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Caspar Peucer



 

Caspar Peucer (auch Kaspar Peucer, Peucker; * 6. Januar 1525 in Bautzen; † 25. September 1602 in Dessau) war als Kirchenreformer, Mathematiker, Astronom, Mediziner, Diplomat und Schriftsteller ein wichtiger Vertreter des deutschen Späthumanismus.

Leben und Wirken

Der Sorbe Peucer besuchte die Bautzener Ratsschule und später die Goldberger Schule unter Leitung von Valentin Friedland von Trotzendorf. Auf dessen Empfehlung hin kam er ab 1540 in Wittenberg in Kontakt mit der Familie Philipp Melanchthons. Nach Abschluss seines Pädagogiums begann Peucer 1543 sein Artistenstudium an der Universität Wittenberg, wobei er sich vorwiegend auf die Mathematik konzentrierte. 1545 erlangte er den Magistergrad. Infolge des Schmalkaldischen Krieges konnte er sein Medizinstudium 1546 nur in Frankfurt/Oder fortführen.

Im Jahre 1548 kehrte er nach Wittenberg zurück. 1550 heiratete Peucer Melanchthons jüngste Tochter Magdalena (* 19. Juli 1531–12. September 1576). 1550 erhielt er an der Universität Wittenberg die Professur für "Niedere Mathematik", 1554 die für "Höhere Mathematik" (d.h. Astronomie). Er verfasste Arbeiten über die Erdvermessung (De dimensione terrae, 1550) und über Grundlagen der Astronomie (Elementa doctrinae de circulis coelestibus, 1551). Anfang 1560 promovierte er zum Doktor der Medizin, wurde Professor der Medizin und im Sommersemester 1560 Rektor der Universität Wittenberg. Nach dem Tode Melanchthons bemühte er sich um die Wahrung dessen Erbes. Er veröffentlichte verschiedene Briefe und Reden Melanchthons, setzte dessen historische Vorlesungen über das „Chronicon Carionis“ fort und vermittelte Melanchthons Philippismus im „Corpus Doctrinae Philippicum“.

Peucer unterhielt ab 1563 regelmäßigen Kontakt zum kursächsischen Hof und wurde 1566 durch Kaiser Maximilian II. in den erblichen Adelsstand erhoben. Ab 1570 war er Leibarzt des Kurfürsten August von Sachsen. Außerdem wurde ihm 1571 das Patentamt am Prinzen Adolf übertragen.

1571 war Caspar Peucer an der Veröffentlichung des neuen Wittenberger Katechismus der theologischen Fakultät wesentlich beteiligt. Als kirchenpolitischer Führer der Philippisten wurde Peucer von der lutherischen Orthodoxie stark angegriffen und als Kryptocalvinist bezeichnet. Im Zusammenhang mit der in Frankreich 1572 stattfindenden „Bartholomäusnacht“, änderte Sachsen abrupt seine Konfessionspolitik und folgte nun dem radikalen Kurs der Gnesiolutheraner. Anhänger des Calvinismus wurden zu Staatsfeinden. Auch die moderaten Kräfte der Philippisten wurden in diesen Strudel mit hineingezogen. Peucer, der von seiner religiösen Grundauffassung nicht abweichen wollte, wurde 1574 in Haft genommen. Zunächst war er mit seiner Familie im Schloss Rochlitz inhaftiert.

Von 1576 bis 1586 war er in Einzelhaft auf der Pleißenburg in Leipzig eingekerkert. Während seiner Haftzeit fertigte Peucer chronologisch geordnete Notizen über seine Gefangenschaft an, die nach seinem Tod als Historia Carcerum gedruckt wurden und die heute ein seltenes frühzeitliches Dokument über den Strafvollzug aus der Sicht eines Betroffenen darstellen. Außerdem verfasste er in Gefangenschaft ein zweites Buch, den Idyllium Patria, in dem er seiner Oberlausitzer Heimat in lateinischen Distichen ein literarisches Denkmal setzte. Nach seiner durch die junge sächsische Kurfürstin Agnes Hedwig von Anhalt bewirkte Freilassung lebte er als Leibarzt und Rat am anhaltischen Hof in Dessau, wo er am 25. September 1602 starb.

Werke (Auswahl)

Für eine vollständige Übersicht siehe das Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16).

  • Tractatus historicus de Ph.Melanchthonis sententia de controversia coenae Domini, 1553 (Druck 1596)
  • Commentarius de praecipuis divinationum generibus, 1553
  • Corpus Doctrinae Philippicum, 1560
  • Opera Melan, 1562–65
  • Epistolae, 1565
  • Idyllion de Lusatia, 1583 (gedruckt 1594)

Literatur

  • Caspar Peucer 1525–1602, Hrsg. Hans-Peter Hasse und Günther Wartenberg, ISBN 3374021069
  • Zwischen Katheder, Thron und Kerker, Hrsg. Stadtmuseum Bautzen, Domowina Verlag, ISBN 3-7420-1925-2
  • Wolfgang Klose: Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch: das Stammbuch von Abraham Ulrich (1549-1577) und David Ulrich (1580-1623), Halle: Mitteldt. Verl., 1999, ISBN 3-932776-76-3
  • Claudia Brosseder, Im Bann der Sterne: Caspar Peucer, Philipp Melanchthon und andere [1]
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Caspar_Peucer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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