Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Erdbeeren



Erdbeeren
 
Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige (Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
Unterfamilie: Rosoideae
Gattung: Erdbeeren
Wissenschaftlicher Name
Fragaria
L.

Die Erdbeeren (Fragaria) sind eine Gattung in der Unterfamilie der Rosoideae innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Sie spielen schon seit der Steinzeit eine Rolle in der menschlichen Ernährung, erst mit der Einführung von amerikanischen Arten im 18. Jahrhundert entwickelte sich jedoch die Gartenerdbeere. Entgegen ihrem Namen zählt die Erdbeere aus botanischer Sicht nicht zu den Beeren, sondern zu den Sammelnussfrüchten.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung und Verbreitung

Erdbeeren sind mehrjährige krautige Pflanzen, meist sind sie weich oder seidig behaart, mit dickem, schwach holzigem, fadenförmige Ausläufer treibendem, „Wurzelstock“. Die grundständigen, langgestielten Laubblätter sind meist dreiteilig.   Sie tragen weiße Blüten, die nach dem Ende der Kälteperiode erscheinen. Sie stehen meist in Trugdolden an der Spitze des aufrechten, armblätterigen Schaftes, und sind bei der Reife saftig fleischige, eine Scheinbeere bildende Fruchtböden, die auf ihrer Oberfläche die Samen zur Weiterverbreitung tragen. Es gibt 12 Arten in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel und eine Art in Chile (F. chiloensis). Insgesamt wurden mittlerweile über 1000 verschiedene Sorten gezüchtet.

Der Name täuscht – der rote Teil ist tatsächlich ein Fruchtkörper, während die eigentlichen Früchte der Erdbeere die kleinen gelben Nüsschen an der Oberfläche sind.

Remontierende Erdbeeren

Im Gegensatz zu den üblichen, einmaltragenden Erdbeeren, gibt es spezielle Züchtungen, die bis in den Herbst hinein immer neue Blütenstände schieben und so eine längere Ernteperiode ermöglichen. Diese nennt man remontierende Erdbeeren. Bekannte Sorten sind hier: Everest, Evie 2 oder Annabelle.

Ausbreitungsmechanismen von Erdbeeren am Beispiel der Wald-Erdbeere

 

Tiere und Menschen, die die Erdbeerfrucht essen, scheiden die kleinen hartschaligen Nüsschen, die sich auf dem Fruchtfleisch befinden, wieder aus, so dass die Nüsschen, soweit sie geeignete Standortbedingungen vorfinden – keimen können (so genannte Endochorie). In Europa sind es Säugetiere wie Rotfuchs, Dachs, Igel, Rötelmaus und Siebenschläfer; Vögel wie Amsel, Hausrotschwanz, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und Wirbellose wie Weinbergschnecke, einige Käferarten und Tausendfüßer, die von den rotfarbigen Früchten angelockt werden. Sie sind damit an ihrer Verbreitung beteiligt. Ameisen schleppen die Früchte sogar in ihre Baue, verfüttern an ihre Larven das Fruchtfleisch und tragen anschließend die verbliebenen Nüsschen wieder weg.

Die Walderdbeere benutzt allerdings nicht nur die Endochorie als Ausbreitungsmechanismus. Früchte, die an den Stängeln verbleiben, vertrocknen nach einiger Zeit. Die Nüsschen fallen dabei herab. Diesen Mechanismus bezeichnet man als Barochorie. Walderdbeeren vermehren sich außerdem vegetativ. Sie bilden lange Ausläufer, die sich bewurzeln und neue Rosetten ausbilden (sogenannte Blastochorie).

Arten

    Die Gattung Fragaria besteht aus den folgenden Arten und Hybriden. Der einfache Chromosomensatz besteht bei allen Erdbeerarten aus 7 Chromosomen. Es kommen Arten und Hybriden mit doppeltem (diploid), vierfachem (tetraploid), sechsfachem (hexaploid), achtfachem (oktoploid) und zehnfachem (dekaploid) Chromosensatz vor.

  • Fragaria chiloensis, Chile-Erdbeere, oktoploid, nord- und südamerikanische Pazifikküste, Hawaii
  • Fragaria daltoniana, diploid, Himalaya
  • Fragaria iinumae, diploid, Japan und Ost-Russland
  • Fragaria iturupensis, oktoploid, nur auf der Insel Iturup (Kurilen)
  • Fragaria moupinensis, tetraploid, China
  • Fragaria moschata, Moschus-Erdbeere, hexaploid, Europa
  • Fragaria nilgerrensis, diploid, Südost-Asien
  • Fragaria nipponica, diploid, Honshu und Yakushima (Japan)
  • Fragaria nubicola, diploid, Himalaya
  • Fragaria orientalis, tetraploid, China
  • Fragaria vesca, Walderdbeere, diploid, Europa, Nordasien und Nordamerika
  • Fragaria virginiana, Scharlach-Erdbeere, oktoploid, Nordamerika
  • Fragaria viridis, Knackelbeere, diploid, Europa und Mittelasien
  • Fragaria yezoensis, diploid, Hokkaido, Kurilen und Sachalin
  • Fragaria ×ananassa, Gartenerdbeere, oktoploid, Hybrid aus Chile- und Scharlach-Erdbeere
  • Fragaria ×vescana, dekaploid, Hybrid aus Garten- und Walderdbeere

Gattungshybride

Die Ziererdbeeren mit rosa Blüten sind Gattungshybriden aus einer Erdbeere und dem Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris). Diese Hybriden sind dekaploid (8 Chromosensätze von der Erdbeere und 2 vom Sumpf-Blutauge).

