einer Erklärung im Sinne der aristotelisch-scholastischen Philosophie. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000. ISBN 3-8260-1800-1

Siehe auch

  Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gestalt aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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