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Bahnung



Die Bahnung (oder englisch Priming) ist ursprünglich ein Begriff aus der Neurophysiologie. Er beschreibt das Phänomen, dass eine wiederholte Erregung bestimmter Nervenbahnen den Wirkungsgrad von Reizen gleicher Stärke erhöht oder eine Erregung dieser Nervenbahn schon auf Grund schwächerer Reize ermöglicht wird. Auf einen Gedächtnisinhalt bezogen wird dieser schneller - oder gar automatisiert - abgerufen, wenn der Inhalt selbst oder die mit diesem Inhalt assoziierten kognitiven Inhalte zuvor aktualisiert worden sind (s. auch Summation).

In der Betrachtung einer einzelnen Nervenzelle wird zwischen räumlicher und zeitlicher Bahnung unterschieden. Bahnung findet als neurophysiologisches Konzept auch Anwendung in der Betrachtung komplexer Phänomene aus der Hirnforschung, Psychophysik, Verhaltensphysiologie und der Sozialpsychologie.

Praktische Bedeutung erhält das Phänomen der Bahnung in der Lerntheorie: Durch häufige Wiederholung findet eine Bahnung für bestimmte Gedächtnis- und Assoziationsleistungen statt, so dass Bahnung als neurophysiologischer Vorläufer etwa eines Gedankens oder einer Erinnerung betrachtet werden kann. Der Begriff wird dem österreichischen Physiologen S. Exner zugeschrieben.

Beispiel: Man zeige einer Person ein Bild/Video eines Zebras, das ausgeschriebene Wort "Zebra" oder ein lebendiges Zebra. Wird diese Person einige Zeit nach der Präsentation eines dieser Stimuli aufgefordert, einige Tiere aufzuzählen, so wird sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zuerst das Zebra nennen, da "Zebra" als kognitiver Inhalt zuvor aktualisiert wurde. Dieser Bahnungseffekt kann Minuten, Stunden und sogar Tage anhalten. Die Extremform der Bahnung wird Einrahmung (Framing) genannt.

Affektive Bahnung 1

Versucht mittels des Bahnungseffekts über die Reaktionszeit eine Aussage über die Einstellung einer Versuchsperson zu erhalten. Ablauf:

  1. Präsentation des Einstellungsobjektes
  2. Präsentation eines Testobjektes, das die Versuchsperson als positiv oder negativ bewerten soll (z. B. mittels Druck auf einen von 2 Schaltern.)
  3. Messung der Reaktionszeit

Je nachdem wie lange die Versuchsperson für ihre Entscheidung gebraucht hat, lässt sich nun die Einstellung dieser Person gegenüber dem Einstellungsobjekt messen.

Beispiel: Nehmen wir an, die Versuchsperson (Vp) sitzt an einem Tisch mit 2 Knöpfen (+) für positiv und (-) für negativ. Als erstes präsentieren wir ihr als Einstellungsobjekt ein saftiges Schweinesteak, als zweites ein totes Tier als Testreiz. Da dieser Testreiz allgemein als negativ angesehen wird, wird auch die Vp diesen mit negativ bewerten. Je nachdem wie lange die Vp nun benötigt den Testreiz als negativ zu bewerten, glaubt man, die Einstellung der Vp gegenüber dem Schweinesteak ermitteln zu können.
    • Die Vp hat eine lange Reaktionszeit -> sie mag im Grunde Schweinesteak
    • Die Vp hat eine kurze Reaktionszeit -> sie mag kein Schweinesteak (z.B. Vegetarier)
Erklärung: Die Vp wurde auf das Steak "gebahnt". Mag sie Steaks, hat sie aufgrund dessen beim Testreiz Probleme, ihren positiven Eindruck in einen negativen zu wandeln. Eine Vp, die schon das Steak nicht mochte, wird somit weniger innere Konflikte haben und schneller auf den (-) Knopf drücken können. Solch ein innerer Konflikt könnte als eine simple Form des der Psychoanalyse zugrunde liegenden Kernkonfliktes angenommen werden.

Siehe auch

  • Mere-Exposure-Effekt
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Bahnung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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