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Therapiehund



  Ein Therapiehund ist ein Haushund, der gezielt in einer tiergestützten medizinischen Behandlung (beispielsweise im Rahmen einer Psychotherapie, Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie oder Heilpädagogik) eingesetzt wird. Er ist abzugrenzen vom Assistenzhund, der als ständiger Begleithund für Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen ausgebildet und eingesetzt ist.

Für die Arbeit des Therapiehundes eignen sich Hunde jeglicher Rasse und Größe. In den letzten Jahren werden jedoch Jagdhunde, wie der Golden Retriever, oder der Magyar Vizsla aus Gründen ihrer rassetypischen Kommunikationsfreudigkeit eingesetzt. Sie sollten sehr wesensfest und gesund sein und einen ausgeprägten Spieltrieb besitzen. Außerdem muss eine gesunde Bindung zum Hundeführer bestehen. Eine strikte Trennung von Hundeführer und Therapeut, Pädagoge, Arzt etc. ist zur Vermeidung eines Burnout des Therapiehundes unerlässlich. Therapiehunde werden üblicherweise im Rudel gehalten. Der Therapiehund ist nicht mit dem Besuchshund zu verwechseln. Besuchshunde werden von Ehrenamtlern geführt, um soziale Kontakte von pflegebedürftigen Menschen o.ä. zu erhalten. Sie arbeiten nicht im therapeutischen Sinne, sondern auf sozialer Ebene.

Inhaltsverzeichnis

Therapiehundtypen

aktiver Therapiehund

Der aktive Therapiehund bringt eigene Spielideen mit, besitzt einen starken Aufforderungscharakter und ist geeignet zur Motivation.

reaktiver Therapiehund

Der reaktive Therapiehund reagiert auf Spielideen des Patienten, spiegelt Befindlichkeiten.

Wirkungsweisen

  1. Hunde wirken Blutdruck senkend und Stress abbauend, eine Wirkungsweise, die von den Psychologen Katcher und Beck evaluiert wurde. Die Probanden sollten Texte vorlesen. Sie durften nicht mit dem Hund interagieren. Die Vergleichsgruppe mit Hund hatte eine niedrigere Pulsfrequenz und einen niedrigeren Blutdruck, als die Gruppe, die ohne Hund vorlas. Ebenso verbesserten sich die Vorleseleistungen durch die pure Anwesenheit des Hundes.
  2. Je schlechter die Befindlichkeit des Patienten vor der Begegnung mit dem Hund, umso stärker bessert sich seine Befindlichkeit. In einer Studie mit 218 Patienten, die von Prothmann und Ettrich an der Universität zu Leipzig angefertigt wurde, füllten die Patienten vor und nach der Therapiestunde einen Basler-Befindlichkeitsbogen aus. Damit konnte dieser Effekt nachgewiesen werden. Als Therapiehunde nahmen vier Magyar Vizsla, ein Deutsch-Kurzhaar und drei Mischlingshunde teil. Unterschiede in der Wirkung der einzelnen Hundeindividuen konnten nicht festgestellt werden.
  3. Durch die Anwesenheit von Hunden werden zwischenmenschliche Begegnungen entsexualisiert.
  4. Die Hund-Mensch-Kommunikation unterliegt nicht der Gefahr des Double Bind.

Hygiene und Arbeitsbedingungen

Therapiehunde müssen nachweislich frei von Parasiten sein. Eine vierteljährliche Entwurmung ist zwingend. Die maximale Arbeitsauslastung eines Therapiehundes beträgt pro Tag maximal 45 Minuten in einzeltherapeutischen Sitzungen und nicht öfter als dreimal in einer Woche. Werden mehrere Hunde eines Rudels bzw. andere Tiere gleichzeitig eingesetzt, und können sich die Hunde zwischenzeitlich zurückziehen, kann die Arbeitszeit bis zwei Stunden pro Tag betragen. Therapiehunde dürfen nicht als "Einrichtungshund" dauerhaft am Arbeitsort (Klinik, Praxis, Altenheim etc.) verbleiben. Insgesamt wird die Einsatzzeit der Hunde maßgeblich durch die Bedingungen, unter denen sie arbeiten (Raumgröße, Anzahl der Personen, medizinische Apparaturen, Gerüche, Temperatur etc.)sowie die Klientel, mit der sie arbeiten (Senioren, Kinder, körperlich und/oder geistig Behinderte, Komapatienten etc.) bestimmt.