Beachte

Die Scheinerdbeere (Duchesnea indica oder Potentilla indica) und das Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis) gehören zu der nah verwandten Gattung der Fingerkräuter; die Erdbeerbäume gehören zu den Heidekrautgewächsen.

Inhaltsstoffe

  Die Frucht enthält bis zu 2 Prozent Ellagsäure. Die Sammelnussfrucht erhält ihre typische rote Färbung durch die Pflanzenfarbstoffe Anthozyan und Kaempferol. Weiterhin sind in Erdbeeren die antibakteriellen und entzündungshemmenden Catechine enthalten, die Schwermetalle im Organismus binden. Erdbeeren enthalten außerdem so viel Vitamin C, dass 150 Gramm davon den Tagesbedarf decken. Die Früchte reifen nach der Ernte nicht nach, sie zählen zu den nichtklimakterischen Früchten.

Energie: 32,1 kcal • Wasser: 89,8 g • Calcium: 25,0 mg • Eiweiß: 0,8 g • Phosphor: 25,0 mg • Fett: 0,4 g • Eisen: 1,0 mg • Kohlenhydrate: 5,5 g • Zink: 0,1 mg • ungesättigte Fettsäuren: 0,2 g • Vitamin A: 8,0 µg • Cholesterin: 0,0 mg • Carotin: 0,1 mg • Alkohol: 0,0 g • Vitamin E: 0,1 mg • Harnsäure: 25,0 mg • Folsäure: 15,0 µg • tierisches Eiweiß: 0,0 g • Vitamin B1: 0,0 mg • Ballaststoffe: 2,0 g • Vitamin B2: 0,1 mg • Natrium: 3,0 mg • Vitamin B6: 0,1 mg • Kalium: 145,0 mg • Vitamin C: 65,0 mg • Magnesium: 15,0 mg

Kulturgeschichte

  Aus archäologischen Funden kann man schließen, dass die Erdbeere schon in der Steinzeit bekannt war. In der Antike wurde sie „frega“ oder „fregum“ genannt. Aus dem Mittelalter sind große Flächen, auf denen die kleinen Walderdbeeren (Fragaria vesca) kultiviert wurden, erwiesen. Auch Methoden, Erdbeeren früher oder später heranreifen zu lassen, waren schon entwickelt. Lediglich die Größe der Frucht konnte man nicht beeinflussen. Erst in der Neuen Welt fanden französische Siedler entlang des Sankt-Lorenz-Stroms eine größerfruchtige wilde Art. Diese wurde im 18. Jahrhundert nach Europa als amerikanische Scharlach-Erdbeere eingeführt und zunächst vor allem in Botanischen Gärten kultiviert. 1714 entdeckte der Botaniker Amedee Francois Frezier die Chile-Erdbeere, die ledrig-starre und blaugrüne Blätter hatte und die vor allem sehr große Früchte aufwies. Chile-Erdbeeren weisen dabei die Besonderheit auf, dass sie zweihäusig sind, d. h. es gibt rein männlich blühende Pflanzen und rein weiblich blühende.

Um 1750 entstanden durch Kreuzungen der verschiedenen Wildformen in Holland die sogenannte Ananas-Erdbeere (Fragaria ananassa), die in Deutschland handelsübliche, großfruchtige Erdbeere, die aus wiederholten, zufälligen Kreuzungen der kleinen Scharlacherdbeere aus Amerika (Fragaria virginia) mit der großfruchtigen Chileerdbeere (Fragaria chiloensis) vor dem 19. Jahrhundert entstand – die Stammart unserer Gartenerdbeere.

Erdbeeren im Anbau

   

Der kommerzielle Anbau von Erdbeeren im Freiland kennt verschiedene Anbauverfahren und Kulturführungstechniken.

Das Standardanbauverfahren in Mitteleuropa ist der Anbau in Einzelreihen mit 90 cm bis 1 m Reihenabstand im offenen Boden. In wärmeren Klimaten, z. B. in Südspanien, Marokko und Kalifornien werden Erdbeeren hingegen fast ausschließlich auf kleinen Dämmen kultiviert, die mit schwarzer Mulchfolie überspannt sind und einen Tropfschlauch zur Bewässerung und Fertigation (Düngung) enthalten. Bei diesem Verfahren stehen die Erdbeeren überwiegend in Doppelreihen mit einem Dammabstand von 1,35 m. Der Anbau auf Dämmen gewinnt auch in Mitteleuropa in letzter Zeit an Bedeutung, allerdings werden hier häufig Einzelreihen mit 1 m Dammabstand und entsprechend kleinerem Dammprofil angelegt. Vorteilhaft bei diesem Verfahren ist die teilweise bessere Wurzelgesundheit auf schweren, feuchten Böden und ein etwa zwei Tage früherer Erntebeginn. Nachteilig sind die höheren Gestehungskosten und Pflegekosten der Anlage.

