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Chinin



Strukturformel
Allgemeines
Name Chinin
Andere Namen

(8α,9R)-6'-Methoxycinchonan-9-ol

Summenformel C20H24N2O2
CAS-Nummer 130-95-0
SMILES

C=CC1C[N@]2CC[C@@H]1CC2C(O)c3ccnc4ccc(OC)cc34

Kurzbeschreibung weißes, fast geruchloses kristalliner Feststoff [1]
Eigenschaften
Molare Masse 324,44 g·mol−1
Aggregatzustand fest
Dichte 0,33 g·cm−3
Schmelzpunkt Zersetzung: 174,9 °C [1]
Siedepunkt nicht zutreffend
Löslichkeit

sehr schwer löslich in Wasser: 0,5 g·l−1 (20 °C) [1]

Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung

aufgrund widersprüchlicher Herstellerangaben ist keine Angabe möglich [1]

R- und S-Sätze R: siehe oben
S: siehe oben
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Chinin ist ein Alkaloid, das aus der Chinarinde gewonnen wird. Es ist ein weißes, wasserunlösliches, kristallines Pulver.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Chinin wird aus der Rinde des Chinarindenbaums (Cinchona pubescens) gewonnen (Familie Rubiaceae, Subfamilie Cinchonoideae). Der Ursprungsort ist der Hochwald (1500–2700 m ü. M.) der Anden (Venezuela bis Bolivien). Der Name der Pflanze stammt von den Ureinwohnern (quina-quina = Rinde der Rinden), die bereits um die fiebersenkenden Eigenschaften wussten. Den lateinischen Namen Cinchona (nach dem später auch das Chinin benannt wurde) erhielt die Pflanze vermutlich von der Gräfin von Chinchon, Frau des Vizekönigs der spanischen Kolonien, die durch Rindenpulver von der Malaria geheilt worden war. Jesuiten sorgten für die Verbreitung des Mittels in Europa (daher auch die Namen Jesuitenrinde, Kardinalspulver etc.). Chinin wird in ca. 300–500 Tonnen pro Jahr durch Rindenextraktion von kultivierten Pflanzen (Java) gewonnen, manche Arten enthalten 11–15 % Chinin in der Rinde.

Geschichte

Es wurde 1820 von Pierre Joseph Pelletier und Joseph Bienaimé Caventou durch Extraktion aus der Rinde mittels Alkohol entdeckt; sie verdünnten das Extrakt mit Kalilauge und erhielten eine gelbliche, amorphe Masse, die sehr bitter schmeckte und nannten die Substanz Chinin. Es wurde 1823 erstmals vom Apotheker Friedrich Koch in Oppenheim im industriellen Maßstab aus der Rinde von Cinchona-Arten gewonnen. Erst 1908 kann durch Zdenko Hans Skraup, Wilhelm Königs und Paul Rabe die Struktur des Chinins aufgeklärt werden. 1944 kann Chinin durch Robert B. Woodward erstmals formal totalsynthetisiert werden, die tatsächliche Totalsynthese gelingt erst M. R. Uskokovic 1970. Die Aufklärung der physiologischen Wirkung von Chinin gelang dem Franzosen François Magendie.

Eigenschaften

  Chinin schmeckt bitter. Es fluoresziert in saurer Lösung bei Bestrahlung mit Ultraviolettstrahlung (~350 nm) intensiv hellblau. Dies funktioniert allerdings nicht in Salzsäure, da die darin enthaltenen Chloridionen die Fluoreszenz hemmen.

Mit Chrom(III)-oxid Cr2O3 kann Chinin zu Chininsäure und Merochinen oxidiert werden:


Wirkung

Chinin wirkt schmerzstillend, in unmittelbarer Umgebung betäubend und fiebersenkend. In China wird es aufgrund der fiebersenkenden und schmerzstillenden Wirkung in geringen Dosen Mitteln zur Behandlung von grippalen Infekten beigemischt. Chinin wirkt anregend auf die Gebärmuttermuskulatur und somit wehenfördernd, das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt deshalb in einer Publikation vor dem Verzehr durch Schwangere.[2] Chinin wird auch zur Behandlung von Malaria eingesetzt (besonders der komplizierten Malaria tropica), da es die ungeschlechtlichen Formen des Erregers abtötet. Um allerdings eine medizinisch wirksame Dosis zu erhalten, müsste man ca. 15 l Bitter Lemon (1 l enthält ca. 70 mg Chinin) trinken.

Es ist in Abhängigkeit von der Dosierung giftig und kann bei häufiger Einnahme Allergien auslösen. Eine mögliche Oxidation des Hämoglobins durch aufgenommenes Chinin kann ferner auch eine Methämoglobinämie verursachen. Die Giftigkeit beruht auf einer Hemmung von Enzymen der Gewebsatmung sowie einer Blockierung der Synthese der DNA. Eine Überdosis führt unter anderem zu Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Ohrensausen, Taubheit, vorübergehender Erblindung und Herzlähmung. Die tödliche Dosis liegt bei etwa 8–10 g Chinin. Der Tod tritt durch eine zentrale Atemlähmung ein.

Verwendung

Chinin wird in kleinen Mengen Bitter-Lemon-Getränken sowie dem Tonic Water zugesetzt und ruft dort den bitteren Geschmack hervor. Bitter-Lemon-Getränke haben ihren Ursprung in Afrika, wo die Kolonisten den Getränken vorbeugend gegen die Malaria Chinin zusetzten. Generell ist es ein beliebter Bittermacher der Lebensmittelindustrie und ist so beispielsweise auch in Magenbitter zu finden. Da es sich jedoch um eine pharmakologisch wirksame Substanz handelt, muss die Verwendung in Deutschland in Lebensmitteln stets kenntlich gemacht werden (gleiches gilt übrigens für Koffein). Gelegentlich wird es auch als Streckmittel für Heroin benutzt.

Literatur

  • Hobhouse, Henry: Sechs Pflanzen verändern die Welt. Chinarinde, Zuckerrohr, Tee, Baumwolle, Kartoffel, Kokastrauch. Klett-Cotta (2001), ISBN 3-608-91024-7
  • T. S. Kaufman und E. A. Rúveda: Die Jagd auf Chinin: Etappenerfolge und Gesamtsiege. Angewandte Chemie, 2005, 117, 876-907.

Quellen

  1. a b c d Eintrag zu Chinin in der GESTIS-Stoffdatenbank des BGIA, abgerufen am 13. Okt. 2007 (JavaScript erforderlich)
  2. Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): Publikationen zu Chinin
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Chinin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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