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Friedemann Schrenk



  Friedemann Schrenk (* 1956 in Stuttgart) ist ein deutscher Paläoanthropologe. Am 11. August 1991 fand einer seiner Helfer in Uraha, einem kleinen Dorf in Malawi, den bezahnten Unterkiefer UR 501 eines mehr als 2 Millionen Jahre alten Hominiden, der als Homo rudolfensis eingeordnet wurde und daher der älteste Vertreter der Gattung Homo ist - eine halbe Million Jahre älter als das Fragment, das Richard Leakey 1972 am Turkana-See gefunden hatte.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Friedemann Schrenk studierte Geologie, Paläontologie, Zoologie, Anatomie und Anthropologie in Darmstadt, Johannesburg und Frankfurt am Main. 1987 schloss er sein Studium mit einer Dissertation über ein schädelanatomisches Thema ab und war Assistent am Zentrum der Morphologie der Universitätsklinik Frankfurt. Von 1987 bis 1988 Assistent am Institut für Spezielle Zoologie der Universität Tübingen. 1994 folgte die Habilitation an der Technischen Universität Darmstadt im Fach Paläontologie.

Bereits 1989 war Schrenk jedoch ans Hessische Landesmuseum Darmstadt gewechselt, zunächst als Kustos in der Geologisch-Paläontologischen und Mineralogischen Abteilung und ab 1990 als Abteilungsleiter. Von 1992 bis 1999 war er stellvertretender Direktor des Hessischen Landesmuseums Darmstadt.

Seit dem Jahr 2000 leitet Friedemann Schrenk am Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main, dem auch das Senckenberg-Museum angegliedert ist, die Sektion Paläoanthropologie und Quartärpaläontologie und ist als Professor für Paläobiologie der Wirbeltiere an der Frankfurter Johann Wolfgang Goethe-Universität tätig.

Arbeitsschwerpunkte

Der Forschungsschwerpunkt von Friedemann Schrenk ist vor allem die Paläoanthropologie, ferner beschäftigt sich seine Abteilung bei Senckenberg mit Biogeographie und Evolutionsökologie des Plio-Pleistozäns Afrikas (mit Geländearbeiten in Malawi, Tansania und Kenya), Evolutions- und Funktionsmorphologie der Säugetiere sowie die Vergleichende Konstruktionsmorphologie von Hartgeweben. Im Mittelpunkt seiner Forschungsarbeit steht seit Jahren die Frage: „Wie sind wir - der Homo sapiens - entstanden?“ Ziel seiner Forschungen ist die Entwicklung eines ganzheitlichen Bildes der Evolution des Menschen in Abhängigkeit von Klima-, Umwelt- und Nahrungsveränderungen in Afrika.

Friedemann Schrenk besitzt die einzige Grabungslizenz in der Wiege der Menschheit, in Ostafrika. Im Nord-Süd-Korridor, heute vor allem in Malawi und Tansania, sind seine Projekte seit langem etabliert und erfolgreich. Seine bedeutendsten Funde sind ein bezahnter Unterkiefer von Homo rudolfensis (Katalognummer UR 501; benannt nach einem Jeansmodell) sowie ein Oberkiefer-Fragment mit erhaltenen ersten beiden Backenzähnen des Australopithecinen Paranthropus boisei (RC 911). In Kooperation mit diversen Partnern versucht Schrenk auch neue, potentielle Fossilfundstellen zu erkunden.  

Im Norden Malawis, in Karonga, ist aufgrund seiner Initiative und mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) und der Uraha-Stiftung ein Kultur- und Museumszentrum gegründet worden, das u.a. seine Vormenschenfunde beherbergen soll. Es soll ferner der lokalen Bevölkerung vermitteln, dass der Mensch sich in Afrika entwickelt hat - dies ist den meisten Afrikanern heute noch nicht bewusst. Schrenk hat durch die Gründung dieses Zentrums einen wichtigen Beitrag für die Förderung der kulturellen Identität in Malawi geschaffen.

Mit dem 2003 gestarteten Schulprojekt „Hominiden machen Schule“ ist es Schrenk ferner gelungen, europäischen und afrikanischen Schülern mit Hilfe von Spendengeldern Abgüsse von Hominiden-Funden und Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen. So bekommen die Schüler beispielsweise Informationen über Fundort, Alter, und Größe von Hominiden, die sie im Rahmen einer Unterrichtsreihe diskutieren können. Neben der Nutzung des Lern- und Anschauungsmaterials soll so zugleich auch der Kontakt zwischen Schulen aus Europa und Afrika intensiviert werden.

Friedemann Schrenk ist Mitglied der Senatskommission für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsforschung der DFG, Mitglied des Fachkollegiums Geologie-Paläontologie der DFG, Vorsitzender des Vorstands der Uraha Foundation Germany und Mitglied des Board of Trustees der Uraha Foundation Malawi.

Auszeichnungen

1997 erhielt Friedemann Schrenk den Forschungspreis des Collège de France, und 1999 erhielt er den Grüter-Preis für Wissenschaftspublizistik vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

2006 wurde ihm der mit 50.000 Euro dotierte Communicator-Preis zugesprochen. Die Jury würdigte die langjährige, kontinuierliche und breitgefächerte Kommunikationsleistung von Friedemann Schrenk. Er brenne nicht nur für sein Fach, es gelinge ihm auch, die Menschen zu fesseln und gleichzeitig einen wichtigen sozialen und kulturellen Beitrag für Malawi zu leisten. In der Würdigung der Jury hieß es ferner:

Neben seiner Arbeit in Afrika hat Schrenk sein Kommunikationstalent in zahlreichen Artikeln, Büchern und anderen Medien unter Beweis gestellt. In seinen populärwissenschaftlichen Büchern „Die Frühzeit des Menschen“, „Adams Eltern“ und „Die Neandertaler“ erklärt Schrenk die Entwicklungsgeschichte unserer Vorfahren auf spannende und gleichzeitig informative Weise. Doch nicht nur in den Printmedien, auch bei Vorträgen, Museumsführungen und Podiumsdiskussionen begeistert Schrenk sein Publikum mit Themen zur Menschwerdung in Afrika oder zur Geschichte der Evolution.

Werke

  • Adams Eltern. Expeditionen in die Welt der Frühmenschen. (mit Timothy G. Brommage), C.H. Beck, München 2002 ISBN 3406486150
  • Die Frühzeit des Menschen. Der Weg zum Homo Sapiens. C.H. Beck, 4. Aufl., München 2003 (C.H.Beck Wissen) ISBN 3406480306
  • African Biogeography, Climate Change and Early Hominid Evolution. (Hgg. mit T. Bromage), Oxford University Press New York 1999
  • Die Neandertaler. (mit Stephanie Müller), C.H. Beck, München 2005 (C.H.Beck Wissen) ISBN 3406508731
  • private Webseite über das Karonga-Zentrum
  • Webseite der Uraha-Stiftung
  • Webseite von F. Schrenk bei Senckenberg
  • Das Erwachen der Menschheit Ein Interview mit Friedemann Schrenk
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Friedemann_Schrenk aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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