Um eine Verschmutzung der Früchte mit Erde zu verhindern, wird in Mitteleuropa gegen Ende der Blüte Stroh in die Reihenzwischenräume ausgebracht. Sehr weit verbreitet ist die Abdeckung der Erdbeerfelder im Frühjahr mit Vlies oder Lochfolie oder Beidem. Dadurch erreicht man eine Verfrühung der Ernte um 8 bis 14 Tage. Den gegenteiligen Effekt erreicht man durch ein ganzflächiges Überdecken der Felder im Spätwinter mit Stroh. Durch die verzögerte Bodenerwärmung beginnt die Ernte hier etwa 5 Tage später als in einer Normalkultur. Insbesondere das Verfrühen, aber auch das Verspäten der Felder hat große Bedeutung für den kommerziellen Anbau, um eine zeitliche Erntestaffelung zu erreichen. Darüber hinaus wird sowohl das Auslegen von Vlies als auch das Abdecken mit Stroh im Winter dazu verwandt, um die Erdbeeren vor Kahlfrösten zu schützen. Gefährdet ist hier besonders die Sorte Elsanta. Um die Erdbeeren vor Blütenfrösten im April und Mai zu schützen, wird ebenfalls Vlies über die Felder gezogen oder, wenn genügend Wasser verfügbar ist, eine Frostschutzberegung aufgebaut.

In den letzten Jahrzehnten verbreitete sich auch zunehmend der Anbau der Erdbeere in Substrat auf Stellagen unter Glas oder Folie. Dies ermöglicht bis zu drei Ernten im Jahr und reduziert den Hauptkostenfaktor Arbeit. Weiters können die Erdbeeren nicht verschmutzt werden und aufgrund des Daches ist der Pilzdruck geringer.

Die Hauptsorten im konventionellen Anbau sind:

  • Honeoye: früh, Frucht dunkelrot glänzend, stumpfkegelförmig, guter, etwas säuerlicher Geschmack, bei schwülheißer Witterung, starkem Behang und viel Blattmasse auch bittere Früchte, anfällig für Wurzelkrankheiten, hohe Erträge
  • Clery: früh, hell, guter, etwas flacher Geschmack, da sehr wenig Säure, wenig Ertrag, Sorte ist kaum verbreitet
  • Darselect: früh bis mittelfrüh, Frucht mittelrot und kegelförmig, sehr guter Geschmack, insbesondere bei hohen Tagestemperaturen, sehr anfällig für Blütenfrost und Mehltau, mittlerer Ertrag
  • Elsanta: Hauptsorte; mittelfrüh, Frucht hell(orange-)rot, breitkegelförmig, guter bis sehr guter Geschmack, bei regnerischer Witterung etwas wässrig, gut haltbar, Pflanze anfällig für Wurzelkrankheiten, hoher bis sehr hoher Ertrag (bis über 30 t/ha)
  • Korona: mittelfrüh, Frucht rot bis dunkelrot, anfangs groß, im Ernteverlauf klein werdend, sehr weich, deshalb nur als Selbstpflücksorte verbreitet, Geschmack sehr gut, anfällig für Fruchtfäulen, hoher Ertrag
  • Florence: spät, Frucht regelmäßig kegelförmig, mittelrot, teilweise mit bräunlichem bis violetten Schimmer, Geschmack gut, aber von Frucht zu Frucht unterschiedlich, Ertrag sehr hoch

Verwendung

  Erdbeeren sind pflückreif und genießbar, wenn mindestens zwei Drittel der Fruchtoberfläche rot gefärbt ist. Ihr voller Geschmack entwickelt sich jedoch nur, wenn sie ausgereift gepflückt werden. Zu einer Nachreife kommt es bei Erdbeeren nicht mehr.

Eine große Rolle spielen Erdbeeren bei der Herstellung von Marmeladen. Zu den klassischen Kombinationen gehören Süßspeisen, bei denen Rhabarber und Erdbeeren gemeinsam verarbeitet werden. Auch Bananen und Erdbeeren ergänzen sich geschmacklich. Besonders gut zur Geltung kommt der Geschmack der Erdbeeren, wenn die Frucht vor dem Verzehr mit ein wenig Balsamico-Essig benetzt wird. Eine klassische Genussform ist auch der Erdbeerkuchen.

Literatur

  • Fr. Saftenberg: Die Kultur der Erdbeere, Leipzig ca. 1925.
  • Leo Fox, John Langley, Torkild Hinrichsen: Die Erdbeere, Verführung in Rot. Kulturgeschichte einer Frucht aus den Vierlanden. Husum Druck, Husum 2001. ISBN 3-89876-002-2


  • Seite mit Informationen, Rezepten und Film zum Beerenobst
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Erdbeeren aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.