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Abraham Vater



Abraham Vater (* 9. Dezember 1684 in Wittenberg - † 18. November 1751 in Wittenberg) war ein deutscher Mediziner und Philosoph.

Leben

  Abraham Vater wurde am 9. Dezember 1684 als Sohn des Wittenberger Universitätsprofessors der Medizin Christian Vater in Wittenberg geboren. Seine Mutter Regina Dorothea stammte aus der Familie des Theologen Abraham Calov, womit seine familiären Beziehungen zur Wittenberger Universität eng geknüpft waren. 1702 nahm er ein Studium der Medizin an der Wittenberger Universität auf, wo er 1706 die philosophische Magisterwürde erlangte. Daraufhin wechselte er 1708 an die Leipziger Universität und erhielt 1710 dort den medizinischen Doktorgrad.

Langjährige Studienreisen führten ihn dann nach England, Amsterdam und Leiden, wo er eingehende anatomische Studien betrieb und sich vor allem mit der Injektionstechnik vertraut machte. 1712 kehrte er nach Wittenberg zurück und habilitierte 1712 als Dozent an der Wittenberger Universität. 1717 wurde er als außerordentlicher und 1719 als ordentlicher Professor der Anatomie und Botanik, an der selbigen Universität berufen.

1733 widmete er sich speziell der Anatomie und gründete am 1. Mai 1736 das anatomische Museum der Wittenberger Universität im Augusteum. 1737 erhielt er die Professur der Pathologie, 1746 wurde er zum ersten Professor der Therapie und verblieb bis zu seinem Tode am 18. November 1751 als Senior der medizinischen Fakultät an der Wittenberger Universität.

Wirken

   

Abraham Vaters Name ist noch heute in der medizinischen Fachsprache präsent. Vater galt als exzellenter Wissenschaftler, unter dessen Betreuung und Leitung in Wittenberg 52 Promotionen abgelegt wurden. Seine zahlreichen Arbeiten betreffen die Botanik, Chemie, Pharmalogie, Pathologie, Therapie, Chirurgie, Gynäkologie und Staatsarzneikunde. Vor allem seine 1720 publizierte Beschreibung der Mündung des Gallengangs in den Dünndarm, die sich kaum noch mit den Erkenntnissen heutiger Mediziner deckt, ist in die Geschichte der Medizin eingegangen. Diese anatomische Struktur ist in Erinnerung an den Wittenberger Anatomen als „Papilla Vateri” bezeichnet worden.

Bei dieser Papille handelt es sich um einen komplexen Verschluss-Mechanismus, der in der Anatomie, Pathologie und Physiologie eine wichtige Rolle spielt und von dem die drei Organe Bauchspeicheldrüse, Galle und Zwölffingerdarm abhängen. In einer Dissertation bei Lehmann „De consensu partrium corporis humani“ (Wittenberg, 1741), beschreibt Vater ferner die unter seinem Namen bekannten, dann in Vergessenheit geratenen und von Pacini in der dritten Dekade des 19. Jahrhunderts erst wieder entdeckten, so genannten Vater-Pacini-Tastkörperchen als kleine ovale Anschwellungen „papillae nerveae“. Diese Strukturen sind insbesondere an Handflächen und Fußsohlen für das Vibrationsempfinden zuständig..

Des Weiteren erwähnenswerte Dissertationen finden sich in der Abhandlungen über den Mechanismus der Schließung des foramen ovale (1714), über einen Speichelgang in der Zunge (1720, 1723), über einen Ringmuskel am Gebärmuttergrunde (1723). Ein weitgehend vollständiges Schriftverzeichnis Vaters befindet sich in der Biographie medicale Band 7 Seite 400-403. Schon früh legte Vater beschreibende Verzeichnisse von exotischen Pflanzen, anderer Naturprodukte und anatomischer Präparate an.

Er las neben Anatomie auch Botanik. Ihm ist es zu verdanken, dass die Präparatessammlung des bekannten niederländischen Anatomen Frederik Ruysch, bei dem er einst studiert hatte, an die Wittenberger Universität gelangte. So wurden seine Vorlesungen durch diese, die universitäre als auch durch seine Privatsammlung bereichert. Diese drei akademischen Sammlungen wurden schließlich in einem besonderen Raum im Augusteum untergebracht. Nach der Vereinigung der Universität Wittenberg mit Halle 1817 gelangte ein Teil der Sammlung in das Anatomische Institut nach Halle.

Außer durch die bereits erwähnten Einrichtung eines anatomischen Museums hat sich Vater um die Hebung des bezüglichen Unterrichts in Wittenberg dadurch verdient gemacht, das er auch anatomische Demonstrationen für Frauen hielt. Abraham Vater nahm für seine wissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche Sektionen vor. Schwierigkeiten bereitete jedoch die Zulieferung von Leichen. Seit 1722 wurde der Akademie zugebilligt, die Leichen von Hingerichteten und auch von im Spital Verstorbenen für die Anatomie abholen zu dürfen, wenn von den Verwandten die Begräbniskosten nicht erbracht wurden. Die Abholung der Leichen und die Kosten für die spätere Bestattung mussten die Professoren selbst tragen. Schon 1748 forderte Abraham Vater die Errichtung eines klinischen Institutes für den Lehrbetrieb.

Literatur

  • Heinrich Kühne und Heinz Motel: Berühmte Persönlichkeiten und ihre Verbindung zu Wittenberg. Verlag Göttinger Tageblatt, 1990, ISBN 3-924781-17-6
  • Rotary Club Wittenberg: Berühmte Wittenberger Gäste. 2. Auflage
  • Martin Treu, Ralf Torsten Speler und Alfred Schellenberger: Leucorea - Bilder zur Geschichte der Universität. herausgegeben von der Stiftung Leucorea, 1998, ISBN 3-9804492-6-2
  • Beitrag Mitteldeutsche Zeitung: Wittenberger Arzt geehrt vom 29. Juni 2001 von Corinna Nitz
  • Beitrag im Wittenberger Wochenspiegel: Mediziner aus aller Welt ehren den berühmten Arzt Jahrgang 26/2001
  • Nikolaus Müller: Die Funde in den Turmknäufen der Stadtkirche zu Wittenberg, Magdeburg Evangelische Buchhandlung Ernst Holtermann, 1912
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Abraham_Vater aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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