Zucht und Aufzucht

Die zielgerichtete Zucht und Aufzucht von geeigneten Therapiehunden nimmt stetig zu. Da nicht alle Welpen eines Wurfes für einen späteren Einsatz als Therapiehund geeignet sind, beginnt das Auswahlverfahren von Therapiehunden schon mit der Begutachtung der Verhaltensentwicklung ab dem Zeitpunkt der Geburt. Bis zur Abgabe wird der spätere Therapiehundanwärter schon mit verschiedenen Menschen und zahlreichen Situationen konfrontiert.

Welpentest

Der Welpentest ist ein wichtiges Element bei der Auswahl des geeigneten Welpen für die Ausbildung von Therapiehunden und Behindertenbegleithunden. Eine Garantie ist solch ein Test allerdings nicht und es kann gut sein, dass sich der Welpe trotz passender Ergebnisse im Welpentest anders entwickelt als angenommen. In der Regel werden die Welpen zwischen der 6. und 7. Lebenswoche getestet. Der Test findet im Hause des Züchters in einem nicht zu großen, warmen Raum statt. Ein Welpe sollte so kurz wie möglich, aber max. 20 min getestet werden. Zeigt sich ein Welpe, egal zu welchem Zeitpunkt, überfordert, wird der Test sofort abgebrochen. Kein Welpe soll den Test als unangenehm oder gar traumatisch erleben. Während des Test werden die Zugänglichkeit des Welpen zum Menschen, seine Vertrauensbereitschaft und Kooperationsbereitschaft getestet. Seine Neugierde, seine Entdeckerfreude, sein Mut oder seine Vorsicht, seine Ausdauer und auch der Stand seiner Entwicklung werden beleuchtet. Ein Welpentest erfasst, wie alle Tests, nur den Moment. Er erlaubt es jedoch dem Tester, einen ganzen Wurf Welpen innerhalb eines kurzen Zeitraumes kennen zu lernen. Im Vergleich der Welpen untereinander kann der Tester Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdecken und auch eine generelle Tendenz des Wurfes ausmachen.

Ausbildung

Die Therapiehundeausbildung erfolgt in weiten Teilen über das Tradieren, was besagt, dass der zukünftige Therapiehund gemeinsam mit ausgebildeten Therapiehunden lebt und von diesen lernt. Grundlage der Therapiehundeausbildung sollte immer ein Grundgehorsam sowie eine rassetypische Anlagenprüfung sein. Im weiteren Ausbildungsverlauf wird dem Therapiehund ein intelligenter Ungehorsam anerzogen. Die Bindung zum Therapiehundeführer sollte sich in einem gesunden Rahmen bewegen.

Die besondere Fähigkeit des intelligenten Ungehorsam ist eine antrainierte, teilautonome Handlung des Therapiehundes, mit der er eine Problemsituation selbständig löst. Das bedeutet, er darf Befehle verweigern, die der Situation nicht angemessen sind. Zum Beispiel wäre es unangemessen, wenn ein Therapie-Kind dem Hund pausenlos Befehle gäbe, ohne eine positive Rückmeldung zu vermitteln. Durch seine Befehlsverweigerung kann der Hund dem Kind helfen, an Bewusstheit für ein Gegenüber zu gewinnen und somit auch die Interaktionsfähigkeit des Kindes zu verbessern. Voraussetzung für diese Fähigkeit ist ein hoher Entwicklungsstand des Therapiehundes. Er muss in der Lage sein, Handlungsabsichten anderer zu erkennen und einzuschätzen (Fähigkeit zur Antizipation) und die Realität richtig einzuschätzen.

Quellen

  • Buddenbrock, Andrea Freiin von (2003) Der Hund im Rettungsdienst. Ein Handbuch für Ausbildung und Einsatz, S.128 Selbstständige Problemlösungen und "intelligenter Ungehorsam" Kynos Verlag ISBN 3933228743 DeutschesFachbuch.de[1]
  • Trumler, Eberhard (1996) Mit dem Hund auf du : zum Verständnis seines Wesens und Verhaltens/ Vorwort Konrad Lorenz. Verleger: München , Zürich : Piper (Serie Piper, Bd. 1135) ISBN 3-492-21135-6
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Therapiehund aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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